Der Auftakt der ARD-Talkshow von Caren Miosga ist eine Art Bewältigungstherapie. Der Kanzler kann zurückblicken auf seine Konflikte mit Christian Lindner in den Jahren der Ampel-Koalition und seine Sicht der Dinge darstellen. Erst danach wird der Ton des Interviews konfrontativer.
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Nach 22 Minuten stellt Miosga plötzlich eine harte Frage und es beginnt ein Schlagabtausch um den Wahltermin.
Miosga zu Scholz: „Sie sind de facto ein gescheiteter Kanzler“
Irgendwann scheint Caren Miosga von der fehlenden Selbstkritik und von der nicht vorhandenen kritischen Selbstreflexion des Kanzler genervt: „Und durchgehend habe ich den Eindruck, daran ist ausschließlich Christian Lindner schuld.“ Dann macht sie eine kurze Pause und attackiert Scholz: „Es ist die Ampel-Regierung gescheitert, also sind Sie auch de facto ein gescheiteter Kanzler! Woher nehmen Sie die Legitimität weiter zu machen?“
Scholz entgegnet, dass diese Legitimation nur durch Wahlen stattfinden kann. Doch wann finden sie statt, wann wird Scholz die Vertrauensfrage stellen? Hier kann die ARD-Moderatorin dem SPD-Politiker etwas entlocken.
Scholz versichert: „Ich klebe nicht an meinem Amt“
Scholz setzt auf eine gemeinsame Verständigung zwischen Oppositionschef Friedrich Merz und SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich auf einen Termin für die Vertrauensfrage. Daran werde er sich dann orientieren. Eine erstaunliche Vorgehensweise, die das Grundgesetz so nicht vorsieht.
Es wäre für ihn „überhaupt kein Problem“ noch vor Weihnachten die Vertrauensfrage zu stellen, „wenn das alle so gemeinsam so sehen“, unterstreicht der Kanzler, als wäre er nicht die Hauptperson des ganzen Vorgangs. „Ich klebe nicht an meinem Amt.“
Kanzler findet sich „etwas cooler“ als Merz
Er wolle selbst auch, dass es schnell geht, denn er strebe ein neues starkes Mandat für die SPD an. Auch das wird nochmal klar in der Talksendung von Miosga: Scholz wird nicht weichen und im Wahlkampf keineswegs Platz machen für seinen innerparteilichen Konkurrenten Boris Pistorius. Er will erneut zum Kanzler gewählt werden, das sei sein Ziel. Trotz aller desaströsen Umfragewerte für ihn persönlich, gibt er sich zuversichtlich. Und er finde sich „etwas cooler“ als Merz, was Staatsangelegenheiten betrifft.
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Dann versichert Scholz bei Miosga, dass er den Zeitpunkt der Vertrauensfrage nicht mit inhaltlichen Zugeständnissen von der Union verknüpfen will. „Ich habe das nicht als Pokerspiel inszeniert“, beteuert Scholz. Bedingungen werde es nicht geben. Er wünsche sich jedoch, dass gemeinsame Gesetze zum Schutz des Bundesverfassungsgerichts, zu steuerlichen Entlastungen zur Eindämmung der kalten Progression sowie zur Erhöhung des Kindergeldes noch machbar sind.