Für Robert Habeck ist es ein Heimspiel. Das ZDF-Sommerinterview mit dem Chef der Grünen findet in Wassersleben bei Flensburg statt. Hoch oben im Norden, wo er herkommt und für die Bundestagswahl kandidiert.
Doch von Zurücklehnen oder heimeliger Atmosphäre ist in diesem Interview nichts zu spüren. Shakuntala Banerjee, stellvertretende Leiterin des ZDF-Hauptstadtstudios Berlin, bleibt auch dann hartnäckig, wenn Robert Habeck gerne zu anderen Themen wechseln möchte. Gleich zu Beginn greift sie ein Thema auf, das die Grünen in diesem Wahlkampf in keinem guten Licht dastehen lässt.
Robert Habeck: „Eine wirklich bescheidene Situation“
Es geht um einen kleinen Landesverband, der der Partei große Probleme bereitet. Im Saarland gab es bei den Grünen ordentlich Zoff um die Aufstellung der Landesliste. Das hat jetzt Auswirkungen für die Wählerinnen und Wähler der Partei in dem Bundesland.
Die Grünen im Saarland können bei der Bundestagswahl im September nicht mit der Zweitstimme gewählt werden. Die Landesliste wurde von der Wahl ausgeschlossen. Das hatte der Bundeswahlausschuss am Donnerstag entschieden. „Was wählt ein Grünes Parteimitglied mit der Zweitstimme für eine Partei?“, möchte Shakuntala Banerjee von Robert Habeck wissen.
Der spricht von einer „wirklich bescheidenen Situation“. Aufgabe der Partei sei es, die Stimmen, die im Saarland nicht eingesammelt werden können, an einer anderen Stelle zu sammeln. Er setzt sich das gleich selbst zum Ziel in seinem Wahlkreis 1, Flensburg-Schleswig.
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Das ist Grünen-Chef Robert Habeck:
- Der 51-Jährige ist seit 2018 zusammen mit Annalena Baerbock Bundesvorsitzender der Grünen.
- Von 2012 bis 2018 war er Umwelt- und Energiewende-Minister in Schleswig-Holstein.
- Habeck spricht fließend Dänisch.
- Vor seinem politischen Durchbruch verdiente der promovierte Philosoph sein Geld als Schriftsteller.
- Zusammen mit seiner Frau Andrea Paluch veröffentlichte er mehrere Romane. Mit ihr hat er vier erwachsene Söhne.
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„Was haben Sie im Vorfeld getan, um diesen Riesenbock, den ihre Partei da geschossen hat, zu verhindern?“, hakt Shakuntala Banerjee weiter nach. „Offensichtlich nicht genug, das ist ja klar.“ Aber viele Analysen würden jetzt auch nicht weiterhelfen, sagt Habeck. Es sei jetzt Aufgabe, nach vorne zu schauen.
Robert Habeck: „Das ist jetzt alles vergossene Milch“
Die ZDF-Reporterin will wissen, ob er oder „Frau Baerbock“ oder jemand anderes aus der Parteizentrale mal ins Saarland gefahren seien. Habeck räumt ein: „Wir hätten an der ein oder anderen Stelle unterstützen können, um das Problem frühzeitig zu lösen. Aber nochmal: Das ist jetzt alles vergossene Milch. Jetzt muss nach vorne geschaut werden.“
Da stellt die Reporterin klar, warum sie nachfragt: „Sie sagen, jetzt geht es um alles in dieser Schicksalswahl und Sie wollen als Grüne im Prinzip Deutschland, die größte Wirtschaftsnation Europas, komplett umkrempeln.“ Da müsste doch die Voraussetzung sein, so Banerjee , dass sie so eine simple Aufstellung einer Landesliste hinbekommen.
Robert Habeck verliert langsam die Geduld. Er habe jetzt schon vier Mal gesagt: „Es ist doof genug.“ Da geht die Reporterin ihn hart an: „Das ist ja mehr als doof. Es sieht ja jetzt schon so aus, als ob sie einfache Sachen nicht organisiert bekommen. Dann ist die Frage, ob man Ihnen vertraut, wenn Sie Deutschland umorganisieren wollen.“
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Davon handle der Wahlkampf, sagt Habeck bestimmt. „Dass wir deutlich machen, dass man uns vertrauen kann. Dass wir, anders als mitbewerbende Parteien, wissen, dass die Stunde geschlagen hat, wie dringlich die Situation ist und die Maßnahmen dafür auch bereit haben, während alle anderen sich in die Büsche schlagen.“
Wer am Ende wie viele Wählerinnen und Wähler von seinem Programm überzeugen konnte, entscheidet sich am 26. September. Bis dahin werden sich die Spitzenkandidaten der Parteien noch viele kritische Fragen anhören müssen. Wie sie bei einer aktuellen Umfrage abschneiden, erfährst du >>> hier.
Das ZDF-Sommerinterview mit Grünen-Chef Robert Habeck kannst du >>> hier sehen.