Für viele Arbeitnehmer sind sie rettende Inseln im stressigen Arbeitsalltag, zusätzliche freie Tage neben den Urlaubstagen: Gesetzliche Feiertage. Wer als Beschäftigter seinen Urlaub um Feiertage plant, kann so auch noch wertvolle Urlaubstage sparen.
Doch ein neuer Vorschlag könnte dem Ganzen einen Strich durch die Rechnung machen. Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts (mehr dazu hier) fragt sich die Ampel: Wie kann man einen Haushalt aufstellen, der die Schuldenbremse respektiert und dennoch politischen Gestaltungsspielraum bietet? Direktor und CEO der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, Guntram Wolff, hat bereits einen konkreten Vorschlag.
Anhebung der Arbeitszeit und Verzicht auf zwei Feiertage
Um die „strukturelle Lücke von 15 bis 30 Milliarden Euro“ zu stopfen, werden verschiedene Kompromissideen durch die politische Landschaft geworfen. Der Vorschlag, Feiertage zu streichen, um das Budget zu entlasten, macht dabei die Runde. Schließlich, so die Überlegung von Guntram Wolff, könnte der Wegfall von zwei Feiertagen nicht nur das Haushaltsdefizit mildern, sondern auch die wirtschaftliche Aktivität ankurbeln.
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Doch welchen Feiertagen soll der Sparhammer gelten? Der Buß- und Bettag wurde bereits 1994 geopfert, um die Pflegeversicherung zu finanzieren. Ähnlich wie Dänemark im letzten Jahr einen uralten Feiertag abschaffte, um das Nato-zwei-Prozent-Ziel zu erreichen, könnte Deutschland nun dem Beispiel folgen.
Gesetzliche Feiertage gelten entweder bundesweit oder nur für manche Bundesländer. So gilt Neujahr, Karfreitag oder Christi Himmelfahrt beispielsweise für alle Bundesländer, über den internationalen Frauentag können sich dagegen nur Arbeitnehmer aus Berlin und Mecklenburg-Vorpommern freuen. Guntram Wolff nennt in seinem „Handelsblatt“-Kommentar noch keine konkreten Feiertage, die gestrichen werden könnten. Möglich wäre der Ostermontag, da mit dem Karfreitag trotzdem ein Feiertag rund um Ostern bleiben würde.
Ökonom mit Appell an die Ampel
Durch die erhöhte Arbeitszeit soll dann nicht nur die Finanzierung von Verteidigungsausgaben und Klimaschutzinvestitionen ermöglicht, sondern auch die wirtschaftliche Aktivität angekurbelt werden. Volkswirtschaftlich betrachtet würde der Wegfall von zwei Feiertagen laut Ökonom Wolff das Arbeitsangebot um fast ein Prozent erhöhen – eine Maßnahme, die in Zeiten von Fachkräftemangel und Inflation für Auftrieb sorgen soll.
Wolff appelliert daher an die Arbeitsmoral der Deutschen. Unter Verweis auf Daten der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung stellt er fest, dass Deutschland mit 1341 Arbeitsstunden pro Jahr im Vergleich zu anderen europäischen Ländern weniger Arbeitsstunden aufweist. Seit 2010 sei die jährliche Arbeitszeit um 85 Stunden gefallen, während sie in anderen Ländern stabil blieb oder sogar stieg.
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Der Ökonom argumentiert, dass eine Anhebung der Arbeitszeit im europäischen Vergleich nicht ungewöhnlich wäre. Durch den Wegfall von zwei Feiertagen könnten seiner Meinung nach 0,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts generiert werden. Wollfs Appell: „Die Ampelparteien könnten jetzt bei der politischen Kompromisssuche nicht nur Ausgabenkürzungen und Steuererhöhungen in den Blick nehmen, sondern auch eine effektive Erhöhung der Arbeitszeit.“