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„Klartext!“ (ZDF): Zuschauer nagelt Merz fest – „Es geht um die Fakten!“

Vier Kanzlerkandidaten in der ZDF-Show „Klartext“. Wie schlagen sich Merz, Scholz, Weidel und Habeck in der Live-Sendung? Der Ticker!

Friedrich Merz in der
© ZDF-Mediathek

Anschlag in München - Auto rast in Menschenmenge

In München ist ein Auto in eine Verdi-Demo gefahren. Berichten zufolge soll es zahlreiche Verletzte geben.

„Klartext!“ vor der Bundestagswahl: Die Kanzlerkandidaten Olaf Scholz (SPD), Friedrich Merz (CDU), Robert Habeck (Grüne) und Alice Weidel (Grüne) traten am Donnerstag live im ZDF auf.

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In diesem Ticker liest du die Highlights und wie sich die Politiker geschlagen haben. Rund 120 Bürgerinnen und Bürger konnten die Politiker in der Fernsehwerft in Berlin in die Mangel nehmen. Bettina Schausten und Christian Sievers moderierten die Sendung.

Live-Ticker: „Klartext!“ (ZDF) – Kanzlerkandidaten stellen sich Bürger-Fragen

Donnerstag, 22 Uhr: Zum Abschluss der ZDF-Sendung „Klartext“ geht es um die Bedrohung durch Putin. Es scheint Merz bewusst zu sein, dass die Herausforderungen aus dem Kreml seine Kanzlerschaft prägen dürften. „Sie können alles nachlesen, es liegt wie ein offenes Buch da“, sagt er zu einer Frau aus dem Publikum, die zur Kriegsgefahr eine Frage gestellt hat. Man wisse, was die russische Spitze plane. „Putin träumt von Großrussland, so wie Russland mal war“, inklusive „großer Teile von Polen, großer Teile des Baltikums“. Er habe die große Sorge, dass Putin die Nachkriegsordnung zerstören werde.

+++ Interessant: „Klartext“: Alice Weidel ganz verblüfft – „Zwei Jahre? Wow“ +++

Die Frau äußert ihre Angst vor der Atommacht Russland und möglichen Folgen für Deutschland. Merz versichert ihr, dass er das nicht auf die leichte Schulter nehme. „Wissen Sie, ich habe auch Familie. Ich habe auch Kinder.“ Er wollte dass die heutige Jugend auch in 25 oder 50 Jahren noch in einem freien und wohlhabenden Land leben könne. Doch man könne nicht „aus lauter Angst zurückschrecken“ vor Putin, sonst hat man sich schon teilweise aufgegeben.

ER ist der härteste Gegner für den CDU/CSU-Kanzlerkandidaten

21.44 Uhr: Ein Wärmepumpen-Unternehmer und Energietechniker aus Köln ist der härteste Gegner für Friedrich Merz an diesem Abend. Der Mann prognostiziert, dass das Heizen mit fossilen Brennstoffen in Zukunft extrem teurer wird. Er will von Merz wissen, wie er vermeiden will, dass Kunden weiter wie bislang zu Zweidritteln trotzdem in fossile Heizungen investieren bei Neubauten.

Merz verweist darauf, dass es im Jahr 2023 den „größten Boom“ gab bei Gas- und Ölheizungen. „Das ist eine ganz typische Reaktion“, weil Habeck diese Heizungen habe verbieten wollen. Prompt gibt es Widerspruch vom Startup-Gründer: „Die Verbote stehen so da nicht drin im Gesetz!“ Merz beharrt darauf, dass es faktische Verbote gewesen seien. Der Energie-Experte nagelt ihn fest, dass es keine „Sofortverbote gab, korrekt?“ Schließlich gehe es „um Fakten“ in dieser „Klartext“-Sendung, so der Mann beharrlich. Das Publikum und das Moderatoren-Duo lachen.

Merz registriert, dass er hier eine harte Nuss zu knacken hat: „Lassen Sie mich mal zwei Sätze ausreden!“ Doch es bleibt schwierig für ihn. Der Unternehmer verweist auf Studien, wonach Dreiviertel aller Heizungen in Deutschland in Richtung Wärmepumpen gehen müssten, als Merz für Technologieoffenheit wirbt. Man einigt sich immerhin darauf, dass der Staat keine Technologie vorschreiben sollte. Der Kölner aber meint, realistisch kann es in der klaren Mehrheit nur die Wärmepumpe werde – diese habe „kein Parteibuch“.

