Der norwegische Inlandsgeheimdienst ist offenbar bereits im vergangenen März auf den Attentäter von Oslo aufmerksam geworden. Um das Strafmaß zu erhöhen, erwägen Ermittler jetzt offenbar eine Strafverfolgung wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Oslo.
Der norwegische Inlandsgeheimdienst (PST) ist offenbar bereits im vergangenen März auf den mutmaßlichen Attentäter von Oslo und Utöya aufmerksam geworden. Der PST sei damals alarmiert worden, weil Anders Behring Breivik ein nicht näher genanntes Produkt bei einer polnischen Chemiefirma gekauft hatte, sagte die Leiterin des Geheimdienstes, Janne Kristiansen, am Montag.
Es hätten jedoch nicht genügend Informationen vorgelegen, um weiter zu ermitteln, sagte Kristansen der Rundfunkanstalt NRK. In seinem Manifest hatte Breivik den Erwerb von Natriumnitrit in Polen beschrieben. Ob es sich dabei um den von PST erwähnten Kauf handelte, war zunächst unklar.
Verbrechen gegen die Menschlichkeit?
Die norwegischen Ermittler erwägen offenbar eine Strafverfolgung des mutmaßlichen Attentäters der Anschläge vom Freitag wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Bislang sei dies aber nur „eine Möglichkeit“, berichtete die Zeitung „Aftensposten“ am Dienstag unter Berufung auf Staatsanwalt Christian Hatlo. Eine Verurteilung wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zieht in Norwegen eine Maximalstrafe von 30 Jahren Haft nach sich. Die Verfügung war erst 2008 ins Strafgesetzbuch aufgenommen worden.
Bislang hatte die Polizei die Anschläge in Oslo und auf der Insel Utöya mit mindestens 76 Toten bei ihren Ermittlungen gegen den mutmaßlichen Attentäter Anders Behring Breivik als Terroranschlag gewertet, wonach der 32-Jährige zu maximal 21 Jahren Gefängnis verurteilt werden könnte. Vielen Norwegern erschien das zu kurz. Ein Polizeisprecher sagte der Nachrichtenagentur AFP, es sei nicht ausgeschlossen, dass sich die Polizei auf weitere Tatbestände berufen werde.
Norweger gedenken der Anschlagsopfer
Mit Blumen haben zehntausende Menschen in Oslo am Montagabend an die Opfer der beiden Anschläge von Freitag gedacht. Etwa 150.000 Menschen nahmen in der norwegischen Hauptstadt an einer „Rosen-Wache“ für die Getöteten teil. Kronprinz Haakon sprach von einer „mit Liebe“ gefüllten Straße.
„Wir haben die Kraft, Hass mit Zusammengehörigkeit zu begegnen“, sagte der Kronprinz. „Wir haben gewählt, wofür wir stehen.“ Die Polizei hatte die Zahl der Opfer am Montag deutlich nach unten korrigiert. Demnach kamen insgesamt 76 Menschen ums Leben. (ap/afp)