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Was ist die Hisbollah – und warum greift Israel im Libanon an?

Israel hat eine Bodenoffensive im Libanon gestartet, im Visier hat man die Hisbollah. Hier findest du alle Hintergründe zu der Miliz.

Die Hisbollah gilt als der verlängerte Arm des Iran.
© IMAGO/ZUMA Press Wire

Baerbock warnt im Libanon vor "heißem Krieg"

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat bei ihrem Besuch im Libanon vor einem "heißen Krieg" zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz gewarnt. Im Libanon traf sie unter anderem mit Ministerpräsident Nadschib Mikati zusammen.

In der Nacht auf Dienstag (1. Oktober) machte Israel seinen begrenzten Bodeneinsatz im Libanon publik. Im Visier hat man die Terroristen der Hisbollah-Miliz – aber warum? Hier erklären wir dir, was genau die Hisbollah ist, welche Gefahr von ihr ausgeht und inwieweit sie in die Kämpfe im Gazastreifen involviert ist.

Was ist die Hisbollah?

Die Hisbollah-Organisation wird auch als die Speerspitze des Iran bezeichnet. Sie ist eine schiitisch-islamische Organisation, die in den 1970er-Jahren im Libanon entstand. Gemeinsam leistete man Widerstand gegen die israelische Besatzung, unterstützt wurde man schon damals vom Iran.

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Die Organisation untergliedert sich in eine politische Partei und eine bewaffnete Miliz. Insbesondere die Miliz vertritt anti-westliche Positionen und sieht sich als schiitischer Widerstand gegen den Westen.

Welches Ziel hat die Hisbollah?

Die Terrororganisation beruft sich auf ihr Manifest aus dem Jahr 1985. Das Hauptziel war die Vertreibung westlicher Mächte aus dem Libanon und die Zerstörung des israelischen Staates. Während des libanesischen Bürgerkriegs (1975-1990) hatte Israel den Südlibanon besetzt – die militärische Aktivität konzentrierte sich zu diesem Zeitpunkt auf die Befreiung des Gebiets.


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Die Hisbollah setzte dabei unter anderem auf Selbstmordattentäter und Entführungen von israelischen Soldaten. Im Manifest ist zudem ein Treuebekenntnis zu der schiitischen Führung des Irans festgehalten. Experten bezeichnen die Hisbollah daher als den verlängerten Arm Teherans. Der Iran ist der Knotenpunkt zwischen der Hisbollah und der Hamas, sodass auch zwischen diesen Organisationen ein enges Bündnis entstand. Aus Solidarität hat man aus dem Libanon heraus immer wieder Ziele in Israel angegriffen.

In den 90er Jahren hat die Miliz die religiösen Schranken durchbrochen, lässt inzwischen auch die Unterstützung von Sunniten und libanesischen Christen zu. Zwischen 2015 und 2022 hatte man 13 Sitze im libanesischen Parlament und zwei Kabinettsposten in der Regierungskoalition inne, was die starke Verankerung im Libanon erklärt. Noch immer sitzen Mitglieder als Politiker im Parlament.

Wie stark und gefährlich ist die Hisbollah?

Vorab: Experten schätzen das Risiko einer Eskalation als so hoch ein wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Seit dem Tod von Hisbollah-Chef Nasrallah, welcher im September bei einem israelischen Luftschlag getötet wurde, haben sich die Spannungen noch einmal verschärft. Auch für die verheerenden Explosionen von hunderten Pagern sowie von Walkie-Talkies macht man Israel verantwortlich.

Israel schätzt, dass tausende Raketen aus dem Libanon auf Israel gerichtet sind. Zwar haben die jüngsten Angriffe die Führungsriege geschwächt, doch laut eigenen Angaben ist man noch voll einsatzfähig. Niemand weiß, wie stark die Miliz wirklich ist. Vor dem Beginn der Zuspitzung soll die Hisbollah 150.000 Raketen besessen haben – vorwiegend geliefert aus dem Iran. Auch hochmoderne Waffen und Drohnen sind Teil des Arsenals. Nach Einschätzung des „Center for Strategic and International Studies“ ist die Hisbollah der am stärksten bewaffnete nichtstaatliche Akteur der Welt. 2021 behauptete Nasrallah, seine Miliz verfüge über 100.000 Kämpfer. Der amerikanische „Council on Foreign Relations“ geht von 20.000 Kämpfern und 20.000 Reservisten aus.