Die Ergebnisse der Landtagswahl in Hessen stehen fest. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) ist im Vergleich zu Boris Rhein völlig abgeschmiert. Der Plan, das Amt in der Bundesregierung für mehr Popularität im hessischen Wahlkampf zu nutzen, ist voll nach hinten losgegangen. Faeser und die SPD erlebten ein Wahldebakel.
Dagegen könnte es eine erneute Auflage von Schwarz-Grün geben. Die Grünen sind nach der AfD die drittstärkste Kraft in Hessen. Die AfD steigerte sich um 5,3 Prozentpunkte Bis jetzt ließ sich Rhein noch nicht über die möglichen Koalitionen aus.
Vorläufiges amtliches Endergebnis der Landtagswahl in Hessen
| CDU | Grüne | SPD | AfD | FDP | FW | Linke |
| 34,6 % | 14,8% | 15,1% | 18,4% | 5,0% | 3,5% | 3,1% |
| +7,6% | -5% | -4,7% | +5,3% | -2,5% | +0,5% | -3,2% |
Newsblog zur Landtagswahl in Hessen 2023
6.30 Uhr: Die FDP ist doch drin
Aufatmen bei der FDP! Ganz knapp, mit genau 5 Prozent ziehen die Liberalen erneut in den hessischen Landtag ein. Dennoch zählt die Partei, ebenso wie ihre Ampel-Partner, zu den Verlierern des Abends. Klare Wahlgewinnerin ist die CDU. Sie behielt in 52 von 55 Wahlkreisen die Oberhand, die Grünen holten die übrigen drei. Auch die AfD schoss nach oben.
Sie SPD ging bei den Wahlkreisen leer aus, sowie war es das histotisch schlechteste Ergebnis der Sozialdemokraten in ihrer Geschichte. Die Linkspartei fliegt aus dem Landtag raus.
Rechnerisch möglich wäre nun die Fortsetzung von Schwarz-Grün, aber auch eine schwarz-rote Koalition.
8. Oktober, 22:40 erklärte der Liberale René Rock im ARD, seine Partei würde um den Einzug in den Landtag noch etwas „zittern“ müssen. Den Grund für die schlechten Ergebnisse der FDP sah der ehemalige Spitzenkandidat darin, dass seine Partei es nicht geschafft habe, landespolitische Themen wie Bildung und Wirtschaft in den Fokus zu rücken. Laut ARD-Umfrage fänden es 50 Prozent der Befragten gut, wenn die FDP weiterhin in der hessischen Regierung vertreten wäre. Stand 22:40, sieht es nicht danach aus.
Nancy Faeser verpasst das Direktmandat deutlich. Mit 14,8 Prozent landet die Sozialdemokratin nur auf dem dritten Platz hinter dem Christdemokraten, Christian Heinz und der Grünen Gianina Zimmerman. Auch der Grünen-Spitzenkandidat Tarek Al-Wazir verpasste sein Direktmandat knapp.
22:30 Uhr zeigt sich deutlich: Die Linke fliegt mit 3,1 Prozent aus dem hessischen Landtag. Bei der FDP bleibt es weiter spannend, ob sie die Fünf-Prozent-Hürde halten kann. Es sieht so aus, als würde die SPD, das Kopf an Kopf rennen mit den Grünen gewinnen. Mit 14,8 Prozent sind die Sozialdemokraten nach der AfD die drittstärkste Kraft in Hessen. Dennoch liegt sie damit 4,7 Prozentpunkte unter dem Ergebnis von 2018.
22:00 Uhr: Die Spitzenkandidatin der SPD in Hessen zeigt sich zuversichtlich, ihr Amt als Bundesinnenministerin, trotz der katastrophalen Wahlergebnisse behalten zu können. Sie sagte der ARD: „Ich habe sehr viel Solidarität heute aus Berlin erhalten“.
Die AfD landet in Hessen höchst wahrscheinlich auf Platz zwei. Dennoch will keine der anderen Parteien mit ihr koalieren. Die hessischen Grünen hatten sich bereit gezeigt, wieder eine Koalition mit der CDU einzugehen.
