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Israel-Minister will Atombombe auf Gaza schmeißen – „Völliger Wahnsinn“

Ein Israel-Minister fordert, eine Atombombe auf Gaza zu werfen. Nuklear-Experten wie Dr. Ulrich Kühn macht das fassungslos.

Ein Minister aus Israel fordert den Einsatz von Atombomben gegen Gaza.
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Massive Angriffe auf Gazastreifen - Raketen Richtung Israel

Die israelische Armee hat den von der radikalislamischen Hamas kontrollierten Gazastreifen am Abend massiv unter Beschuss genommen. Aus dem Palästinensergebiet wurden zahlreiche Raketen Richtung Israel abgefeuert.

Mit dem 7. Oktober startet die Terrorgruppe Hamas einen blutigen Angriff auf die israelische Bevölkerung. Seither stehen Israel und Gaza stark unter Beschuss. Ein israelischer Minister droht sogar, einen Schritt weiterzugehen: Er will eine Atombombe auf Gaza fallen lassen.

Das sorgt international für Aufschrei. Ein deutscher Atomwaffen-Experte zeigt sich gegenüber unserer Redaktion schockiert über die neueste Entwicklung. Besonders der Kreml in Russland pocht auf Klarheit. Drohen Israel jetzt Konsequenzen?

Israel-Minister verplappert sich über Atomwaffen

Der Minister für das Kulturerbe, Amichai Elijahu, hatte den Einsatz einer Atombombe auf Gaza im Krieg gegen die Terrorgruppe Hamas in einem Interview des Radiosenders Kol Barama als „eine Option“ bezeichnet. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu distanzierte sich schnell von dieser Äußerung. Der Minister wurde Medienberichten zufolge bis auf Weiteres von Kabinettssitzungen suspendiert.

Viele waren schockiert vom Vorschlag des ultrarechten Politikers Elijahu. Auch, weil er das Gerücht um israelische Atomwaffen weiter anheizte. Maria Zakharova, Sprecherin des russischen Außenministeriums, fordert, dass die Internationale Atomenergiebehörde eine Inspektion durchführen sollte.

Denn bisher galten Israels Atomwaffen eher als offenes Geheimnis: „Man verneint es nicht, man bejaht es nicht. Man tut einfach so, als wären sie nicht da“, sagt Dr. Ulrich Kühn, Leiter des Forschungsbereichs Rüstungskontrolle und Neue Technologien in Hamburg. Umso mehr überrascht ihn die Aussage des Israel-Ministers. „Es ist schon eine bemerkenswerte Aussage des Ministers. Denn es ist das erste Mal, soweit ich mich erinnern kann, dass ein hochoffizielles Mitglied des israelischen Staates Bezug auf die eigenen Atomwaffen nimmt“, so der Experte gegenüber unserer Redaktion. „Das hat es vorher nicht gegeben.“

+++ Dazu interessant: Israel: Siedler außer Kontrolle – im Westjordanland eskaliert die Lage +++

Minister-Idee „völliger Wahnsinn“

Über die Drohung, Atomwaffen gegen die Bevölkerung in Gaza einzusetzen, zeigt sich der Experte fassungslos. „Hier schlägt jemand vor, dass eine nukleare Waffe gegen Zivilisten eingesetzt werden soll. Das ist schwer, dafür Worte zu finden.“ International gibt es nämlich das nukleare Tabu. Seit 1945 wurden nukleare Waffen nicht mehr eingesetzt. „Die Staaten haben sich darauf geeinigt, dass so etwas einfach nicht mehr passieren darf.“ Die Idee des Israel-Ministers „verbietet sich aus rechtlicher, moralischer und militärischer Sicht. Es kann einfach nur als völliger Wahnsinn bezeichnet werden“, so Kühn.

Was droht Israel?

Mittlerweile wurde der Minister suspendiert. Kann es trotzdem auch für Israel selber Konsequenzen geben? „Das glaube ich offen gestanden nicht“, so Kühn. „Die israelische Regierung hat bei der Entlassung Elijahus die richtige Entscheidung getroffen. Mit so jemandem (wie Elijahu, Anm. d. Red.) kann und will man nicht an einem Tisch sitzen. Da es sich aber um eine einzelne Aussage handelt, glaube ich nicht, dass es da internationale Reaktionen geben wir“, meint der Experte.


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Doch für Moskau kommt die Aussage gerade richtig: „Russland nutzt diesen Konflikt, um Stimmung gegen die USA zu machen. Da Israel und die USA seit vielen Jahrzehnten enge Verbündete sind, ist natürlich jegliche Aussage der israelischen Regierung gefundenes Fressen für Kreml-Propaganda“.