Romi, Emily und Doron: Jeder in Israel kennt die Namen der drei jungen Frauen. Vor mehr als 15 Monaten wurden sie von der islamistischen Terror-Organisation „Hamas“ in den Gazastreifen verschleppt.
In den vergangenen Tagen haben die Regierung Israels und die Hamas um einen Waffenstillstand gerungen. Immer wieder wurde nachverhandelt – bis er tatsächlich in Kraft trat. Er war die Voraussetzung für einen Austausch von verschleppten Geiseln aus Israel und palästinensischen Gefangenen.
Israel: Romi, Emily und Doron an Rotes Kreuz übergeben
Romi Gonen, Emily Damari und Doron Steinbrecher sind die ersten drei von 33 Hamas-Geiseln, die am Sonntagnachmittag (19. Januar) von der islamistischen Palästinenser-Organisation an das Rote Kreuz übergeben wurden. Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie die drei Frauen in einem Fahrzeug in Gaza von einer großen Menge umringt wurden. Bewaffnete Hamas-Mitglieder begleiteten sie. Terroristen hatten die Frauen während des Massakers in Israel am 7. Oktober 2023 verschleppt und seitdem im Gazastreifen festgehalten. Für die drei Frauen sollen später rund 90 palästinensische Häftlinge – vor allem Frauen und Minderjährige – aus israelischen Gefängnissen entlassen werden.
+++ Einigung zwischen Israel und Gaza: Geiselfreilassung und Waffenruhe +++
Romi Gonen aus dem Norden Israels gehörte zu den mehr als 3000 Besuchern des Nova-Musikfestivals, die im Morgengrauen des 7. Oktober 2023 von Hamas-Kämpfern und verbündeten Palästinensergruppen überfallen wurden. Allein beim Nova-Festival töten die Hamas-Kämpfer auf brutale Weise mehr als 360 junge Menschen und verschleppten Dutzende von ihnen in den Gazastreifen – auch Romi Gonen.
Die 24-Jährige, die von ihrer Familie als talentierte Tänzerin und Choreografin beschrieben wird, versuchte vor den Angreifern mit dem Auto zu fliehen. Währenddessen rief sie ihre Mutter Merav Leshem Gonen an, die mit ihrer Tochter über den Lärm der Explosionen und Schüsse hinweg Kontakt hielt, bis dieser abbrach. Romis Telefon wurde später im Gazastreifen geortet, nahe des Festival-Geländes wurde ihr leeres Auto gefunden. Befreite Geiseln berichteten Romis Mutter später von Verletzungen an Romis Hand. In dem Telefonat mit ihrer Mutter hatte die 24-Jährige gesagt, sie sei angeschossen worden. Merav Leshem Gonen hat seitdem unermüdlich für die Freilassung ihrer Tochter gekämpft. Unter den Geisel-Angehörigen zählt sie zu den bekanntesten Aktivisten.
„Ständige Bedrohung durch sexuelle Übergriffe“
Emily Damari besitzt sowohl die israelische als auch die britische Staatsbürgerschaft. Die Tochter einer Britin und eines Israelis wurde in Israel geboren und wuchs in Kfar Aza auf. Von dort wurde sie am 7. Oktober brutal entführt. Emily ist nach Angaben ihrer Mutter Mandy Damari ein Fan der Pop-Stars Ed Sheeran und Adele sowie des Fußballklubs Tottenham Hotspur. Anhänger ihres Lieblingsvereins skandierten in den vergangenen 470 Tagen bei den Premier-League-Spielen immer wieder Emilys Namen.
+++ Israel-Hamas-Frieden: Trump feiert sich – Biden reagiert gereizt: „Ist das ein Scherz?“ +++
Mandy Damari beschreibt ihre Tochter als „energiegeladene“ junge Frau mit einem „ansteckenden Lachen“. Ihren Angaben zufolge war die 28-Jährige zu Hause, als bewaffnete Hamas-Kämpfer in ihre Wohnung eindrangen und sie dabei mit Schüssen an Händen und Beinen verletzten. Emilys geliebter Hund Choocha wurde demnach an jenem Tag durch einen Schuss in den Nacken getötet. Mandy Damari sagte im Oktober, sie fürchte, Emily sei vergessen worden. Immer wieder appellierte sie an die Regierungen in Israel und Großbritannien, alles daran zu setzen, um die Geiseln freizubekommen. Auch mit Blick auf „die ständigen Bedrohung durch sexuelle Übergriffe“.
In einer ersten Reaktion aus Großbritannien hieß es, die britische Regierung begrüße die Freilassung Damaris. Das Außenministerium in London sicherte ihr Unterstützung nach der Freilassung zu.
Mehr News:
Auch Doron Steinbrecher wurde aus ihrem Zuhause in Kfar Aza entführt und ist seitdem in der Gewalt der Hamas. Die 31-jährige Tierarzthelferin hinterließ am Tag des beispiellosen Angriffs eine Sprachnachricht für ihre Eltern, die ihre Tochter als liebevoll und aufopfernd beschreiben. „Sie sind da, sie haben mich“, sagte die junge Frau darin.
Es war das letzte Lebenszeichen, das die Familie von Doron erhielt – bis die Hamas im Januar 2024 ein Video veröffentlichte. Darin war die 31-Jährige zusammen mit zwei anderen Geiseln zu sehen – abgemagert und blass. „Mein Leben hat am 7. Oktober aufgehört“, sagte ihre Mutter Simona Steinbrecher im Juli. „Ich weiß, dass sie dort allein ist und ich ihr nicht helfen kann.“
(mit dpa)