Der Streit in der Familie von Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl (82) wird weiter öffentlich ausgebreitet. Ein neues Buch von Kohl-Sohn Peter mit pikanten Details kommt auf den Markt. Und gemeinsam mit Bruder Walter erhob Peter Kohl bei „Markus Lanz“ im ZDF schwere Vorwürfe gegen die Ehefrau des Vaters.
Essen.
Hört man die Schilderungen der Söhne Helmut Kohls, dann herrscht in der Familie ein gnadenloser Kleinkrieg. Und für Peter (48) und Walter Kohl (50) ist klar, wer der Auslöser des Zerwürfnisses ist: Maike Richter, seit Mai 2008 mit dem Alt-Bundeskanzler verheiratet.
„Telefonate mit unserem Vater sind nicht möglich“, beklagte sich Peter Kohl, der jüngere der beiden Kohl-Söhne, beim spätabendlichen TV-Talk mit Markus Lanz im ZDF. Maike Richter versuche mit allen Mitteln, eine Kontaktaufnahme der Söhne mit dem Vater zu verhindern. „Uns wurde vor der eigenen Haustür mit Verhaftung gedroht“, schilderte Peter Kohl eine Episode, als er 2011, am zehnten Todestag der Mutter Hannelore Kohl, vor dem Elternhaus vergeblich versucht habe, mit dem Vater zu sprechen. „Es war sehr unappetitlich.“
„Es ist besser wenn ihr jetzt geht, sonst gibt es wieder Riesenärger“
Nur durch einen Trick und einen telefonischen Umweg über die Sicherheitsbeamten, die den früheren Regierungschef immer noch bewachen, sei es ihm im Mai 2011 einmal gelungen, gemeinsam mit seiner kleinen Tochter bis zu seinem Vater durchzudringen, berichtet Peter Kohl. Dort habe er dann „eine aufgeregte Maike Richter“ erlebt, die in Panik versucht habe, das Treffen doch noch zu verhindern. Helmut Kohl sei sehr bewegt gewesen, seine Enkelin noch einmal gesehen zu haben, nach zehn Minuten habe der greise Altkanzler aber mit Blick auf seine Ehefrau erklärt: „Es ist besser wenn ihr jetzt geht, sonst gibt es wieder Riesenärger.“
Es ist nicht das erste Mal, dass die Kohl-Söhne mit Details aus dem Familienleben an die Öffentlichkeit gehen. Erst vor zwei Jahren hatte Walter Kohl mit seinem Bestseller „Leben oder gelebt werden“ das zerrüttete Verhältnis zum Vater und zu seiner zweiten Ehefrau Maike Richter öffentlich gemacht. Es folgte eine ebenfalls öffentlich ausgetragene Auseinandersetzung mit einem Kohl-Biografen über unliebsame Veröffentlichungen.
Von der Hochzeit erfuhren die Söhne aus der Bild-Zeitung
An den öffentlichen Auftritten der Kohl-Söhne lässt sich ablesen, wie groß die Verletzungen sein müssen in der Kohl-Familie: Die Kinder, die unter der Prominenz und der brachialen öffentlichen Kritik an ihrem Kanzler-Vater leiden mussten; der Freitod Hannelore Kohls 2001; die Heirat Kohls mit Maike Richter, die, so Peter Kohl bei Lanz, einen weitgehenden „Kontrollverlust“ der Söhne über das Familienleben zur Folge hatte – all das führte laut Walter Kohl zu einer „Sprachlosigkeit in der Familie. „Die Wege trennen sich“. Sowohl von der Verlobung als auch von der Hochzeit des Vaters mit Maike Richter erfuhren die Söhne aus der Bild-Zeitung. „Wenn ich mich unterwegs informieren will, wie es meinem Vater geht, informiere ich über Bild.“ Es sind Sätze wie dieser von Peter Kohl, die die ganze Verbitterung offenlegen.
Nun legt Peter Kohl nach. Er hat die Neuauflage seines Buchs über seine Mutter, deren Todestag sich in diesen Tagen zum zehnten Mal jährt, um ein 27-seitiges Vorwort ergänzt, in dem ebenfalls Maike Richter eine wichtige Rolle spielt. So schildert Kohl Maike Richter als eine Frau, die völlig auf Helmut Kohl fixiert sei, was manische Züge annehme: „Jedes Gespräch mit ihr ist eine einzige Lobhudelei über meinen Vater“, so Peter Kohl. Das klinge bisweilen „wie Propaganda“. Gehe es um ein anderes Thema, nehme sie „nicht am Gespräch teil“. Richters frühere Wohnung in Berlin sei eine Art Heiligenschrein für Helmut Kohl gewesen, vollgestopft mit Devotionalien des Politikers Kohl.
Die nächste Eskalation im Familienkrieg: Peter Kohl spekuliert in seinem Buch-Vorwort offen darüber, dass sein Vater noch zu Lebzeiten Hannelore Kohls die Beziehung zu Maike Richter begonnen hätte. Dies sei für ihn heute aber nicht mehr wichtig. Beide Söhne erklären, sie hätten gehofft, dass die Familie durch die Schicksalsschläge wie den Freitod der Mutter oder die schwere Erkrankung des greisen Vaters eher zusammengeschweißt als auseinander getrieben würde. „Diese Hoffnung“, so Walter Kohl bitter, „war fehlgeleitet.“