Wladimir Putin geht mit der Teilmobilmachung ein politisches Risiko ein. Es ist ein Eingeständnis, dass die angebliche „Spezialoperation“ in der Ukraine ohne weitere Truppen zu scheitern droht. Die Lügen des Kreml über den Krieg werden trotz der Propaganda in den Staatsmedien offensichtlich. Zudem geht die Sorge um in russischen Familien, dass nun auch ihre Söhne in der Ukraine fallen könnten. Dass sie verheizt werden für das Machtstreben Putins.
Wird die Stimmung im Land nun kippen? Oder kann der Machthaber auf seinen Repressionsapparat vertrauen, der Unruhen bislang stets unterbinden konnte. Am Mittwochabend gab es in Dutzenden Städten des Landes Proteste und viele Festnahmen.
Proteste gegen Putin und die Teilmobilmachung in vielen Städten Russlands
Bei den Demonstrationen gegen die Teilmobilmachung sind nach Angaben des Bürgerrechtsportals OVD-Info über 1350 Menschen in 38 Städten festgenommen worden, davon alleine jeweils rund 500 in St. Petersburg und Moskau.
Plötzlich skandieren die Russen auf den Straßem lautstark „Putin in den Schützengraben“. Oder auch „Russland ohne Putin“, wie auf Handyvideos von den Demonstrationen zu hören ist.
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Flucht aus Putins Russland: Langer Stau an der finnischen Grenze
Auch kurz nach dem Kriegsausbruch am 24. Februar gab es Proteste, die aber vom Putin-Regime erstickt werden konnten. Auch jetzt setzt der Staatsapparat auf Einschüchterung und Drohungen. Bis zu 15 Jahre Haft droht Demonstrationsteilnehmern. Angesichts dieser Gefahren versuchen viele Russen das Land lieber schnellstmöglich zu verlassen. Videos im Netz zeigen einen langen Stau an der russisch-finnischen Grenze am Mittwoch. Der Autoverkehr soll sich zeitweise 35 Kilometer lang gestaut haben.
Viele Russen wollen nur noch raus aus ihrem Land
Die Preise für Flugtickets ins Ausland sind laut Medienberichten in die Höhe geschossen. Mittlerweile soll es für die kommenden Tage gar keine Tickets mehr von Moskau nach Istanbul (Türkei) geben. Auch Direktflüge nach Eriwan, der Hauptstadt Armeniens, seien fast ausgebucht. In die beiden Länder können Russen visumsfrei einreisen.
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Google registrierte zudem seit ersten Meldungen über eine TV-Ansprache Putins und einer Mobilmachung einen steilen Anstieg an einschlägigen Suchanfragen. Beispielsweise zu den Themen „Wie man Russland verlässt“ oder „Entbindung von der militärischen Dienstpflicht.“
Die Angst geht um in Putins Russland. Die Frage wird sein, ob die Proteste ein Strohfeuer bleiben – oder sich die Zivilbevölkerung tatsächlich erheben wird.