Nicht schon wieder so eine schreckliche Tat! Das dürften wohl die meisten Menschen gedacht haben, als sie die Eilmeldungen am Rosenmontag zu Mannheim hörten. Ein Mann war mit einem Ford Fiesta in eine Fußgängerzone gerast. Das erinnerte an die furchtbaren Anschläge auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt im Dezember oder zuletzt im Februar auf eine ver.di-Demo in München.
Ein Auto als Tatwaffe. Schnell kursieren im Netz schreckliche Tatort-Bilder aus Mannheim. Später kommt heraus, dass zwei Menschen ihr Leben verloren haben, zehn wurden zum Teil schwer verletzt. Und es wird noch etwas bekannt: Der Tatverdächtige ist ein Deutscher, ohne Asyl- oder Migrationshintergrund. Der 40-Jährige handelte offenbar nicht aus einem politischen oder islamistischen Motiv heraus, sondern soll psychisch krank sein.
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Keine Sondersendungen am Abend bei ARD und ZDF – woran lag es?
Für die Opfer und Angehörigen der Tragödien macht das keinen Unterschied – wohl aber für den Umgang mit den Fällen. Im Vergleich etwa zum Fall aus München, ist das mediale Interesse an dem Fall schon am Abend abgeflacht. Auch die Politiker-Statements klingen deutlich zurückhaltender. Keine neue Asyl-Debatte, keine neuen Diskussion über die tödlichen Folgen von ungesteuerter Migration.
In den sozialen Netzwerken werden nun auch ARD und ZDF kritisiert. „München, Solingen, Magdeburg: Zu allen Anschlägen gab es einen Brennpunkt in der ARD. Zur gestrigen Amokfahrt in Mannheim bisher nicht. Warum wohl?“, fragt der linke Blog Volksverpetzer. „Auf ARD läuft jetzt natürlich KEIN Brennpunkt, sondern Karneval“, stellt auch ein X-Nutzer fest. „Das kann nicht an zu wenig Betroffenen liegen. Liegt’s vielleicht am mutmaßlichen Täter?“, hinterfragt eine andere Kommentatorin.
Das sagt der Sender ARD
Tatsächlich lief das TV-Programm von ARD und ZDF am Abend ganz normal weiter. Im Ersten kam nach der „Tagesschau“ eine Karnevalsendung aus Köln. Auf ZDF lief ein Krimi, ohne Verspätung ab 20.15 Uhr. Nur RTL zeigte zur Primetime eine Spezial-Sendung mit dem Titel „Schock in Mannheim – Auto fährt in Menschenmenge“. Die „Wer wird Millionär?“-Sendung startete erst um 20.30 Uhr.
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Wir haben bei den Sendern nachgefragt, wieso das so kam. Die Programmdirektion der ARD verweist in einer Stellungnahme zunächst auf die „Tagesschau“-Sondersendungen während der Übertragung der Rosenmontagsumzüge. Darüber hinaus gab es auf dem Nachrichtenkanal Tagesschau24 „eine mehrstündige Sondersendung“.
Zur kritischen Frage einer „Brennpunkt“-Sondersendung am Abend heißt es vom Sender: „Ein Brennpunkt kommt zum Einsatz, wenn bei einem aktuellen Thema ein so großes Interesse an hintergründiger Information besteht oder die Auswirkungen so groß sind, dass es von den regulären Nachrichtensendungen allein nicht abgedeckt werden kann. Natürlich war das gestrige Ereignis tragisch und schrecklich, aber nach dem Kenntnisstand der Sachlage kurz vor der ‚Tagesschau‘ um 20 Uhr sahen wir diese in den Nachrichtenausgaben abgedeckt.“
Ein Statement des ZDF steht noch aus und wird in diesem Artikel ergänzt, sobald es vorliegt.