Dieses Interview sorgte schon im Vorfeld für Wirbel und wurde ein Reinfall: US-Journalist Tucker Carlson, der bei Fox News berühmt wurde, interviewte Wladimir Putin. Doch statt nachzubohren und kritische Fragen zu stellen, konnte Putin lange Monologe halten und in die Geschichte abschweifen – unwidersprochen.
Carlson wirkte oft überfordert und zu demütig. Nur an einer Stelle wagte er sich hervor. Am Ende des Videos forderte er von Putin die Freilassung des US-Journalisten Evan Gershkovich „als Zeichen des Anstandes“. Putin antworte, dass er schon oft genug guten Willen gezeigt habe, deutete dann aber doch einen möglichen Deal an. Hierbei soll Deutschland eine Rolle spielen.
Gefangener als Geisel im Machtspiel von Putin
US-Bürger Gershkovich berichtete vor seiner Festnahme im März 2023 für das „Wall Street Journal“ aus Russland. Er wurde während einer Reportage-Reise in Jekaterinburg festgenommen. Nun sitzt er in U-Haft. Der Vorwurf gegen ihn lautet Spionage. Gershkovich, seine Zeitung und die US-Regierung weisen diesen Verdacht als haltlos zurück. Der Journalist ist ein politischer Gefangener Putins – eine Geisel im Machtspiel mit dem Westen.
„Ich schließe nicht aus, dass Herr Gershkovich in sein Heimatland zurückkehren wird”, so Putin jetzt im Interview. „Es macht keinen Sinn, ihn in Russland im Gefängnis zu halten.” Dann deutete er an, was er als Gegenleistung dafür fordert. Man sei „gesprächsbereit“.
„Tiergarten-Mörder“ soll in Deutschland rausgelassen werden
Die Sätze Putins ließen sich so interpretieren, dass die USA im Gegenzug dafür sorgen sollen, dass der in Deutschland verurteilte „Tiergarten-Mörder“ Wadim Nikolajewitsch Krassikow ebenfalls freigelassen wird. Der russische Geheimagent wurde 2020 vom Berliner Kammergericht zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Krassikow den asylsuchenden früheren Kommandeur der tschetschenischer Milizen im Kleinen Tiergarten in Moabit erschossen hat. Die Tat ereignete sich am 21. August 2019.
Ein Mord mitten in der deutschen Hauptstadt, im Auftrag des Kreml. Der Vorfall führte zu einem diplomatischen Zerwürfnis zwischen Deustchland und Russland. Putin spielte die Tat des FSB-Agenten nun im TV-Interview herunter: „Diese Person hat aus patriotischen Gefühlen einen Banditen in einer der europäischen Hauptstädte eliminiert.“
Dass der Täter rechtskräftig in Deutschland verurteilt wurde, nimmt der Präsident nicht für voll. Ein Rechtstaat wie im Westen existiert in Russland schließlich sowieso nicht.
Putin bietet auch US-Olympiaheldin im Austausch an
Schon 2022 hatte der Kreml versucht, Krassikow in einem Deal freizupressen. Über Geheimdienstkanäle wurde den USA angeboten, im Gegenzug die US-Amerikanerin Brittney Griner freizulassen. Griner gewann als Basketballspielerin zweimal Gold mit dem US-Team bei den Olympischen Spiuelen 2016 und 2020. Sie wurde 2022 am Moskauer Flughafen wegen Drogenbesitzes und -schmuggels festgenommen und zu neun Jahren Haft verurteilt.