Viele Experten, Militärs und Geheimdienst-Insider sorgen sich ernsthaft um den Frieden in Europa. Sie befürchten in naher Zukunft Angriffe von Putin-Russlands, sogar auf NATO- und EU-Staaten wie etwa im Baltikum. Andere wiegeln das als Panikmache und Hysterie ab. Die Debatte in Deutschland nimmt Fahrt auf, seitdem Schwarz-Rot sich darauf verständigt hat, deutlich mehr Geld in die Bundeswehr zu pumpen.
Militärhistoriker Sönke Neitzel hält eine Eskalation der Lage schon in diesem Herbst für möglich. Auch BND-Chef Bruno Kahl warnt deutlich vor Putins zukünftigen Plänen. Derweil kann Philosoph Richard David Precht die ganze Aufregung nicht verstehen.
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Militär-Experte hält sogar Putin-Kriegsprobe im September 2025 für denkbar
Professor Neitzel warnte vor wenigen Tagen im TV-Sender Phoenix davor, dass Putin den Westen möglicherweise schon bald testen werde. „Testen meint einen begrenzten Angriff, wo immer der erfolgen mag, um dann zu sehen, wie die Reaktion ist.“ Durch die Handlungen von Trump sei die Wahrnehmung in Moskau noch befördert worden, dass die Europäer schwach sind und sich selbst nicht verteidigen können.
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Dann äußerte Neitzel eine ganz konkrete Sorge. Sie bezieht sich auf das geplante große Sapad-Militärmanöver der Russen im September in Belarus. „Wenn sie mal mit Kollegen in Litauen reden, dann sagen die: Das werden die Russen nutzen, diese Vorbereitung und dieses Manöver, um uns anzugreifen.“ Dann äußerte der Professor im TV einen beängstigenden Gedankengang: „Vielleicht ist dieser Sommer der letzte Sommer, den wir noch im Frieden erleben.“
BND-Chef: Frühes Kriegsende in Ukraine wäre Problem für Europa
Dass Putin tatsächlich die Entschlossenheit der NATO in Bezug auf Artikel 5, der Beistandspflicht mit angegriffenen Mitgliedsstaaten, testen wird, damit rechnet auch der Chef des Bundesnachrichtendienstes. Bruno Kahl prognostizierte der Deutschen Welle jetzt, dass Russland „die Einheit des Westens auf die Probe“ stellen werde. „Davon müssen wir ausgehen.“
Wann das passieren werde, hänge vom Verlauf des Ukraine-Krieges ab, so der Geheimdienst-Mann. „Ein frühes Kriegsende in der Ukraine befähigt die Russen, ihre Energie dort einzusetzen, wo sie sie eigentlich haben wollen. Nämlich gegen Europa.“
Philosoph Precht glaubt nicht an Russen-Gefahr: „Das ist ein Märchen“
Überhaupt kein Verständnis für all diese Sorgen und Horror-Szenarien hat dagegen Philosoph Precht. In der neuen Podcast-Folge mit Markus Lanz bestritt er, dass all das realistisch sei. „Wo kommt im Augenblick diese totale Angst und diese Panik her?“, fragte er. Er kann nicht nachvollziehen, wieso es eine unmittelbare Bedrohung durch Putin geben soll.
Precht: „Nachdem die Russen sich in der Ukraine eine blutige Nase geholt haben und wenn sie Glück haben, jeden Tag an irgendeinem Frontabschnitt zwei Kilometer vorrücken. Dass die jetzt ernsthaft davon träumen, einen Krieg gegen die NATO anzufangen… Ich kann dir das nur sagen, Markus, und ich sage das aus aller tiefster Überzeugung: Das ist ein Märchen!“
Stattdessen plädierte Precht im Podcast für Abrüstungsgespräche mit Putin: „Damit schaffen wir die größte Sicherheit, die wir uns überhaupt vorstellen können.“ Friedrich Merz werde als nächster Kanzler genau deshalb nach Moskau fliegen und darüber mit dem Kreml-Herrscher diplomatische Gespräche führen, prophezeite der Philosoph weiter. Das sei im deutschen Interesse. Volkswirtschaftlich führe die Aufrüstungsspirale ansonsten „in den Abgrund“.
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Was der berühmte Philosoph allerdings ausblendet: Die Ukraine konnten sich bislang nur dank massiver US-Unterstützung halbwegs über Wasser halten. Bleibt diese nun unter Präsident Donald Trump tatsächlich aus, sieht es mittelfristig nach Einschätzung von Experten düster aus und ein Kollaps droht (hier mehr dazu). Hinzu kommt, dass Russland mittlerweile, anders als 2022, auf Kriegswirtschaft umgeschaltet hat und massiv aufrüstet.