Dann will der Mann wissen, wie Merz die kommenden Kosten sozial abfedern will. Merz verspricht ein Klimageld. Sofort kommt der Widerspruch des Energie-Fachmanns: „Reicht hinten und vorne nicht!“ Moderatorin Schausten bricht dann ab: „Ich glaube Sie müssen einen eigenen Termin machen…“

Merz: „Weidel kommt elegant daher“ – aber der Rest der AfD…

21.36 Uhr: Ein Mann aus München wünscht sich Offenheit von der Union für Gespräche mit der AfD. Er will wissen, warum man so starr an der Brandmauer festhält, obwohl es so viele politische Übereinstimmungen gebe. Merz wird energisch. Die AfD sei „offen rechtsextremistisch und offen ausländerfeindlich“. Frau Weidel komme zwar „elegant daher“, aber mit „diesen Leuten, die so reden“ wie in der AfD, könne man als Christdemokraten nicht zusammenarbeiten. „Wollen wir das wirklich?!“, fragt er.

21.25 Uhr: Der letzte Gast der Sendung kommt herein: Friedrich Merz. Alice Weidel macht Merz erneut offen das Angebot, mit der Union „vernünftige Politik“ durchzusetzen. Merz lehnt ab. Er höre aus der AfD immer nur, dass man die Union „zerstören will“. Ein Raus aus der EU, dem Euro und der NATO komme für die Union nicht in Frage. „Dann machen Sie es mit den Grünen? Mit Habeck als Wirtschaftsminister?!“, will Weidel nun wissen. Merz antwortet ausweichend. „Ich hoffe mal, dass die Sozialdemokraten auch noch in den Deutschen Bundestag zurückkehren“, so der CDU-Chef.

21.11 Uhr: Weidel wird im Verlauf der Sendung zunehmen streitlustiger und legt sich mit dem ZDF-Publikum an. „Regen Sie sich nicht so auf hier!“, tadelt sie das Publikum, als es unruhig wird als es um die Energiewende geht. Sie plädiert für eine Rückkehr zu Kernkraftwerken in Deutschland.

Weidel wird in „Klartext“-Sendung immer streitlustiger

21.05 Uhr: Ein Pflegeheimleiter aus Bielefeld ist mit einer Angestellten im Studio. Sie stammt aus Georgien – und ihr Asylantrag ist abgelehnt worden. Nun ist ihre Zukunft in Deutschland ungewiss. Weidel reagiert betont wertschätzend gegenüber der Frau. „Wow“, so Weidel anerkennend, die Frau spreche sehr gut Deutsch nach nur zwei Jahren. Weidel behauptet, dass die Frau aus Georgien nach den AfD-Vorstellungen gar kein Asyl hätte beantragen müssen, sie hätte auch als qualifizierte Arbeitskraft einwandern können.

Der Pflege-Chef kauft Weidel die Wertschätzung nicht ab. „Tut mir leid, dass kann ich Ihnen nicht abnehmen“, so der Bielefelder. Weidel und ihre Partei spreche ständig über Remigration. Das AfD-Wahlprogramm sei besonders im Bereich Pflege schwach. Weidel reagiert patzig. Sie habe den Eindruck, der Mann habe seinen Text „auswendig gelernt“. Es gibt Buh-Rufe für diese Behauptung aus dem Publikum.

20.53 Uhr: Zu Beginn wird Alice Weidel zu dem Anschlag in München gefragt. Sie behauptet, mit der AfD in der Regierung wäre der Afghane „auch nicht mehr hier gewesen“. ZDF-Moderator informiert dann über neue Entwicklungen im Fall. Anders als zunächst berichtet von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann war der Mann vorher nicht straffällig und auch nicht ausreisepflichtig. Vielleicht sei es „ein bisschen zu früh, dass so darzustellen“, kritisiert er daher die Aussage Weidels.

