Nach dem Absturz der Passagiermaschine in Kasachstan mit 38 Toten (>>> hier die Details) hat sich Kreml-Chef Wladimir Putin bei dem aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Aliyev für den Vorfall entschuldigt. Die Verantwortung sieht er aber offenbar an ganz anderer Stelle.
„Wladimir Putin entschuldigte sich dafür, dass sich der tragische Vorfall im russischen Luftraum ereignete“, teilte der Kreml in Moskau nach einem Telefonat der beiden mit. Dabei habe Putin aber nicht gesagt, dass Russland das Flugzeug mit einer Rakete getroffen und somit abgeschossen habe. Vielmehr schob er den sprichwörtlichen „schwarzen Peter“ weiter.
Putin macht ukrainischen Angriff für Vorfall verantwortlich
Putin betonte nämlich, dass zum Zeitpunkt des Absturzes die russische Flugabwehr im Einsatz war. Und zwar gegen ukrainische Drohnen-Angriffe. Man habe sich also lediglich verteidigt – und dabei sei es zu dem Vorfall gekommen. Indirekt ist in Putins Augen also der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj verantwortlich. Obwohl der Angriffskrieg ursprünglich im Februar 2022 von Russland ausgegangen ist.
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Putin „sprach den Familien der Opfer erneut sein tiefes und aufrichtiges Beileid aus und wünschte den Verletzten eine baldige Genesung“, teilte der Kreml weiter mit. In dem Gespräch sei festgestellt worden, dass das aserbaidschanische Passagierflugzeug wiederholt versuchte, auf dem Flughafen von Grosny zu landen. „Gleichzeitig wurden Grosny, Mosdok und Wladikawkas von ukrainischen Kampfdrohnen angegriffen, wobei die russische Luftabwehr diese Angriffe abwehrte“, teilte der Kreml mit. Oder anders ausgedrückt: Hätte es die ukrainischen Drohnen nicht gegeben, so Putins Sicht der Dinge, hätte die Maschine vermutlich sicher landen können.
Selenskyj: „Aufhören, Desinformationen zu verbreiten“
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj schrieb seinerseits auf der Plattform X, er habe ebenfalls mit Aliyev gesprochen und sein Beileid ausgedrückt. Russland müsse Erklärungen geben und damit aufhören, Desinformationen zu verbreiten.
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In der Mitteilung des Kreml hieß es, russische Ermittler hätten ein Verfahren wegen Verstoßes gegen die Regeln für die Sicherheit des Flugverkehrs eingeleitet. „Die ersten Ermittlungsmaßnahmen sind im Gange, und es werden zivile und militärische Spezialisten befragt.“
Erinnerungen an verheerenden Flugzeug-Abschuss vor zehn Jahren
Zudem seien zwei Mitarbeiter der aserbaidschanischen Generalstaatsanwaltschaft in Grosny, wo sie mit Vertretern der russischen Seite zusammenarbeiteten. Auch an der Absturzstelle in der Nähe von Aktau gingen die Arbeiten weiter der Ermittler aus Russland, Aserbaidschan und Kasachstan weiter, hieß es.
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EU-Chefdiplomatin Kaja Kallas forderte etwa zeitgleich mit den Äußerungen aus Moskau eine rasche, unabhängige internationale Untersuchung. Berichte, dass russisches Feuer das Flugzeug der Azerbaijan Airlines verursacht haben könnte, erinnerten stark an den Flug MH17, schrieb die EU-Außenbeauftragte auf der Plattform X. Die Boeing der Malaysia Airlines wurde am 17. Juli 2014 über dem Donbass-Gebiet von einer russischen Luftabwehrrakete abgeschossen. Alle 298 Menschen an Bord starben.
(mit dpa)