Veröffentlicht inPolitik

Sahra Wagenknecht: „Friedensdemo“ spaltet Linkspartei – wie lange geht das noch gut?

Mit der Demonstration in Berlin verärgert Sahra Wagenknecht ihre Partei. Wie lange geht dieser Konflikt noch gut?

Sahra Wagenknecht
u00a9 IMAGO / Matthias Reichelt

Sahra Wagenknecht: So sieht ihre politische Laufbahn aus

Die Linken-Politikerin hatte bereits diverse Ämter innerhalb ihrer Partei inne. Jetzt fällt sie mit Äußerungen zur Corona-Impfung und zu einer allgemeinen Impfpflicht gehäuft auf.

Warum einen Feind haben, wenn man Sahra Wagenknecht in den eigen Reihen hat – so oder so ähnlich denken sich das wohl im Moment viele ihrer Genossen bei den Linken. Abermals stellt die einstige Hoffnungsträgerin ihre Partei vor eine Zerreißprobe. Die von der Politikerin Wagenknecht und der Feministin Alice Schwarzer initiierte Demonstration am vergangenen Samstag (25. Februar) „Aufstand für den Frieden“ erhitzt die Gemüter.

Eine der wenigen Fürsprecher ist ihre Nachfolgerin Amira Mohamed Ali, die Fraktionsvorsitzende der Linken im Bundestag. Sie sprach noch von einem „wichtigen Zeichen“, dass „sehr viele Menschen wollen, dass wir aus der Kriegs- und Aufrüstungslogik ausbrechen und es stattdessen konsequente diplomatische Initiativen braucht“. Auf Twitter schrieb sie: „Wow!“.

Sahra Wagenknecht: „Da war nix wow“

Doch sie musste nicht lange auf Gegenwind warten. Und dieser kam noch nichtmal vom politischen Gegner, sondern aus der eigenen Mannschaft. Die stellvertretende Parteivorsitzende Katina Schubert, die auch Landesvorsitzende der Linken in Berlin ist, entgegnete: „Da war nix wow“.

Der Süddeutschen Zeitung teilte die Politikerin mit, dass viele Menschen für den Frieden auf die Straße gehen wollten und sich von den Prominenten anziehen ließen: „Aber diese Demonstration hatte nichts mit linker Politik, gar mit linker Friedenspolitik zu tun.“ Und weiter: „Unsere Befürchtungen haben sich bestätigt: Wer einen Aufruf startet, der querfronttauglich ist, erntet Querfront“. Damit spielt sie auf eine viel geteilte und kritisierte Äußerung des ehemaligen Linken-Vorsitzenden Oskar Lafontaine an.

Höcke zu Wagenknecht: „Ich bitte Sie, kommen Sie zu uns!“

Lafontaine teilte in einem Videointerview auf die Frage, ob die Demonstration auch für Rechte offenstehe, mit, dass alle willkommen seien, die für den Frieden seien. Eine „Gesinnungsprüfung“ gebe es nicht. Nicht erwünscht seien allerdings Flaggen von „Reichsbürgern“.

Vielen in der Alternativen für Deutschland (AfD) dürfte das gefallen haben. Nicht nur unterschrieben sie das Manifest der Politikerin und Feministin, sondern gingen auch zur Demo. Der Vorsitzende der Thüringer AfD, Björn Höcke, richtete sich sogar auf einer Kundgebung in Dresden direkt an Wagenknecht: „Ich bitte Sie, kommen Sie zu uns!“



Für viele Linkspolitiker ist das schwer zu ertragen. Die Frage ist, wie lange das noch gut geht. Eine Entfremdung von Wagenknecht und der Linkspartei ist schon länger zu beobachten. Sie könnte in einer neuen und eigenen Partei Wagenknechts münden. Wenn man Wagenknecht darauf anspricht, wird die sonst so rhetorisch starke Politikerin ziemlich schmallippig. Es bleibt spannend.