„Klartext!“-Sendung: Weidel und Habeck treffen aufeinander – sie bemühe sich höflich zu sein

20.45 Uhr: Alice Weidel kommt pünktlich herein. Habeck und sie schütteln kurz die Hände. Man gehe im Bundestag eher „aneinander vorbei“, so Habeck lächelnd auf die Frage, wie ihr Verhältnis ist. „Ich grüße Sie!“, betont Weidel, die gutgelaunt und breit grinsend startet.

20.39 Uhr: Eine Bremerin spricht über den Anstieg der Kriminalität ins „Unermessliche“. Auch in ihrem Laden sei mehrfach eingebrochen worden. Was wolle Habeck machen, damit sich alle Menschen wieder sicherer fühlen, möchte sie wissen. Der Grüne meint, es muss „unglaublich frustrierend“ sein für die Polizisten, wenn man ständig Straftäter auf freiem Fuß auf den Straßen sieht. Deswegen müssten die offenen Haftbefehle viel schneller vollstreckt werden. „Wir haben in Deutschland über 350.000 offene Haftbefehle. 14.000 davon sind tatsächlich Gewaltverbrechen, also Schwerstverbrechen.“ Es brauche „eine Strafe auf dem Fuße“ – und nicht zeitversetzt.

Habeck bekommt Lob von Geschäftsführer – weil er es anders macht als Scholz

20.30 Uhr: Ein Geschäftsführer aus Unna ist dran und berichtet, dass er eine Umstellung seiner Fahrzeugflotte auf E-Autos plante. Dann wurden die Zuschüsse plötzlich durch die damalige Ampel gestrichen und seine Pläne eingefroren. „Quasi über Nacht machen Sie und ihre Regierung so etwas zunichte!“, beschwert sich der Firmenchef. „Die Energiewende muss für Unternehmen kalkulierbar und finanzierbar sein!“

Habeck verweist auf die Haushaltsnot der Ampel-Regierung nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts. Man habe auf einmal 60 Milliarden Euro einsparen müssen. Er räumt die fatalen psychologischen Effekte im Nachhinein ein und scheint die Sparmaßnahme nun zu bereuen. Seine vorgeschlagene neue Investitionsprämie würde auch E-Autos miteinschließen, so Habeck.

Der Unternehmer lobt Habeck danach dafür, dass er den Fehler eingesteht. „Das rechne ich Ihnen hoch an“, so der Mann aus Unna. So etwas habe er von seinem Vorredner, gemeint ist Olaf Scholz, nicht gehört. Es gibt viel Applaus im Publikum.

20.26 Uhr: Ein Geschäftsführer eines Familienunternehmen aus Hessen spricht Habeck an. Im industriellen Mittelstand würde „der Baum wirklich brennen“. Er will von Habeck wissen, ob er eine Strategie hat, um dem Mittelstand zu helfen.

Habeck räumt ein, dass man angesichts der Energiekrise, dem Wegfall von Exportmärkten in den USA und China mitten im Sturm steht. Deswegen würden die Missstände im eigenen Land sehr ins Auge fallen: Bürokratie-Abbau, mehr und qualifizierte Arbeitskräfte, gute steuerliche Investitionsbedingungen, Infrastruktur-Modernisierungen wurden „sehr vernachlässigt“. Zuletzt wirbt Habeck darum, eine staatliche Investitionsprämie einzuführen – ein Steuerabschlag von 10 Prozent.

20.14 Uhr: Das war es auch schon für Olaf Scholz. Der Grünen-Politiker Robert Habeck kommt ins Studio. Die beiden Koalitionspartner begrüßen sich herzlich. Auf Nachfrage bestätigen sie lächelnd, dass sie per Du seien und sich gut verstehen. Dann verlässt der Kanzler das Studio – die One-Man-Show von Habeck beginnt.

Junger Mann nickt scheinbar ein, als Scholz redet

20.04 Uhr: Im Netz lachen viele über eine Szene, als Scholz redet. Ein junger Mann im Studio scheint kurz eingenickt zu sein. Die Kamera fängt ihn im Hintergrund auf der Tribüne ein, wie sein Kopf kurz nach vorne kippt, seine Augen sind geschlossen, die Arme verschränkt. Ein X-Nutzer schreibt: „Wir alle, wenn Olaf Scholz redet.“ Offenbar langweilt sich der ZDF-Gast so sehr, dass er müde geworden ist.

