Nach den Ost-Landtagswahlen stellt sich die Frage: Könnte Sahra Wagenknecht Kanzlerin werden? Aus dem Stand wurde ihre Partei drittstärkste Fraktion in allen Landtagen und damit eine neue Kraft im Osten.
+++ Auch spannend: Nur noch Wagenknecht bei ARD und ZDF: „Die haben komplett einen an der Schüssel“ +++
Wenn die schwächelnde SPD das Kanzleramt verteidigen will und sogar die Krisen-Grünen mit Robert Habeck höchstwahrscheinlich einen Kanzlerkandidaten aufstellen – warum dann nicht auch das BSW?
Kanzlerkandidatin Wagenknecht: Wäre das „lächerlich“ bei den Umfragewerten?
Was gegen solche Ambitionen spricht: Bei ihrer ersten bundesweiten Wahl, der Europawahl im Juni, kam das BSW auf nur 6,2 Prozent. Auch in aktuellen Umfragen sieht es deutschlandweit nicht viel besser aus. Bei Forsa lag die Partei zuletzt bei sieben Prozent, bei Allensbach waren es neun Prozent. Einzig INSA sieht Wagenknechts Bündnis schon zweistellig bei zehn Prozent – und damit sogar knapp vor den Grünen.
Im „F.A.Z. Podcast für Deutschland“ wurde die BSW-Chefin nun gefragt, ob sie als Kanzlerkandidatin kandidieren will. Dieser Status werde mittlerweile so inflationär gebraucht, bemerkte Wagenknecht zunächst und teilte mal wieder gegen die Grünen aus. Irgendwann werde es „lächerlich“, wenn eine Partei im einstelligen Prozentbereich bei Umfragen, wie nun die Grünen bei INSA, einen Kanzlerkandidaten aufstellen wollen. Dann nannte sie eine Bedingung dafür, dass das BSW darüber nachdenken würde.
„Wir müssen schauen, wo wir überhaupt stehen kurz vor der Bundestagswahl. Wir wollen natürlich unseren Rückhalt ausbauen. Natürlich hoffen wir, dass wir auch in Regionen kommen, die es sinnvoll machen, einen Kanzlerkandidaten oder eine Kanzlerkandidatin aufzustellen. Aber zum jetzigen Zeitpunkt ist das nicht unsere Debatte.“
Sahra Wagenknecht im „F.A.Z. Podcast für Deutschland“
Mit anderen Worten: Steigt die Zustimmung für das BSW bis zum Frühjahr oder Frühsommer in den Umfragen, dann wird es für Wagenknecht spannend. Zumindest als Spitzenkandidatin werde sie aber „selbstverständlich“ für das BSW bei der nächsten Bundestagswahl antreten. Sie wolle die Partei zu einer starken Fraktion in den Bundestag führen, erst dann sei das BSW „wirklich quasi verankert“ und könne auf Dauer bleiben.
Auf Augenhöhe mit Scholz, Merz, Weidel und Habeck
Der Vorteil einer Kanzlerkandidatur liegt auf der Hand. Da vermutlich auch die AfD mit Alice Weidel eine eigene Kanzlerkandidatin ins Rennen schicken wird, könnte Wagenknecht dann auf Augenhöhe mit der Rechtspopulistin, mit Amtsinhaber Scholz, CDU/CSU-Herausforderer Merz sowie dem wahrscheinlichen Grünen-Kanzlerkandidat Habeck in Talkshows eingeladen werden.
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Auch wenn eine Bundeskanzlerin Wagenknecht derzeit unrealistisch erscheint: Es wäre schon eine Ironie der Geschichte, wenn ihr gelingen würde, was ihrem Ehemann Oskar Lafontaine als SPD-Politiker verwehrt blieb – ins Kanzleramt einzuziehen.