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Befremden über Minister-Berufung von Merz: „Der falsche Mann“

Eine Merz-Personalie sorgt für besonderes Erstaunen und teilweise auch Entsetzen. Es geht um einen Staatsminister-Posten.

© IMAGO / Frank Ossenbrink, IMAGO / HMB-Media (Fotomontage)

Neue Bundesregierung: So werden die Ministerien verteilt

Im Netz geht ein Artikel viral, der ein regelrechter Verriss ist! Jürgen Kaube, einer der Herausgeber der „Frankfurter Allgemeine“, nimmt eine brisante Personalentscheidung von Friedrich Merz in die Mangel. Ausgerechnet der Medienunternehmer Wolfram Weimer wird Staatsminister für Kultur und Medien. Er sei der „falsche Mann am falschen Platz“, so das harte Urteil von Kaube. Weimer ist ein Mann, der sich Sorgen um die „Fortdauer des eigenen Blutes“ und die „biologische Selbstaufgabe“ Europas mache.

Das breite Publikum kennt Weimer als konservative Stimme in öffentlich-rechtlichen TV-Talkshows. Zwischenzeitlich wurde er als möglicher neuer Regierungssprecher gehandelt. Nun ist es ein Posten geworden, für den eigentlich der liberale Berliner CDU-Mann Joe Chialo als Favorit galt.

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Medienmann wechselt ins Kabinett

Der Verleger Weimer sitzt damit künftig mit am Kabinettstisch, ist mittendrin im Regierungsgeschehen als Seiteneinsteiger. Über seine politische Haltung hat er nie einen Zweifel gelassen.

Der 60-jährige Weimer war Chefredakteur der „Welt“ und des „Focus“, gründete das Magazin „Cicero“. Mit seiner Frau Christiane Goetz-Weimer bringt er in der Weimar Media Group meinungsstarke Titel heraus wie „The European“ oder „Business Punk“. Am Tegernsee organisiert das Medienunternehmen seit 2014 die Ludwig-Erhard-Gipfeltreffen.

Erzkonservativer Staatsminister unter Merz: Wolfram Weimer

Jetzt wird Weimer Staatsminister. Ein Merz-Vertrauter, der dem künftigen Kanzler auch räumlich sehr nah sein wird, in seinem Büro im Kanzleramt. In der liberalen Presse gibt es viel Kritik an dieser Entscheidung.

  • „Frankfurter Allgemeine“: „Weimer ein Interesse an irgendeiner Kunst oder Geist zu unterstellen, wäre spekulativ. In seinem bisherigen Wirken spielen sie kaum eine Rolle. Oder, interessanter noch, eine unfreiwillig komische.“
  • „Spiegel“: „Merz holt sich (…) jemanden ins Haus, der so tickt wie er und das womöglich noch in gesteigerter Form. Zukunft ist für beide Männer ein Echo der Vergangenheit. (…) Weimer ist womöglich noch traditioneller als die Mehrheit der CDU, vielleicht sogar erztraditionell und das wird zwangsläufig seine Kulturpolitik prägen. Gerne sinniert er, so auch in seinem 2018 veröffentlichen Buch ‚Das konservative Manifest‘, über Begriffe wie Familie, Religion, Heimat.“
  • „Süddeutsche Zeitung“: „Ganz offensichtlich hielt Merz die Medienpolitik für derzeit wichtiger als die Kultur. Und vermutet bei Weimer, der in den Medien vom Schülerzeitungsredakteur bis zum Verlagsbesitzer schon jede Rolle ausgefüllt hat, mehr Kompetenz, als er in den parteieigenen Reihen finden konnte.“

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Es scheint vor allem ein Gruß zu sein von Merz an den konservativen und wirtschaftsliberalen Flügel der CDU. Weimer sowie die Seiteneinsteiger aus der Wirtschaft, Katharina Reiche (Wirtschaftsministerin) und Dr. Karten Wildberger (Minister für Digitalisierung und Staatsmodernisierung), sollen einen Politikwechsel symbolisieren. Weimer löst dabei die Grüne Claudia Roth im Amt ab – deutlicher kann dieses Zeichen kaum sein.