Jan Böhmermann hat sich in den vergangenen Wochen immer wieder großen Themen angenommen: Rechtsextremismus in Ostdeutschland, Frontex, dem Corona-Hotspot Ischgl oder dem Fußball in der Pandemie.

Auch am Freitagabend hatte Jan Böhmermann sich wieder einen dicken Brocken vorgenommen: Hartz 4. Die Grundsicherungsleistung brachte ihn dabei ziemlich auf die Palme. Auch, weil er glaubte, dass es von staatlicher Seite durchaus Interesse gebe, den Status Quo beizubehalten.

Jan Böhmermann knöpft sich Hartz 4 vor

Zuerst gibt es einen geschichtlichen Abriss über die Entstehung von Hartz 4 unter der Schröder-Koalition aus SPD und Grünen. Gespickt mit Zitaten des Altkanzlers, der „kein Recht auf Faulheit“ wollte. 16 Jahre sind seit der Einführung von Hartz 4 vergangen. Die Regelung sei heute so umstritten wie nie. „Niemand will Hartz 4, nicht mal die Politik“, so Böhmermann.

+++ Jan Böhmermann attackiert Hendrik Streeck – Virologe: „Schlichtweg Unsinn“ +++

„Hartz 4 galt als Chance, also nicht für Arbeitslose, aber für Unternehmen“, kritisiert Böhmermann. Dadurch sei der Niedriglohnsektor massiv ausgebaut worden. „Weniger Arbeitslose dank Hartz 4 – könnte man meinen. Das stimmt aber nicht. Denn Hartz 4 ist vor allem ein Trick zum Frisieren der Arbeitslosenstatistik.“

—————————

Das ist Jan Böhmermann:

—————————

Zu einem ähnlichen Urteil kommt auch Annette Wippermann, Referentin für Grundsatzfragen und Arbeitsmarktpolitik Paritätischer Wohlfahrtsverband in Hessen. Zu den erwerbsfähigen Arbeitslosen, die in der Arbeitslosenquote aufgeführt werden, müssten rund 600.000 Menschen gerechnet werden, die nicht aber erfasst werden, weil sie in Ein-Euro-Jobs oder Reaktivierungsmaßnahmen steckten. Ein genaueres Bild entstehe erst beim Blick auf die Unterbeschäftigung.

Böhmermann schimpft: Warum schafft es niemand ab?

„Achso, Hartz 4 hat uns zwar auf dem Papier viel weniger Arbeitslosigkeit beschert, dafür aber in der Wirklichkeit viel mehr Unterbeschäftigung. Beschäftigung – das klingt doch gleich viel besser“, entgegnet der Moderator.

Hart 4 habe zu einem regelrechten „Rebranding-Boom“ geführt, also der Umbenennung von vermeintlich negativ konnotierten Begriffen – und zu einem völlig neuen „Unterhaltungsgenre“ in den Medien: „Das Publikum liebt lustige Arbeitslose.“

+++ Jan Böhmermann: Moderator schießt gegen „Love Island“ – „Wir reden über strahlenden Müll“ +++

„Wieso nimmt nicht mal jemand Messer und Gabel und schafft das menschenunwürdige System Hartz 4 ab? Weil alles zusammenhängt. Deutschlands Wirtschaftsleistung ist ohne Hartz 4 nicht denkbar. Hartz 4 hat einen gigantischen Niedriglohnsektor geschaffen, mit dem der Staat das Existenzminimum von Hartz-4-Empfängern kleinrechnen kann. Und das hat Auswirkungen auf alle Steuerzahlerinnen“, so Böhmermann weiter. Schließlich orientiere sich auch der Steuerfreibetrag immer an den Hartz-4-Sätzen.

„Typisch deutscher Clusterfuck“

Im Klartext: Wenn Empfänger weniger Geld bekommen, müssen Menschen mit Einkommen mehr Steuern zahlen. Der Staat habe also ein Interesse daran, Hartz 4 möglichst gering zu halten, um die eigenen Steuereinnahmen nicht zu gefährden. Der Satz werde sogar „bewusst kleingerechnet“, so der Vorwurf des Moderators.

———————————-

Mehr über Jan Böhmermann:

Jan Böhmermann nimmt Luca-App auseinander – der Spott im Netz ist groß

Jan Böhmermann enthüllt DAS über Nordsee-Insel – und deckt einen gewaltigen Skandal auf

Jan Böhmermann: Zuschauer achten auf DIESES Detail und entlarven ihn

———————————-

Er habe das Gefühl, der Staat habe „gar kein Interesse daran, Hartz 4 abzuschaffen“, da das System „Menschen in schlecht bezahlte Jobs zwingt und sie vom richtigen Arbeitsmarkt fernhält“. Hartz 4 sorge also eigentlich für genau das Gegenteil von dem, was es bewirken sollte: „Harzt 4 ist mal wieder ein typisch deutscher Clusterfuck.“

Die gesamte Folge des „ZDF Magazin Royale“ kannst du hier in der ZDF-Mediathek schauen. (dav)