Doch die Umfragewerte des ZDF legen eine andere Koalition nahe: Die SPD wollen 45 Prozent der Befragten gemeinsam mit der CDU in einer Regierung sehen. Für die Grünen als Koalitionspartner stimmten hingegen nur 36 Prozent.
Mehr zur Landtagswahl in Hessen: Kommt jetzt ausgerechnet DIESEM Koalitionswechsel?
21:00 Uhr: Die Freien Wähler scheitern, allem Anschein nach, an der Fünf-Prozent-Hürde. Ebenso wie die Linkspartei und auch die FDP muss um ihren Einzug in den hessischen Landtag bangen.
Der Vorsitzende der CDU, Friedrich Merz, beglückwünscht derweil auf der Plattform „X“ Boris Rhein zu dessen „sensationellen Ergebnis“.
20:00 Uhr: Die Rechtsaußen-Partei AfD hat auch bei der Hessen-Wahl zugelegt. Die Freien Wähler hoffen um 20 Uhr noch vergebens auf die fünf Prozent. In Bayern ist die Partei eine etablierte Kraft, in Rheinland-Pfalz schafften die FW 2021 den Sprung ins Parlament.
Auch die Linkspartei setzt darauf, die nötigen Stimmen zusammenzubekommen, um es noch in den Landtag zu schaffen, übersteigt die vier Prozent aber nicht.
Nancy Faeser gratulierte dem Wahlsieger Boris Rhein und bezeichnete das Ergebnis als enttäuschend. Sie erklärte die Niederlage damit, dass die SPD mit ihren Themen nicht habe überzeugen können.
Siehe auch: Landtagswahl in Hessen: Jetzt ist es allen klar – absoluter Katastrophenwert für Nancy Faeser
18.55 Uhr: Bei den Landtagswahlen in Hessen und Bayern zeichnet sich ein schwarzer Sonntag für die Ampelparteien SPD, Grüne und FDP ab. Alle drei Parteien zählen zu den Verlierern. Plus machen neben der CDU auch Freie Wähler und die AfD. Die SPD hat ein historisch schlechtes Ergebnisse eingefahren, die FDP muss sogar um den Wiedereinzug in die Landesparlamente bangen.
18 Uhr: Schon vor Bekanntgabe der ersten Prognosen um 18 Uhr gibt Politikerberater Johannes Hillje der Ampel im TV-Sender ntv daher einen dringenden Rat.
Hillje geht davon aus, dass es nach den Landtagswahlen noch spannungsgeladener in der Ampel-Koalition zugehen könnte. Aus seiner Sicht wäre es aber genau die falsche Schlussfolgerung, wenn die Ampel-Parteien danach „noch mal wieder mehr auf eigene Profilierung setzen würden“. Die Ampel brauche „nicht mehr Querschläge, sondern mehr Teamplay“. Sie könne nur zusammen gewinnen – oder bei der nächsten Bundestagswahl einzeln verlieren, so die Prognose des Politik-Insiders.
Geringe Wahlbeteiligung in Hessen
14:00 Uhr: Die Wahllokale sind noch bis halb sechs am Abend geöffnet. Doch schon jetzt zeichnet sich ein Trend ab: Die Wahlbeteiligung ist um einiges geringer als in der Landtagswahl zuvor. Eine Abfrage in fünf hessischen Städten (Frankfurt, Darmstadt, Wiesbaden, Offenbach und Kassel) ergab, dass die Wahlbeteiligung nur 27,7 Prozent betrug. Diese Abfrage wurde ohne Berücksichtigung der Wählerstimmen, die über die Briefwahl abgegeben wurden und nur bis 2 Uhr am Mittag durchgeführt.
In der letzten Landtagswahl war um diese Zeit eine Wahlbeteiligung von 38,8 Prozent ermittelt worden. Insgesamt machten damals 67,3 Prozent der wahlberechtigten Hessen von ihrem Stimmrecht gebrauch.
