Wladimir Putin, Präsident der Russischen Föderation, hat sich nur kurz vor der Bombardierung mehrerer ukrainischer Städte in einer Fernsehansprache an die Bürger Russlands und seine „lieben Freude“ gewandt. Dabei sprach er eine Reihe von Drohungen gegen den Westen aus, konkret: die USA und die NATO.
Die Welt hält den Atem an, während das, was viele lange befürchtet hatten, tatsächlich Realität wird. Putin hat zu einem Militärschlag gegen die Ukraine ausgeholt. Dazu gehört nicht nur das Vordringen russischer Bodentruppen in die Ukraine, sondern auch die Bombardierung mehrerer Städte.
Putin: „Entnazifizierung“ – so absurd begründet er seinen Krieg mit der Ukraine
Über einen Zeitraum von mehreren Wochen mussten Europa und der Rest der Welt hilflos zuschauen, wie sich die Situation zwischen Russland und der Ukraine immer weiter zuspitzte. Internationale Beschwichtigungsversuche ließen Wladimir Putin ebenso kalt wie Sanktions-Androhungen seitens Europa und den USA. Der Krieg in der Ukraine, den viele so sehr gefürchtet hatten, hat in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag begonnen. Doch wie rechtfertigt Putin seinen Angriff?
In einer martialischen Fernsehansprache nannte der russische Präsident eine Reihe von Gründen, die aus europäischer Sicht nur schwer nachzuvollziehen sind. So rechtfertigt er seinen Einmarsch unter anderen damit, die Ukraine „entnazifizieren“ zu wollen.
Die „fundamentalen Bedrohungen, die Jahr für Jahr, Schritt für Schritt grob und ungeniert von unverantwortlichen Politikern im Westen gegen unser Land gerichtet werden“, seien beunruhigend, so Putin. Damit beziehe er sich auf die Ausdehnung des Nato-Blocks nach Osten und die damit einhergehende „Annäherung seiner militärischen Infrastruktur an die Grenze Russlands“.
Russland-Ukraine-Krieg: Putin inszeniert sich als Opfer und Retter zugleich
Obwohl Putin vom den allermeisten Staaten klar als Aggressor gesehen wird, inszeniert sich der 69-Jährige in seiner Ansprache als Opfer von „zynische[m] Betrug und Lüge“ sowie „Druck- und Erpressungsversuche[n]“. Die Kriegsmaschinerie sei in Bewegung und nähere sich den russischen Grenzen.
Seine eigenen Kriegshandlungen begründet er mit einem geradezu edlen Motiv. „Die führenden Nato-Länder unterstützen zum Erreichen ihrer eigenen Ziele extreme Nationalisten und Neonazis in der Ukraine, die ihrerseits den Bewohnern der Krim und Sewastopols ihre freie Entscheidung für die Wiedervereinigung mit Russland nie verzeihen werden“, hieß es in der Ansprache.
Und weiter: „Sie werden natürlich auf die Krim gehen, so wie sie es im Donbass getan haben, mit Krieg, um zu töten, so wie die Strafkommandos der Banden ukrainischer Nationalisten, Hitlers Kollaborateure während des Großen Vaterländischen Krieges, wehrlose Menschen töteten. Sie erheben auch unverhohlen Anspruch auf eine ganze Reihe anderer russischer Gebiete.“
Donezk und Luhansk wolle man schützen. Laut Putin leben dort Menschen, die seit acht Jahren „Misshandlung und Genozid“ ausgesetzt gewesen seien. „Und zu diesem Zweck werden wir uns um die Entmilitarisierung und Entnazifizierung der Ukraine bemühen und diejenigen vor Gericht stellen, die zahlreiche blutige Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung, einschließlich der Bürger der Russischen Föderation, begangen haben.“
Putin erhebt schwere Vorwürfe gegen die USA und die NATO
In seiner Rede erhob der russische Präsident zudem schwere Vorwürfe gegen die USA. „Generell hat man den Eindruck, dass fast überall, in vielen Regionen der Welt, wo die USA hingehen, um ihre Ordnung durchzusetzen, blutige, nicht heilende Wunden, Eiterbeulen des internationalen Terrorismus und Extremismus zurückbleiben…“, so Putin. In den USA sei ein „regelrechtes ‚Lügenimperium‘“ geschaffen worden.
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Auch Drohungen bleiben nicht aus. Was den militärischen Bereich beträfe, so sei das moderne Russland sogar nach dem Zusammenbruch der UdSSR und dem Verlust eines Großteils seines Potenzials heute eine der mächtigsten Nuklearmächte der Welt und verfüge darüber hinaus über bestimmte Vorteile bei einer Reihe modernster Waffensysteme. „Es sollte daher kein Zweifel daran bestehen, dass ein direkter Angriff auf unser Land zu einer Niederlage und schlimmen Konsequenzen für jeden potenziellen Angreifer führen würde.“
Eine eindringliche Warnung richtet Putin an all jene, „bei denen die Versuchung aufkommen könnte, sich von der Seite in das Geschehen einzumischen“. Wer auch immer versuche, Russland zu behindern, geschweige denn eine Bedrohung für das Land und sein Volk zu schaffen, müsse mit Konsequenzen rechnen, „die Sie in Ihrer Geschichte noch nie erlebt haben. Wir sind auf jede Entwicklung der Ereignisse vorbereitet. Alle notwendigen Entscheidungen wurden in dieser Hinsicht getroffen. Ich hoffe, dass ich gehört werde.“
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