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„Werden auf einen Krieg vorbereitet“: Bunker-Pläne wecken Ängste in der Bevölkerung

Die Angst vor einem Krieg gegen Putin scheint ausgeprägter zu sein als viele Politiker ahnen. Das sagt die Friedensbewegung.

Die Friedensbewegen im Aufwind? Angst vor dem Krieg.
© IMAGO/Stefan Trappe

Scholz lehnt Taurus-Lieferung wegen Beteiligung deutscher Soldaten ab

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat im Bundestag seine Ablehnung der Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine bekräftigt. Er werde keiner Lieferung weitreichender Waffensysteme zustimmen, wenn dafür eine Beteiligung deutscher Soldaten nötig sei, sagte Scholz im Bundestag.

In der Bevölkerung wächst die Angst vor einer weiteren Eskalation in der Ukraine mit Putin und einem möglichen Krieg. Das zeigt nicht nur die aufgeregten Taurus-Debatte, sondern vor allem in Kommentare in den Sozialen Netzwerken auf Facebook, Instagram und Co.

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Wie groß die Unruhe und Verunsicherung ist, wird auch anhand von emotionalen Kommentaren im Netz auf eine Meldung deutlich. Der Städte- und Gemeindebund setzt sich dafür ein, stillgelegte Bunker wieder in Betrieb zu nehmen, Sirenen zu installieren und neue Schutzräume zu bauen. Die Vertreter der Kommunen fordern vom Bund Milliardeninvestitionen. Die Nachricht beunruhigt viele.

Von den 2.000 öffentlichen Schutzräumen aus dem Kalten Krieg seien nur noch 600 vorhanden, die etwa 500.000 Menschen aufnehmen könnten, beklagte der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes, André Berghegger, gegenüber den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

„Fühle mich machtlos und habe Angst“

In den Sozialen Netzwerken liest man unter diesen Meldungen eine Vielzahl besorgter Kommentare wie: „Ein ganz komischer Film, der hier gerade läuft“, „Kein Bock auf eure Kriegsgeilheit! Ich will keine Bunker, sondern gut ausgestattete Kindergärten und Schulen!“ oder „Man spürt, dass wir längst im Krieg sind. Alle bereiten sich vor und gefühlt lässt die Politik es irgendwie einfach geschehen. Fühle mich machtlos und habe Angst vor dem was passieren könnte.“

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Manche meinen gar, die Öffentlichkeit werde von Politik und Medien „auf einen Krieg vorbereitet“ und führen dazu auch das Zitat von Verteidigungsminister Boris Pistorius auf, der gesagt hat, die Bundeswehr müsse wieder „kriegstüchtig“ werden. Sind die Bunker-Pläne und die Bundeswehr-Aufrüstung verantwortungsbewusste Reaktionen angesichts der Bedrohungslage durch Putin? Oder bewegt sich da etwas in die falsche Richtung?

Sorge vor Krieg: „Bunker bieten keinen Schutz vor Atomwaffeneinsatz“

Auf Anfrage unserer Redaktion nimmt Marvin Mendyka vom „Netzwerk Friedenskooperative“ Stellung. Das Netzwerk organisiert auch die kommenden Ostermärsche mit. „Wir finden die Forderungen des Städte- und Gemeindebundes angesichts der aktuellen Krisen und Kriege einerseits alarmierend und andererseits nachvollziehbar. Niemand möchte schutzlos in einem Krieg sein. Die Zivilbevölkerung muss im Kriegsfall alarmiert und geschützt werden können“, so Mendyka. „Allerdings sollte allen bewusst sein, dass Bunker keinen Schutz vor einem Atomwaffeneinsatz und den daraus resultierenden gravierenden Konsequenzen für Mensch und Umwelt bieten.“

Ähnlich sieht es Ullrich Hahn, Präsident des 1914 gegründeten Verbandes „Internationaler Versöhnungsbund“. Er erklärt unserer Redaktion: „Der geforderte Ausbau von Bunkern und Warnsystemen ist Ausdruck dessen, dass die Bedrohung der Bevölkerung in Deutschland real ist. Diese Maßnahmen helfen jedoch nicht, Frieden und Sicherheit herzustellen. Die drohende Katastrophe eines Krieges oder gar eines Atomkriegs muss im Vorfeld verhindert werden.“

„Militärischer Sieg gegen Putin nicht denkbar“

Die Angst vor einem Krieg mit Russland ziehe sich „quer durch die Gesellschaft“, meint Mendyka vom „Netzwerk Friedenskooperative“. Die Friedensbewegung sehe sich vor den Ostermärschen in ihrer Ansicht bestärkt. Der Fokus müsse weg von immer mehr Waffenlieferungen an die Ukraine, hin zu „Verhandlungen zur Beendigung der Kampfhandlungen“. Das sei „eine der zentralen Forderungen der diesjährigen Ostermärsche“. Staaten außerhalb der EU müssten mehr Druck auf Putin machen, um ihn zu Verhandlungen zu bewegen.


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Auch Hahn vom „Versöhnungsbund“ beurteilt die Lage ähnlich. „Ein militärischer Sieg ist theoretisch wegen der drohenden Atomkriegsgefahr und praktisch wegen der langfristigen militärischen Überlegenheit Russlands nicht denkbar“, glaubt er. Aus diesem Grund wachse in Deutschland die Sorge, „noch stärker involviert“ zu werden. Die Angst „durchzieht unsere gesamte Gesellschaft“, ist Hahn überzeugt. Verhandlungen mit Putin seien nun „das Gebot der Stunde“.