Die Wohnungssuche für Studierende in Berlin wird immer mehr zum Albtraum. Zum Start des Sommersemesters am 1. April haben sich mehr als 1700 Studierende auf einen der rund 9000 Wohnheimplätze beworben, berichtet das Berliner Studierendenwerk auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
Die Wartezeit betrage mittlerweile mindestens drei Semester, und über 4600 Menschen stehen derzeit auf der Warteliste. Die Wohnanlagen der Genossenschaft Studentendorf Schlachtensee sind laut einer Sprecherin ebenfalls komplett ausgebucht. In Berlin, wo etwa 200.000 Menschen studieren, ist bezahlbarer Wohnraum rar. Diese Not drängt den ein oder anderen Studierenden in unangenehme Situationen.
Miete: Berlin nach München zweitteuerste Stadt
„Die Leute sind wirklich unglaublich verzweifelt“, berichtet Leah Strauß vom Referent_innenrat der Humboldt-Universität, der die Interessen der Studierenden vertritt. Viele müssten vorübergehend in Hostels übernachten oder seien bereit, bis zu 80 Prozent ihres monatlichen Einkommens für Miete auszugeben.
Auch Bachelorstudent Hannes Ruland kennt die Herausforderungen aus eigener Erfahrung. Der 24-Jährige hat bereits in drei verschiedenen Wohnungen gewohnt und muss im Juli erneut umziehen, da seine aktuelle Untermiete ausläuft. „Es ist ein ziemlicher Stress“, sagt der Sozialwissenschaftsstudent. Besonders schwierig gestaltet sich die Wohnungssuche, da viele Vermieter keine Studierenden akzeptieren.
Die hohen Preise machen die Situation zusätzlich schwer. Laut einer Studie des Moses Mendelssohn Instituts (MMI) in Kooperation mit dem Immobilienportal WG-gesucht.de kostet ein Zimmer im Sommersemester 2023 durchschnittlich 640 Euro – 140 Euro mehr als noch vor einem Jahr. Damit ist Berlin nach München die zweitteuerste Stadt in Deutschland.
Miete: Studierende leben in prekären Situationen
„Ich kenne junge Frauen, die mit extrem unangenehmen älteren Männern zusammenleben müssen, einfach weil sie nicht anders eine Wohnung finden“, berichtet Leah Strauß. Besonders betroffen seien ausländische Studierende, die von Vermietern oft mit überteuerten Angeboten ausgenutzt würden.
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Um die Situation zu verbessern, fordert Strauß unter anderem eine Erhöhung der Bafög-Wohnkostenpauschale, die derzeit bei 360 Euro liegt, sowie mehr bezahlbaren Wohnraum. Die Senatsverwaltung für Wissenschaft plant den Bau von rund 4560 studentischen Wohnheimplätzen bis 2026, um Abhilfe zu schaffen. Doch bis es so weit ist, bleiben viele Studierende in Berlin in prekären Wohnsituationen gefangen und hoffen auf eine Lösung für die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt.