Unerwarteter Vorschlag aus Berlin! Plötzlich diskutiert die politische Elite über die Rente mit 68! Hintergrund ist ein Gutachten aus dem CDU-geführten Wirtschaftsministerium. Es löste ein Beben in der Hauptstadt aus.
Von SPD, Linke, Gewerkschaftsbund, aber auch CSU kommt prompt Widerstand gegen die Überlegungen einer Rente mit 68.
Rente mit 68: Regierungsberater befürchten „schockartig steigende Finanzierungsprobleme“
Berater der Bundesregierung haben drei Monate vor der Bundestagswahl eine Reform hin zur Rente mit 68 vorgeschlagen. Es drohten „schockartig steigende Finanzierungsprobleme in der gesetzlichen Rentenversicherung ab 2025“, prognostizierte der Wissenschaftliche Beirat beim Bundeswirtschaftsministerium.
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Rente in Deutschland:
- Es gibt über 21 Millionen Rentner in Deutschland
- Durchschnittlich erhält jeder Rente aktuell 1.178 Euro, jede Rentnerin nur 768 Euro.
- Die Regelaltersrente ohne Abschläge steigt bis 2029 schrittweise von 65 auf 67 Jahre.
- 2019 lag das tatsächliche Renteneintrittsalter in Deutschland bei etwa 64,3 Jahren.
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Das Renteneintrittsalter könne nicht langfristig von der Entwicklung der Lebenserwartung abgekoppelt werden, so der Experten-Beirat von Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU). Deshalb solle es eine „dynamische Kopplung des Rentenalters an die Lebenserwartung“ geben.
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Rente mit 68: Diese Jahrgänge wären betroffen
Das Verhältnis der in Arbeit und in Rente verbrachten Lebenszeit solle konstant bleiben. Gemäß den derzeitigen Prognosen der Lebenserwartung würde mit einer solchen Regel das Rentenalter im Jahr 2042 mit 68 Jahren erreicht, hieß es weiter. Betroffen wären dann davon alle Jahrgänge, die 1974 oder später geboren wurden.
Die Linkspartei hat den Vorschlag scharf kritisiert. „Das ist der asoziale Oberhammer“, sagte Parteichefin Susanne Hennig-Wellsow der Deutschen Presse-Agentur. Wirtschaftsminister Altmaier müsse das entsprechende Gutachten seiner Berater „sofort kassieren“, „sonst beginnt morgen der Rentenwahlkampf“. Die Linke werde „mit Zähnen und Klauen die Rechte der Rentnerinnen und Rentner verteidigen“.
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Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) lehnt die Vorschläge für eine Reform der gesetzlichen Rentenversicherung ebenfalls entschieden ab. DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel sagte der „Neuen Osnabrücker Zeitung“, der Wissenschaftliche Beirat wolle „Renten drastisch kürzen, Sozialstaat abbauen und Alterssicherung privatisieren; all das, um Arbeitgeber massiv zu entlasten“.
Rente mit 68: Olaf Scholz erteilt Absage – Beirat hat „falsch gerechnet“
Auch SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz ist mit den Rentenplänen der Berater von Altmaier hart ins Gericht gegangen. Es sei „unsozial, was da vorgerechnet wird“, sagte Scholz am Dienstag bei einer Online-Veranstaltung des SPD-Wirtschaftsforums. Der Wissenschaftliche Beirat beim Wirtschaftsministerium habe „falsch gerechnet“. Die Beiträge zur Rentenversicherung seien derzeit viel geringer als einst vorhergesagt.
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Zudem sei die Zahl der Einwohner und der Erwerbstätigen nicht wie prognostiziert gesunken, sondern gestiegen, betonte Scholz. „Wir haben eine Rekordzahl an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland.“ Derartige „Horrorszenarien sind immer Politik, die nicht wirklich begründet ist“, zeigte sich der Finanzminister überzeugt. Sie sollten dazu dienen, Rentenkürzungen durchzusetzen, für die es in dieser Zeit keinen Anlass gebe.
„Eine weitere Erhöhung des Renteneintrittsalters halte ich für den falschen Weg“, sagte ebenfalls der für die Rente zuständige Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD). „Wenn es uns gelingt, das Beschäftigungspotenzial im erwerbsfähigen Alter möglichst voll auszuschöpfen (…), dann werden wir keine weitere Erhöhung des gesetzlichen Renteneintrittsalters brauchen und auch keine Absenkung des Rentenniveaus.“
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CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt über Rente mit 68: „Ein späteres Renteneintrittsalter lehnen wir ab“
Die CSU im Bundestag ist auch gegen die Rente mit 68. CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt sprach am Dienstag in Berlin von einer verfehlten Debatte und sagte: „Ein späteres Renteneintrittsalter lehnen wir ab.“ Nötig sei vielmehr eine Diskussion über eine gute Rente im Alter mit einer Kombination einer Stabilisierung des Rentenniveaus und einer Stärkung der privaten Vorsorge.
FDP-Sozialpolitiker Johannes Vogel kritisierte den Vorstoß der Rente mit 68 ebenfalls. Er plädierte via Twitter für ein flexibles Eintrittsalter und eine gesetzliche Aktienrente.