Die Letzte Generation will mit unterschiedlichen Protestaktionen die Politik zum Handeln bringen. So kleben sich Aktivisten regelmäßig auf Fahr- oder Landebahnen fest, bewerfen Gemälde mit Kartoffelbrei oder bespritzten zuletzt das Verkehrsministerium mit Farbe, um auf Versäumnisse von Politik und Wirtschaft in Sachen Klimaschutz aufmerksam zu machen.
Mit ihren Aktionen wollen sie Aufmerksamkeit generieren, bringen regelmäßig wütende Autofahrer gegen sich auf. Für die Proteste brauchen die Aktivisten der Letzten Generation aber auch Geld. Wie organisieren sie sich und wie viel verdienen Klimaaktivisten eigentlich?
Letzte Generation: Fürs Kleben gebe es kein Geld
Einer Recherche der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ) zufolge zahlt die Gruppe seit September 2022 Gehälter an 70 Personen der Protestbewegung aus, die in Teil- oder Vollzeit und als Minijobber für die Gruppe arbeiten um „zivilen Ungehorsam zu fördern“.
Lars Werner hat seinen Job in einer Jugendpsychiatrie gekündigt, um Teil der Letzten Generation zu werden. Er ist im Führungsgremium der Gruppe tätig und erhält als Klima-Kleber in Vollzeit 950 Euro netto pro Monat. Zuvor verdiente er in seinem alten Job 1.200 Euro netto monatlich, bei 20 Wochenstunden Arbeit. „Das ist meine Berufung“, so Werner zur SZ, der mit seinem neuen Gehalt zufrieden sei. Der 31-Jährige lebe sparsam, kinderlos und ohne Auto, lebt mit seiner Freundin in einer Wohngemeinschaft.
Lars Werner bekommt Geld für Bildungsarbeit, hält Vorträge und vermittelt in Workshops Deeskalationsstrategien. „Den Protest machen wir in unserer Freizeit“, sagt Werner mehrmals, das ist ihm wichtig, fürs Kleben gebe es kein Geld – und auch nicht für Geldstrafen im Falle einer Verurteilung.
Das Gehalt werde an dem bemessen, was man brauche. Kinderlose Singles erhielten bei der Letzten Generation nicht mehr als 1.200 Euro und eine verheiratete Person mit zwei Kindern 1.800 Euro, berichtet SZ weiter.
Letzte Generation: So finanziert sich die Bewegung
Doch wie kann die Protestgruppe überhaupt Gehälter auszahlen? Die Letzte Generation finanziert sich über Spenden. Laut Website können Spendende mit 50 Euro eine Bahnfahrt eines Aktivisten, mit 100 Euro einen Raum, in dem die Gruppe sich auf „friedlichen zivilen Widerstand vorbereitet“, oder mit 1.000 Euro eine einwöchige Unterkunft für Protestierende finanzieren.
Laut dem Transparenzbericht der Letzten Generation aus dem vergangenen Jahr sammelte die Bewegung etwas mehr als 900.000 Euro an Spenden. 535.000 Euro gab sie davon für das Anmieten von Räumlichkeiten, Unterkünften und Autos aus, weniger für Flyer und Sekundenkleber. Der Jahresüberschuss lag bei rund 383.000 Euro.
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Hinzu kommt eine Zuwendung von etwa 50.000 Euro aus dem US-amerikanischen Climate Emergency Fund (CEF). Doch laut Transparenzbericht fehlt die Spende in der Auflistung. Die 50.000 Euro flossen an die Initiative „Gemeinnützige Bildungsarbeit zur Unterstützung von Letzte Generation“, eine Mitgliedsorganisation des Berliner Wandelbündnisses, das sich für einen sozial-ökologischen Wandel stark macht.
Dieses stellt die Aktivisten der Letzten Generation an. „Seit September 2022 können wir so Gehälter auszahlen, um zivilen Ungehorsam zu fördern“, sagt Penelope Frank aus der „Ermöglichungs-AG“ der Letzten Generation. Von allen aktiven Protestlern der Bewegung erhält aber nur ein Bruchteil Geld: rund 70 Mitarbeiter von rund 800 bis 900 Aktiven.