Gerade an Weihnachten und Silvester kommen viele Familien zusammen. Mögliche Viren haben da leichtes Spiel. „Der Höhepunkt der jährlichen Grippesaison beginnt meistens in den ersten Tagen des neuen Jahres“, weiß auch Gerald Gaß, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krankenhausgesellschaft.
Ärztevertreter befürchten gerade über die Feiertage eine weitere Verschärfung der Lage auf Kinderstationen. Warum das so ist und wie man sich im besten Fall vor Infektionen schützen kann, erklärt uns die Deutsche Krankenhausgesellschaft und die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin.
Kindermedizin: „Pflegekräfte und Ärzte fallen durch Erkrankung aus“
Ärztevertreter warnen vor einer Verschärfung der Engpässe in der Kindermedizin über Weihnachten und Silvester. Vor allem die Kindermedizin leide derzeit unter den gehäuften Erkrankungen. Der Grund: „Da durch die Corona-Schutzmaßnahmen Viren über fast drei Jahre nicht im üblichen Maß zirkulierten, stecken sich nun mehrere Jahrgänge gleichzeitig an“, erklärt Gerald Gaß dieser Redaktion.
Burkhard Rodeck, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, betont aber auch: „Kliniken für Kinder- und Jugendmedizin waren und sind die Verlierer im Fallpauschalen-Finanzierungssystem.“ Laut Rodeck führten Einsparungen zu weniger Betten und Personal. Auch gebe es weniger Ausbildungsstellen in der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege. „Das trägt zum Pflegenotstand in Kinderkliniken maßgeblich bei und führt dazu, dass nicht einmal die noch vorhandenen Betten alle betrieben werden können“, sagt Rodeck gegenüber dieser Redaktion.
Dass die Lage sich über die Feiertage verschärfen könnte, liege zum einen an Erstinfektionen mit dem RS-Virus, aber auch an Grippe-Erkrankungen, die in wenigen Fällen stationär behandelt werden müssen, zum anderen an einem verstärkten Personalausfall. Pflegekräfte und Ärzte fallen laut Gaß entweder durch eigene Erkrankung oder durch die ihrer Kinder aus. Das führe zu Kapazitätsverringerungen.
Kindermedizin: Um die Feiertage ist die Lage besonders angespannt
Um Weihnachten und Silvester sei die Personaldecke durch Urlaube noch einmal stärker angespannt. „Zudem gelten Weihnachts- und Silvesterfeiern, bei denen sich Familien und Freunde in wechselnder Zusammensetzung treffen, als Motor von Virusinfektionen“, erklärt der Vorstandsvorsitzende gegenüber dieser Redaktion.
Doch wie bereitet sich die Kindermedizin auf solch einen Fall vor? Die Deutsche Krankenhausgesellschaft teilt mit: „Zahlreiche Kliniken sagen bereits planbare Operation ab, um Kapazitäten freizuhalten.“ Auch werde Personal aus anderen Stationen in die Kinderbereiche umgeschichtet. „Aufgrund der erforderlichen besonderen Qualifikation auf den Kinderstationen arbeiten diese dann in gemischten Teams“, so Gaß.
Kindermedizin: Das können Eltern tun!
Auch wenn eine Verschärfung in der Kindermedizin befürchtet wird, können Eltern sicher sein, dass auch über die Feiertage Kinder „trotz aller Widrigkeiten“ in Krankenhäusern versorgt werden. Doch Gaß betont ganz entschieden: „Eltern sollten aber genau überlegen, wann Sie einen niedergelassenen Arzt oder ein Krankenhaus aufsuchen.“ Bei einer normalen Erkältung mit Husten und Schnupfen zum Beispiel solle das Kind am besten zuhause bleiben. „Treten Symptome wie deutliches Fieber oder gar Atemnot auf, sollten Eltern aber nicht zögern, ärztliche Hilfe zu suchen“, sagt der Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krankenhausgesellschaft.
Sollte der Kinderarzt nicht zu erreichen sein, rät Rodeck die Kassenärztliche Vereinigung (KV) anzurufen. Durch den ärztlichen Bereitschaftsdienst können angefragt werden, „ob eine stationäre Behandlung notwendig ist“.
Weitere Themen:
Was kann man tun, um Kinder vor einer möglichen Infektion zu schützen? Auch für Kinder gilt: „Handhygiene, Abstand halten, Kontakt zu Erkrankten meiden, in die Armbeuge husten und niesen“, betont Gaß gegenüber dieser Redaktion. In öffentlichen Verkehrsmitteln und engen geschlossenen Räumen solle man Maske tragen, „um die Zirkulation der Viren zu unterbrechen.“ Auch gebe es wirksame Impfstoffe für Kinder gegen Grippe. Gaß weiß auch: „Gerade bei Kindern lassen sich aber Infektionen sehr viel schwerer verhindern.“ Fast alle Kinder würden sich in den ersten Lebensjahren mit dem RS-Virus infizieren. Die Krankheit verlaufe fast immer unangenehm, aber harmlos.