Student fragt sich, wieso man der Scholz-SPD noch vertrauen soll

19.59 Uhr: Ein Student aus Münster berichtet über die Wohnungsnot. Zu Beginn seines Studiums musste er in einer Turnhalle schlafen. Das sei „frustrierend“ zu sehen, wie viele Menschen unter den „unbezahlbaren Mieten“ leiden – vor allem Studierende und Azubis. Er fragt sich, wie man den Sozialdemokraten noch vertrauen soll, ihre Versprechen, im Wohnbau zu halten.

Scholz schiebt die Schuld beim Wohnungsbau Putin zu. Durch den Ukraine-Krieg gab es eine „riesige Energiepreisinflation hatten, wodurch das Bauen unglaublich teuer geworden ist“. Zudem habe die Europäische Zentralbank die Zinsen hochgesetzt, wodurch die Kosten weiter stiegen. Zudem verweist Scholz auf die WG-Mietpreisgarantie von 400 Euro für Studierende und Azubis.

19.45 Uhr: Direkt gibt es einen heftigen Auftakt in die ZDF-Sendung. Eine Hausfrau aus Solingen fragt den Bundeskanzler, ob er nicht eine „moralische Mitschuld“ an jedem Mord trage, wenn er angesichts der Anschläge und Gewalttaten nicht „massiv“ umsteuert in der Asyl- und Migrationspolitik. Die Frau sagt, sie habe „Angst, dass das so weitergeht“ und mache sich „große Sorgen“ um ihre Enkelkinder, Kinder und Freunde.

Scholz antwortet ruhig. Innere Sicherheiz müsse die „größte Priorität“ haben. Er verweist auf Gesetzesänderung und weitere Anträge, die noch im Bundesrat liegen. Man dürfe nichts unversucht lassen, um solche Taten wie in München im Vorfeld zu verhindern. „Da darf uns der Datenschutz auch nicht dran hindern“, so der Bundeskanzler.

ZDF-„Klartext!“: Der Kanzler fängt an, Merz kommt zum Schluss

19.36 Uhr: Es geht los! Allerdings treten die Kanzlerkandidaten nacheinander auf – nicht zusammen. Das Moderatoren-Duo Bettina Schausten und Christian Sievers stellen die Reihenfolge vor:

  • 19.40 Uhr: Olaf Scholz
  • 20.15 Uhr: Robert Habeck
  • 20.50 Uhr: Alice Weidel
  • 21.25 Uhr: Friedrich Merz.

18.30 Uhr: Bis etwa 21.55 Uhr werden Scholz, Merz, Habeck und Weidel am Donnerstag in der Fernsehwerft in Berlin live im Dialog sein mit Bürgerinnen und Bürgern. Moderiert von Bettina Schausten und Christian Sievers kann das im Studio anwesende Wahlvolk alle Fragen stellen – und die Kanzlerkandidaten so in die Enge treiben.

Es ist die zweite große Show vor der Bundestagswahl nach dem TV-Duell zwischen Olaf Scholz und Friedrich Merz. Erstmals dürfen auch Robert Habeck und Alice Weidel daran teilnehmen. Somit ist die Sendung auch eine Art Generalprobe vor dem mit Spannung erwarteten Quadrell der vier Kandidaten am Sonntag bei RTL und ntv (ab 20.15 Uhr).

Programmänderung im ZDF wegen München-Anschlag

18.10 Uhr: Ursprünglich sollte die „Klartext-Sendung“ bereits um 19.25 Uhr starten. Nun zeigt der Sender eine Sondersendung zum Anschlag in München auf eine verdi-Demo. Der Beginn der Show verschiebt sich somit auf 19.35 Uhr.

Danach treffen die Kanzler Scholz, Oppositionsführer Merz, Vizekanzler Habeck und AfD-Chefin Weidel noch zweimal in der finalen Wochen vor der Wahl direkt aufeinander. In der ARD-„Wahlarena“ am Montagabend sowie in der ZDF-„Schlussrunde“ mit weiteren Spitzenkandidaten am Donnerstag. Zudem gibt es zwischen Scholz und Merz ein weiteres TV-Duell bei Welt und Bild.