Veröffentlicht inPolitik

„hart aber fair“ (ARD): Frau dachte zu sorglos an die Rente – jetzt sitzt sie in der Patsche

Trauriges Schicksal bei „hart aber fair“. Im ARD-Talk spricht eine Seniorin offen über ihre Armut in Rente. Doch eine Sache geht fast unter.

Renten-Talk bei "hart aber fair"
© Screenshot ARD Mediathek

Französische Rentner leben deutlich besser – Deutsche können neidisch werden!

Geht es französischen Rentnern tatsächlich besser als Rentnern in Deutschland? Wir sprachen mit Helmut Achatz, der sich mit Rentensystemen in Europa auskennt.

Am Montag diskutiert Louis Klamroth bei „hart aber fair“ über die Rente. In seinem Studio sitzt eine 66-Jährige, die hoffnungslos wirkt. Das Gespräch, das er mit der Frau führt, macht viele betroffen.

+++ Auch interessant: Rente: Wie bitter! Ganz viele verpassen ihren Anspruch – Hunderte Euro mehr wären drin +++

Doch dabei wird ein Punkt schnell vom ARD-Moderator und seinen Gästen weggewischt – dafür allerdings von der Seniorin selbst erwähnt.

Hunderttausende Rentner auf Grundsicherung angewiesen – „Es ist vorbei!“

So viele Rentner wie nie sind auf die Grundsicherung angewiesen, also auf Sozialhilfe vom Staat, zusätzlich zur Rente. Etwa 720.000 Senioren sind es in Deutschland – eine davon ist Magdalini Wallraff aus Köln.

Sie bezieht seit dem 1. Oktober eine Rente von 709 Euro und bekommt darüber hinaus 437 Euro Grundsicherung. Insgesamt also 1.146 Euro. Abzüglich ihrer Fixkosten bleiben ihr gerade mal 280 Euro zum Leben.

„Es ist vorbei. Es ist traurig, aber wahr“, sagt sie im Talk mit Klamroth. Die Situation bereite ihr Kopfschmerzen. Sie müsse genau überlegen, wo sie ihre Lebensmittel einkauft und könne sich nichts leisten. Selbst Geschenke für ihre Enkel zu Weihnachten seien nicht drin. Sie finde es zwar schön, dass die Tafeln helfen, aber empfinde es als „menschenunwürdig, dass man mit 66 arm ist und dann zur Tafel muss“.

Seniorin räumt bei „hart aber fair“ ein: Nicht viel in die Rentenkasse eingezahlt

Ihr sei nicht klar gewesen, dass ihr mal so wenig Geld in der Rente bleibe – „sonst hätte ich vorgesorgt“, sagt sie. Dann räumt sie allerdings ein, dass sie offenbar sehr wenig in die Rentenkasse eingezahlt hat in ihrer Erwerbsbiografie.

„Hausfrau, auf 400 Euro gearbeitet und dann Teilzeit, mal hier und mal da. Immer eingezahlt, aber natürlich nicht viel. Aber welche Frau verdient 45.000 Euro im Jahr, damit die eine hohe Rente kriegt?“

Seniorin Magdalini Wallraff bei „hart aber fair“

Ein Punkt geht allerdings hier unter: Die öffentliche Diskussion um die Zukunft der Rente gibt es schon seit mindestens 30 Jahren in Deutschland. So wurde beispielsweise unter Kanzler Gerhard Schröder die umstrittene Riester-Rente eingeführt als weitere Säule der Altersvorsorge. Viele aber blenden das Risiko der Altersarmut weiter aus.

Juso kritisiert eigene Partei: Schröders Agenda Schuld an solchen Schicksalen

Im Studio sitzt auch Juso-Chef Philipp Türmer. Er nimmt seine eigene Partei, die SPD, in die Kritik. Durch Schröders Agenda 2010 sei erst der Niedriglohnsektor geschaffen worden. In diese Falle hinsichtlich der Altersvorsorge geriet auch Magdalini Wallraff. Türmer fordert ein Ende von prekären Beschäftigungsverhältnissen, die zu dieser Altersarmut führen. Es brauche heute eine gute Grundsicherung im Alter, systematisch aber bessere Löhne und Arbeitsbedingungen.

Tafel-Chefin in ARD-Talk „hart aber fair“: „Ein Viertel unserer Kundinnen und Kunden sind Rentner“

Tafel-Geschäftsführerin Sirkka Jendis weiß, dass das Schicksal von Seniorin Wallraff viele trifft. „Ungefähr ein Viertel unserer Kundinnen und Kunden sind Rentner. Und mehr als 30 Prozent der Tafeln haben Wartelisten oder Aufnahmestopps“, erzählt sie bei „hart aber fair“.

Sie findet es „in jedem Fall“ ungerecht, dass Menschen, die ihr Leben lang gearbeitet haben, zu den Tafeln gehen müssen. Zudem sei es ungerecht für die ehrenamtlichen Helfer, dass sie das politische Versagen ausbaden müssten, wenn sie Leute wegschicken müssen, „die nachweislich Hilfe brauchen“.