Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht veröffentlicht am 14. April ihr neues Buch „Die Selbstgerechten – Mein Gegenprogramm für Gemeinsinn und Zusammenhalt“. Schon jetzt kursieren im Netz zahlreiche Screenshot und Ausschnitte des Wagenknecht-Werks – und die sorgen für Empörung.
Vor allem Parteikollegen von Sahra Wagenknecht fühlen sich durch einige Aussagen vor den Kopf gestoßen. Beispielsweise mit dem, was sie über AfD-Chef Jörg Meuthen schreibt.
Sarah Wagenknecht: Neues Buch sorgt für heftige Reaktionen
Sarah Wagenknecht und ihre Rolle in der Linkspartei kann man heute wohl als ambivalent bezeichnen. Lange war sie eine der wichtigsten Führungsfiguren der Linkspartei. Doch im Zuge des starken Zuzugs von Geflüchteten in den Jahren 2015 und 2016 hat sich das Verhältnis zur Partei verändert.
Sarah Wagenknecht lehnte beispielsweise im Gegensatz zu vielen ihrer Parteikollegen die Forderung nach offenen Grenzen ab oder sprach über „Kapazitätsgrenzen“ in Deutschland. Das sorgte parteiintern für scharfe Kritik. Die wird wohl auch nach Erscheinen ihres Buches nicht leiser werden.
——————————
Das ist Sahra Wagenknecht:
- geboren am 16. Juli 1969 in Jena
- in den 1990er-Jahren in der PDS aktiv, später in der Nachfolgepartei Die Linke
- 2010 bis 2014 stellvertretende Parteivorsitzende der Linken
- mit ihren Meinungen, insbesondere bei den Themen Migration und Einwanderung, eckt sie in der eigenen Partei immer wieder an
——————————
Denn noch bevor das überhaupt auf den Markt gekommen ist, laufen einige Parteikollegen Sturm. Am lautesten wohl Bundestagsabgeordneter Niema Movassat. Er schrieb auf Twitter, er sei über das Buch „schlicht empört“.
An mehreren Textbeispielen zeigt er, was genau ihn an den Ausführungen so stört. Beispielsweise Wagenknechts Aussage, „dass niedrige Löhne in Deutschland eine Folge von Migration sind“, wie Movassat in den Text interpretiert.
+++ Armin Laschet: Sorgt ein ehemaliger Konkurrent jetzt für die nächste Pleite? +++
Sahra Wagenknecht: Migration und Ausländer Schuld an niedrigen Löhnen?
In ihrem Buch schreibt Wagenknecht: „Dass die Löhne allerdings in vielen Branchen um bis zu 20 Prozent sanken und selbst ein jahrelang anhaltendes Wirtschaftswachstum daran nichts ändern konnte, das war allein wegen der hohen Migration nach Deutschland möglich.“ Für Movassat ein No-Go. Er argumentiert, die Niedriglöhne seien „eine Folge der Deregulierung des Arbeitsmarktes und des Ausbaus von Leih- und Zeitarbeit.“
+++ AfD: Umfrage Hammer! In Ostdeutschland stärker als die CDU +++
Ein weiterer Kritikpunkt Movassats ist die Einordnung der Rolle des AfD-Chefs Jörg Meuthen.
Über ihn schreibt Wagenknecht: „Es ist ja richtig, den Anfängen zu wehren. Aber wer den wirtschaftsliberalen Professor einer Verwaltungshochschule Jörg Meuthen verdächtig, er wolle einen neuen Faschismus in Deutschland einführen, erreicht damit nur, dass Wahrnehmungen selbst da, wo sie berechtigt sind, nicht mehr ernst genommen werden.“
Sahra Wagenknecht: Bundestagsabgeordneter kritisiert Meuthen Passage
Für den Bundestagsabgeordneten eine unverständliche Verteidigung Meuthens: „Ich würde auch nicht sagen er ist ein Faschist. Aber ist halt Chef einer zunehmend faschistischen Partei und das muss man natürlich kritisieren, statt ihn zu schützen!“ Movassat ist dabei nicht der einzige Politiker der Linkspartei, der sich über einige Äußerungen Wagenknechts ärgert.
——————————
Weitere Politik-Themen:
——————————
Carla Büttner, Bundessprecherin der Linksjugend meint beispielsweise auf Twitter, Sarah Wagenknecht gehöre „weder in diese Partei noch in den Bundestag“. Der Ortsverband der Linksjugend Oberhausen hält Wagenknecht ebenfalls für „nicht mehr tragbar“.
Sahra Wagenknecht: Kritik an Buch – „Wie kann man diese Rechte scheiße so relativieren?“
Auch Daniel Kerekeš, Fraktionsvorsitzender der Linken in Essen schreibt, dass für Wagenknecht „der Kampf gegen Rassismus eine Marotte“ geworden sei, es gebe in dem Buch „so viele schlimme Stellen“. Beispielsweise über den Sturm der Reichstag-Treppen in Berlin. An dem Protest hatten, so urteilt Wagenknecht in ihrem Buch, „eine große Zahl relativ unpolitischer, aber eben unzufriedener Normalbürger“ teilgenommen. Kerekeš deutliche Meinung zu dieser Passage: „Wie kann man diese rechte Scheiße so relativieren?“
Das Buch von Sahra Wagenknecht sorgt also schon vor dem eigentlichen Erscheinen für reichlich Unruhe bei den Linken. In einem Superwahljahr mit mehreren Landtagswahlen und Bundestagswahl wird sich wohl noch zeigen müssen, ob Sahra Wagenknecht ihrer Partei mit der Veröffentlichung einen Gefallen getan hat. (dav)