Die Kanzlerkandidaten-Debatte bei der SPD ebbt nicht ab. Sollte die SPD angesichts der miesen Umfragewerte wirklich erneut mit Olaf Scholz ins Rennen bei der Bundestagswahl 2025 gehen? Dem gescheiterten Ampel-Kanzler? Paradox: Die Sozialdemokraten haben mit Boris Pistorius den beliebtesten Politiker des Landes in ihren Reihen.
+++ Interessant: Umfrage-Beben zur Neuwahl: Blitzstart von Habeck – Pistorius würde alles total verändern +++
Wenn man genau hinhört in den Pistorius-Aussagen, wird deutlich, dass er nur darauf wartet, gefragt zu werden. Doch dafür müsste sich das SPD-Establishment bewegen.
Pistorius: Es hat „mich niemand gefragt“
Vordergründig hält Pistorius Abstand von der K-Frage. Scholz werde beim SPD-Parteitag am 11. Januar als Kanzlerkandidat nominiert werden, so Pistorius am Freitag (14. November) bei einem Besuch in Bonn. „Davon gehe ich fest aus.“ Doch zwischen den Zeilen, wenn man genau drauf achtet, schließt er eine Kanzlerkandidatur noch nicht ganz aus.
„Und auf hypothetische Fragen, ob ich für irgendwas auch immer zur Verfügung stünde, antworte ich grundsätzlich nicht, weil, ich müsste etwas ausschließen, wonach mich keiner gefragt hat oder mich für etwas bereiterklären, wonach mich niemand gefragt hat.“
Boris Pistorius
Keiner habe gefragt – damit meint er ganz offensichtlich die Parteispitze um die Chefs Saskia Esken und Lars Klingbeil sowie dem Fraktionsvorsitzenden Rolf Mützenich. Auffällig: Ganz ähnlich antwortete Pistorius jüngst auch schon der „Süddeutschen Zeitung“.
Kanzlerkandidatur-Debatte bei SPD: Scholz sollte genau hinhören
Dem Blatt sagte er: „Wir haben einen Bundeskanzler – und der ist der designierte Kanzlerkandidat.“ Und dann: „Ich sehe niemanden in der Partei, der daran etwas verändern möchte.“
Und was wäre, wenn sich prominente SPD-Kräfte doch zu Wort melden? Wenn sie offen für Pistorius werben und auf eine Veränderung im Wahlkampf pochen? Bislang sind es nur vereinzelte und eher kommunale SPD-Politiker, die sich aus der Deckung trauten, wie Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter.
Doch was wird sein, wenn in einem Monat die Umfrageergebnisse der Sozialdemokraten nicht deutlich besser geworden sind und mehr Kräfte innerparteilich einen Austausch fordern?
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Im Interview mit der „Süddeutschen“ gab es ein weiteres Zitat von Pistorius, das aufhorchen lässt. Angesprochen auf das Ampel-Aus erklärte der Verteidigungsminister, er gehöre „nicht zum Inner Circle“ um den Bundeskanzler. Der Niedersachse geht also schon auf Abstand – die weiteren Entwicklungen könnten noch spannend werden!