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Putin: Chef-Propagandist spricht über seinen Rücktritt im russischen TV

Moderator Solowjow spekuliert öffentlich über den Rücktritt Putins. Ist das ein Selbstmordkommando oder politisches Kalkül des Machthabers?

In einer gewagten Ansage bei seiner eigenen Show stellt Wladimir Solowjow die Autorität Putins infrage! Ist dies der Beginn vom Ende für den Kreml-Chef?
© IMAGO / Russian Look / Steinach

Reden wir drüber: Hilft der Ukraine-Krieg der AfD und dem BSW?

Kurz vor der Landtagswahl 2024 in Thüringen fragen wir die Menschen dort, ob Deutschlands Verhalten im Ukraine-Krieg ein möglicher Grund ist, warum das BSW sowie die AfD in Thüringen so viele Sympathisanten haben?

Wer in Russland offen Putin kritisiert, der setzt sich großer Gefahr aus. Journalisten und Oppositionelle verschwinden unter mysteriösen Umständen oder sterben in russischer Gefangenschaft. Das berühmteste Beispiel ist der Investigativjournalist und Antikorruptions-Aktivist Alexei Nawalny.

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Umso überraschender ist es, dass der Fernsehmoderator Wladimir Solowjow nun öffentlich über den Rücktritt Putins fantasiert. Und das zur besten Primetime in der eigentlichen Pro-Putin-Propagandashow „Sonntagabend mit Wladimir Solowjow“. Ist Solowjow wahnsinnig, ein mutiger Widerstandskämpfer oder fährt er gemeinsam mit Putin eine ganz andere Strategie?

Putin unter Druck: Solowjow wagt den Aufstand im Staatsfernsehen

Wladimir Solowjow ist linientreu. In seiner Talkshow werden nur Putin-freundliche Gäste gehört, der russische Überfall auf die Ukraine 2022 als notwendig und richtig zelebriert, zu den immensen Zahlen der russischen Gefallenen wird meist geschwiegen. Das geht so weit, dass die EU und Kanada Solowjow seit 2022 sanktionieren. An sich ist der Publizist also der perfekte Mann für das russische Staatsfernsehen.

Doch Solowjow scheint eine echte Kehrtwende gemacht zu haben. Live im Fernsehen hat der Moderator über den Rücktritt Putins philosophiert. Er sagte: „Es reicht nicht aus, diejenigen einzusperren, die Unrecht getan haben. Es ist auch notwendig, diejenigen zu ernennen, die wissen, wie man es effektiv, schnell und klar umsetzt. Und es spielt keine Rolle, in welchem Ministerium sie arbeiten oder wie sie genannt werden.“

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Solowjow fährt fort: „Es ist mir völlig egal, welche Farbe eine Katze hat, wichtig ist, dass sie Mäuse fängt. Also lasst uns zu konkreten Lösungen übergehen.“ Diese konkrete Lösung könnte Putin auch bei guter Laune als Hochverrat verstehen. „Wenn dies den Rücktritt des Oberbefehlshabers erfordert, nun ja, wie meine Freunde sagen, verstehe ich das, aber ich habe nicht das Gehalt, um solche Entscheidungen zu treffen.“

Die Putin-Kritik, die das Land erschüttert

Ob der Chefpropagandist Putins seinem Oberbefehlshaber in den Rücken fällt, weil er eine echte politische Veränderung wünscht, oder ob etwas anderes dahintersteckt, ist unklar. Russland ist im Moment nicht so erfolgreich im Ukraine-Krieg, wie gewünscht. Die Ukraine konnte zuletzt wiederholt Vorstöße in der Grenzregion Kursk verzeichnen.

Solowjow hatte aus diesem Grund bereits Konsequenzen gefordert. So solle man die verantwortlichen Generäle gefangen nehmen. Der Propagandist ist keinesfalls friedensbemüht. Am Ende seines Plädoyers gegen Putin sagte er: „Trotzdem sollten wir das Beste aus den Erfahrungen großer Epochen übernehmen und mit den Methoden vorgehen, die hier und jetzt notwendig sind.“

Fallstrick oder Honigtopf?

Die Kritik an Putin könnte jedoch auch einen ganz anderen Hintergrund haben. Einen, der mit dem russischen Präsidenten vereinbart war. Möglich wäre beispielsweise, dass Solowjow versucht, die gegenteilige Reaktion beim russischen Volk auszulösen.

Dieses steht nämlich allen Anschein nach hinter Putin. Eine so offene Kritik könnte den Zuschauern also denken lassen, dass Solowjow ein Idiot oder Verräter ist. Sie könnten dann Mitleid mit Putin haben und ihn noch mehr unterstützen.


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Auch könnte Solowjow die Reaktionen seiner Gesprächspartner und Zuschauer nur testen wollen. Es wird jedenfalls zu beobachten sein, was mit dem Moderator Solowjow in nächster Zeit passiert.