Bezahlbarer Wohnraum in Deutschland ist knapp, die Mieten steigen – vor allem in Großstädten. In Berlin beispielsweise werden in den Sozialen Netzwerken immer wieder Menschen gezeigt, die in meterlangen Schlangen für eine Wohnungsbesichtigung anstehen.
So müssen viele Familien auf viel zu engem Wohnraum leben – teilweise mit Notlösungen wie Schlafsofas im Wohnzimmer für die Eltern oder Zwischenebenen für die Kinder. Andererseits gibt es auch Senioren, die weiterhin in großen Familienwohnungen leben, wie eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) im Januar berichtete. Um dieses Problem zu lösen, hat die Linksfraktion einen konkreten Vorschlag gemacht.
Miete: „Tauschwohnungen zu bestehenden Mietpreisen“
Im Mietrecht sollte künftig eine Option auf Wohnungstausch zwischen Senioren und jungen Familien verankert werden, so der Plan der Links-Partei. Auch der Deutsche Mieterbund (DMB) fordert schon länger eine rechtliche Verankerung der Möglichkeit zum Wohnungstausch. Bereits heute seien die Portale großer Immobilienbörsen mit zahlreichen Tauschwohnungen bestückt – diese würden allerdings zahlreiche rechtliche Risiken bergen, so der DMB auf Anfrage.
„Der zuständige und bisher im Mietrecht nicht in Erscheinung getretene Bundesjustizminister könnte hier Abhilfe schaffen, indem er einen Anspruch auf Tausch von Wohnraum zu den jeweils bestehenden Mietpreisen gesetzlich etablieren könnte“, betont der Mieterbund gegenüber dieser Redaktion. Weiter fordert er, den Wohnungstausch mit öffentlichen Mitteln zu fördern, „insbesondere Umzüge von älteren Menschen sind organisatorisch zu unterstützen“.
Miete: Rentner leben oft in „großzügigen“ Wohnungen
Laut der IW-Studie leben 6,5 Prozent der Haushalte in Großstädten mit mehr als 100.000 Einwohnern in „beengten Wohnverhältnissen“. Das trifft zu, wenn es weniger Wohnräume als Haushaltsmitglieder gibt – beispielweise, wenn eine vierköpfige Familie in einer Zwei- oder Dreizimmerwohnung wohnt.
Weiter zeigt die Analyse, dass 6,2 Prozent der Haushalte in „großzügigen“ Wohnungen leben. Darunter fallen auch viele Bewohner über 70 Jahre. Als „großzügig“ bezeichnet das Institut der deutschen Wirtschaft Wohnungen, in denen Wohnräume die Haushaltsmitglieder um drei oder mehr übersteigen. Das trifft zum Beispiel auf Senioren zu, die in einer Vierzimmerwohnung leben.
Und das gibt es in Deutschland häufig. Rentner beispielsweise, deren Kinder bereits ausgezogen sind oder bei denen ein Ehepartner bereits verstorben ist, bleiben oft in den großen Familienwohnungen – auch, weil kleinere Wohnungen oftmals viel teurer sind. Denn laut DMB kann die „alte“ Miete nicht mitgenommen werden, ein Tausch sei also in vielen Fällen nur zu höheren Wohnkosten möglich.
Miete: Rentnern „attraktive Angebote“ machen
Auch der Deutsche Mieterbund beanstandet den enormen Mangel an bezahlbaren und altersgerechten Wohnungen in Deutschland. „Bereits heute fehlen mehr als zwei Millionen barrierearme Wohnungen und mindestens eine Million bezahlbare Sozialwohnungen“, so der DMB.
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Dass eine Person für eine kleinere Wohnung mehr Miete zahlen müsse, sei für viele nicht zu stemmen. Denn: „Bereits heute liegen fast 18 Prozent der 19,6 Millionen Rentnerinnen und Rentnern in Deutschland mit ihren Bezügen unterhalb der Armutsgrenze.“ Auch das Deutsche Institut für Wirtschaft empfahl, Rentnern mit viel Platz mehr attraktive Angebote für eine Verkleinerung zu machen. So solle man sie etwa bei den Kosten und der Organisation des Umzugs unterstützen. Versuche mit Tauschbörsen hätten bisher aber noch keine große Wirkung gezeigt.