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Lindner reißt der Geduldsfaden wegen privater Vater-Vorwürfe: „Geht’s noch?!“

Jetzt wird Christian Lindner auch für eine Aussage über sein Privatleben kritisiert. Der FDP-Chef wehrt sich – und bekommt Hilfe von Grünen.

Christian Lindner und Franca Lehfeldt
© IMAGO/Eventpress

Christian Lindner privat: Das ist über ihn außerhalb der Politik bekannt

Er ist seit 2013 Bundesvorsitzender und Gesicht der FDP: Christian Linder. Doch wie tickt der Politiker privat?

Ampel-Aus, Rauswurf als Finanzminister, „D-Day“-Affäre, Absturz der FDP unter 5 Prozent in Umfragen: Die letzten Wochen im Leben von Christian Lindner waren extrem. Nun zieht er eine rote Linie, weil es in der öffentlichen Diskussion nun um sein Privatleben geht.

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Mitten in dieser turbulenten Phase seiner Karriere, in der Lindner um sein politisches Überleben kämpft, kam die Nachricht der Schwangerschaft seiner Ehefrau Franca Lehfeldt. Das Ehepaar erwartet im Frühjahr das erste Kind.

Ego-Vater? Christian Lindner wegen Elternzeit-Absage in der Kritik

Im Jahr 2022 hatte die „Zeit“ davon berichtet, dass sich Lindner einen Rückzug ins Familienleben vorstellen könnte. In einem Porträt über den damaligen Ampel-Minister hieß es: „Irgendwann ist er dran mit der Care-Arbeit, wenn die Kinder da sind. Er habe da schon seine Vorstellungen: Bücher schreiben, vielleicht promovieren, jagen, fischen, imkern. Es gebe auch ein Leben ohne die Politik, Medien, den ganzen Rummel.“

Doch nun, wo tatsächlich Nachwuchs unterwegs ist, sehen die Planungen bei Christian Lindner offenbar anders aus. In einem Interview mit der Zeitschrift „Bunte“ erklärte er jüngst, dass Elternzeit in seinem Job „nicht vorgesehen“ sei. Deswegen überschlagen sich nun die kritischen Reaktionen.

  • „Christian Lindner sendet ein völlig falsches Signal“, kommentiert der „Kölner-Stadtzeiger“ diese Aussage zur Elternzeit.
  • Der Daddy-Influencer und Podcaster Sebastian Tigges erklärt im „Stern“: „Was mich wütend macht, ist Lindners Begründung für seine Entscheidung. (…) Wir kennen diese – vorgeschobene – Begründung zur Genüge. Jeden Tag behaupten das etliche werdende Väter und stützen mit diesen Worten ein überholtes Familienmodell.“
  • Die „Zeit“ interviewte zur Elternzeit-Aussage Lindners eine Paartherapeutin über das moderne Rollenverständnis zwischen Mann und Frau.

Doch nun reicht es Lindner. „Geht’s noch?“, fragt er auf X . Er habe auf die Rechtslage für Bundestagsabgeordnete hingewiesen. „Der Podcaster Tigges kritisiert mich, weil ich gesagt habe, in meinem Job sei Elternzeit nicht vorgesehen. Herr Tigges zieht nicht mal in Erwägung, dass das stimmen könnte. Es ist aber die Wahrheit: Mitglieder des Deutschen Bundestages haben keinen Anspruch auf Elternzeit.“

Rückendeckung für FDP-Chef ausgerechnet aus dem Grünen-Lager

Daniel Holefleisch, getrennt lebender Ehemann von Außenministerin Annalena Baerbock, unterstützt Lindner in dieser Frage auf X: „Das gilt übrigens für Mütter und Väter als Abgeordnete im Bundestag gleichermaßen. Es gibt keinen Anspruch auf Elternzeit. Kritik doch bitte inhaltlich. Ich wünsche Herrn Lindner und seiner Frau einfach alles Gute. Und jetzt bitte weitermachen.“

Auch der grüne Finanzminister von Baden-Württemberg, Danyal Bayaz, springt Lindner ebenfalls via X bei: „Man kann Christian Lindner politisch kritisieren, aber wie er & seine Frau ihr Kind betreuen, sollte kein Maßstab einer politischen Bewertung sein, mal abgesehen davon, dass es für MdB keine Elternzeit gibt. Übrigens aus eigener Erfahrung: Egal wie, man macht es sowieso nie allen recht!“


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Auf der Internetseite des Bundestages heißt es zum Thema Elternzeit: „Einen Anspruch auf Elternzeit, wie er Arbeitnehmern zusteht, haben Abgeordnete übrigens nicht. Dahinter steckt, dass sie als gewählte Volksvertreter nur ihrem Gewissen verpflichtet sind und sich ihre Zeit – im Prinzip – selbst einteilen können. Tatsächlich können sie sich in Sitzungen der Fraktionen oder wichtigen Terminen auch schon einmal vertreten lassen; bei namentlichen Abstimmungen geht das aber nicht. Der achtwöchige Mutterschutz gilt allerdings auch für Parlamentarierinnen.“