Um 8 Uhr ging es los in Hessen! Rund 4,3 Millionen Menschen sind aufgefordert, den neuen Landtag zu wählen. Hessen und Bayern machen gemeinsam über 20 Prozent der wahlberechtigten Deutschen aus.
Seit 2009, nach dem Desaster um die gescheiterte Regierungsbildung von Andrea Ypsilanti, ist die SPD in Hessen Oppositionspartei. Faeser wollte das nun ändern. Doch nun landet sie mit der SPD sogar nur auf den vierten Platz. Das ist eine Blamage, nicht zuletzt wegen Faesers Amt als Innenministerin. Kann Kanzler Olaf Scholz seine Bundesinnenministerin jetzt noch halten? Zumal Faeser nicht nur im hessischen Wahlkampf eine unglückliche Figur machte, sondern auch bundespolitisch zuletzt als Getriebene erschien (Fall Schönbohm, Asylkrise).
Andererseits: Auch an Ex-Verteidigungsministerin Christine Lambrecht hielt Scholz lange fest und es drängt sich keine personelle Alternative für das Amt der Innenministerin in der SPD auf. Der SPD-Generalsekretär, Kevin Kühnert, sprach gegenüber der ARD aus, dass die SPD weiterhin hinter Faeser stehe.
Innenministerin Nancy Faeser gab bereits am Morgen ihre Stimme in ihrer Heimatstadt Schwalbach am Taunus ab. Sie hatte zuvor angekündigt, nur dann nach Hessen gehen zu wollen, wenn sie die Wahl gewinne.
Wie geht es weiter nach der Hessen-Wahl
Klarer Sieger der Landtagswahl in Hessen ist Boris Rhein. Im Mai 2022 beerbte er Volker Bouffier als Ministerpräsident. Nun stellt er sich erstmals mit Amtsbonus dem Votum des Wahlvolkes. Nun übertrumpft er das CDU-Ergebnis von 2018, damals waren es 27 Prozent, scheinbar mit Leichtigkeit. Er hat nun den eindeutigen Regierungsauftrag.
Letzte Umfrage vor der Wahl
| CDU | Grüne | SPD | AfD | FDP | FW | Linke |
| 31-32% | 16-18% | 16-17% | 15-16% | 5-6% | 4-5% | 3-4% |
Die Grünen, die 2018 gleichauf mit der SPD zweitstärkste Kraft wurden, bieten sich für die Wiederauflage der schwarz-grünen Koalition an. Denkbar ist aber auch, dass es zu Schwarz-Rot kommt. Ursprünglich rechneten sich die Grünen mehr aus und traten mit einem eigenen Ministerpräsidenten-Kandidaten an: Tarek Al-Wazir. Nun geht es um die Juniorrolle in der künftigen Koalition.
++ Auch interessant: AfD weit über 30 Prozent – nicht nur im Osten! +++
Schaffen FDP, Freie Wähler und Linke den Sprung in den hessischen Landtag?
Ampel-Koalitionspartner FDP braucht dagegen gute Nerven am Wahlabend. Laut aller Umfragen könnte es richtig knapp werden. Um 20 Uhr verzeichnet sie noch immer nur fünf Prozent. Gleichzeitig ist mit einem Wiedereinzug der FDP die einzige Resthoffnung für Faeser verbunden, Ministerpräsidentin zu werden – in einer Ampel-Koalition. Doch der fehlt in sämtlichen Umfragen eine Mehrheit und ist damit ziemlich unwahrscheinlich.
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Seit zehn Jahren regieren in Hessen CDU und Grüne. Die Parteien in dem mitteldeutschen Bundesland haben sich bis jetzt noch nicht auf klare Koalitionsaussagen festgelegt. Neben NRW und Schleswig-Holstein ist Hessen das dritte Land mit dieser Konstellation, mit der jedoch so mancher in der CDU seine Probleme hat – bis hin zum Parteichef Friedrich Merz (wir berichteten) Die Christdemokraten mit Ministerpräsident Boris Rhein liegen in allen Umfragen klar vorne.