Christian Lindner kämpft um sein Amt als FDP-Chef – und gegen den Verdacht, er habe mit seinen engsten liberalen Vertrauten über Wochen die eigene Ampel-Regierung sabotiert, statt das Land in der Krise vernünftig zu führen. In der ARD-Talkshow von Caren Miosga beschwert er sich dann am Sonntagabend (1. Dezember) mehrfach über aus seiner Sicht zu kritische und drängende Nachfragen.
+++ Auch interessant: FDP: Busch brennt nach Buschmann-Ernennung: Ist er der falsche Mann? +++
Einmal schlägt er unter die Gürtellinie zurück und wirft Miosga vor, ihn anders zu behandeln als Robert Habeck. Das lässt sich die Moderatorin nicht bieten! Sowieso hat es Lindner in diesen Tagen mit ARD-Frauen besonders schwer – sie zeigen sich zunehmend genervt vom Auftreten des FDP-Parteivorsitzenden.
Lindner beschwert sich: Bei Habeck waren sie „zu wenig kritisch“
Zunächst zu Miosga. Sie bohrt nach, lässt Lindner nicht mit einfachen Rhetorik-Tricks davon kommen, unterbricht deshalb immer wieder seine Ausführungen und hinterfragt die Glaubwürdigkeit seiner Aussagen. Irgendwann zeigt sich Lindner genervt und schmollt: „Also Frau Miosga, das was Sie letzte Woche zu wenig kritisch waren, müssen Sie diese Woche nicht alles nachholen!“ Eine Anspielung auf das Interview mit Robert Habeck am vergangenen Sonntag.
Miosga ist empört: „Ach nee, immer die alte Leier! Jeder Politiker, der hier sitzt, wirft mir vor, dass ich bei dem davor nicht so kritisch war. Das ist ein bisschen langweilig.“ Lindner beharrt darauf: „Nee, das tue ich nicht. Aber Entschuldigung, Herr Scholz hat einen Untersuchungsausschuss wegen Cum-Ex, Herr Habeck hat einen Untersuchungsausschuss, weil er möglicherweise beim Atomausstieg nicht alles richtig gehändelt hat.“ „Sie sind beide nicht da“, antwortete Miosga und schüttelt leicht den Kopf.
„Ach nee, komm!“, entfährt es ARD-Moderatorin
Nicht nur bei Miosga: In den vergangenen Tagen passierte es mehrfach, dass Lindner auf Unverständnis bei ARD-Frauen traf. So wie im „Tagesthemen“-Interview am 29. November mit Jessy Wellmer. Auch dort kam es zu einem konfrontativen Interview zum „D-Day-„Strategiepapier aus der Parteizentrale. Wellmer irgendwann: „Entschuldigen Sie! Das habe ich jetzt wirklich verstanden. Sie wiederholen meine dritte Frage mit derselben Antwort!“ Sie variiere zwar die Frage, aber trotzdem blieben ja die Fakten die dieselben, gab sich Lindner unangreifbar. „Nee, komm!“, entgegnete die „Tagesthemen“-Moderatorin gefrustet und setzte neu an.
Miosga-Kollegin bezeichnet FDP-Chef als „Schauspieler“
Nicole Kohnert, die für das Erste über die FDP berichtet, rechnete in dieser „Tagesthemen“-Sendung in einem Meinungsbeitrag mit Lindner sogar ab. Sie erinnerte an eine aufsehenerregende Szene einen Tag nach dem Rauswurf des Finanzministers. Lindner präsentierte sich scheinbar den Tränen nahe der Hauptstadtpresse. Er befinde sich in einer „Lage“, erklärte er vermeintlich emotional. Bis zuletzt habe sie gehofft, so Kohnert, dass das eine authentische Reaktion war, doch nun sieht sie sich und die Öffentlichkeit getäuscht. „Die letzten Wochen waren Kalkül, mit Christian Lindner als Schauspieler und einem FDP-Plan, der mit Begriffen wie ‚D-Day‘ spielt. Geschmackloser kann es nicht sein“, so Kohnert vernichtend.
Weitere spannende Themen für dich:
Nicht nur bei Miosga hat Lindner offenbar viel Kredit verspielt.