Starkregen und Flutkatastrophen, immer heißere Dürre-Sommer und massenweises Baumsterben in deutschen Wäldern. Die Klimakrise ist längst auch in Deutschland zu spüren – auch wenn der politische Diskurs sich anderen Dingen zugewandt hat. Doch bald könnte sich das ändern, denn die Szenarien, die Forscher berechnen, scheinen immer bedrohlicher – auch für Europa.
Auch interessant: ++Klimakrise: Plötzlich ganz andere Prognose für Europa – neue Eiszeit droht++
AMOC heißt der Wasserstrom, der für unser vergleichsweise mildes Klima verantwortlich ist. Er verhindert, dass die Europäer im Winter nicht einfrieren wie die Kanadier und garantiert im Sommerhalbjahr Ernten, die sie ernähren können. Doch das könnte bald zu Ende sein.
Wetter-Schock durch die Klimakrise!
Nach Einschätzungen verschiedener Experten nimmt AMOC (Atlantic Meridional Overturning Circulation, zu deutsch: Nordatlantische Umwälzbewegung) immer weiter ab. Das liegt daran, dass der Süßwassergehalt durch Starkregen und schmelzende Eisberge auf der Nordhalbkugel immer höher wird. So verstärkt sich die Klimakrise selbst, so die Theorie.
Dazu spannend: ++Klimawandel-Hysterie? Das steckt hinter den blutroten Farben der „Tagesschau“-Wetterkarten++
Denn durch das Absinken des Salzwassers im nördlichen Eismeer wird der Strom angetrieben. In den Tiefen des Atlantiks werden die abgekühlten Wassermassen in den Süden befördert, wo sie durch starke Winde an die Oberfläche gewirbelt, dort aufgewärmt und wieder nach Europa getrieben werden.
Dort „heizen“ sie das Land, vor allem im Winter spürbar, bevor sie ihre Reise im Eismeer von Neuem beginnen. Oder eben auch nicht, denn der AMOC wird spürbar schwächer. Viele Forschende sind deswegen der Meinung, dass es zu einer Eiszeit in Europa kommen kann. (Wir berichteten.) Ein Frühindikator für diese besondere Gefahr der Klimakrise gibt es nach Messungen schon. Der Salzgehalt in einigen südlichen Atlantik-Regionen steigt bereits.
Vor Kurzem wurde im Fachmagazin Nature eine neue Studie über den AMOC und seine Auswirkungen auf die Klimakrise veröffentlicht. Das Positive: Die Verfasser der Studie sehen keine Eiszeit in der nächsten Zeit. Das entziehen die Forschenden des britischen meteorologischen Dienstes ihren Modellen.
Jonathan Baker, ein Co-Autor der Studie, sagte zu Zeit: „Wir haben gezeigt, dass es zwar sehr wahrscheinlich ist, dass AMOC durch den Klimawandel schwächer wird, ein Kollaps in diesem Jahrhundert aber unwahrscheinlich ist.“ Damit widerspricht er einigen vorherigen Einschätzungen. Die Begründung ist, dass er die Bedeutung des Salzwasseranteils geringer sieht.
Todesstoß für den Ozean?
Die Wissenschaftler des britischen meteorologischen Dienstes bauen auf die starken Winde der Südhalbkugel, die das Wasser aus der Tiefe nach oben holen. Diese bleiben stabil, auch wenn die Klimakrise den Salzwasseranteil verändert. Sie fungieren wie eine Pumpe und treiben den AMOC auch dann weiter an, wenn die Wassermassen im Eismeer nicht durch den Salzgehalt nach unten gedrückt werden.
Zudem zeigten die Modelle im Pazifik eine sich neu bildende Strömung, die dem geschwächten AMOC Arbeit abnimmt. Baker habe auch extreme Klimawandel-Szenarien modelliert und in Betracht gezogen. Bei allen sei AMOC stabil geblieben. Jedoch: „Unwahrscheinlich heißt nicht unmöglich“, so Baker. „Das ist sicher kein grünes Licht für Untätigkeit. Ganz im Gegenteil.“ Denn in allen Modellen sei AMOC abgeschwächt worden.
Wenn beispielsweise im Norden weniger und an anderer Stelle mehr Wasser absinken würde, würde der Kreislauf nicht so weit in den Norden reichen. Das hätte dann ebenfalls einen Einfluss auf das Klima. Zunächst wären, Bakers Einschätzung nach, gestörte Meeresökosysteme, veränderte Niederschlagsmuster und ein schneller steigender Meeresspiegel die Folge.
Mehr spannende Artikel:
Ein weiterer Effekt des AMOC-Niedergangs ist, dass der Ozean weniger CO₂ aufnimmt und dadurch die Klimakrise verstärkt.