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Schauspieler Willi Herren distanziert sich von Salafisten-Freund

Schauspieler Herren distanziert sich von Salafisten-Freund

Arm in Arm mit dem Hass-Prediger Pierre Vogel stand Lindenstraßen-Darsteller Willi Herren am Wochenende in Köln auf der Bühne bei einer Kundgebung der Salafisten. Über die Reaktionen darüber war er offenbar so erschrocken, dass er sich auf seiner Facebook-Seite von den Salafisten zu distanzierte.

Köln. 

Über die Reaktionen auf seinen Auftritt an der Seite des islamistischen Hass-Predigers Pierre Vogel beim „1. Islamischen Friedenskongress am Samstag in Köln war der Lindenstraßen-Darsteller Willi Herren offenbar selbst erschrocken. Auf seiner Facebook-Fanseite schreibt er: „Ich distanziere mich ausdrücklich von der in Zeitungen und Online-Foren dargestellten Meinung, ich Willi Herren, sei ein Befürworter der Ideale und Ansichten der Salafisten.“

Rund einen Monat nach den gewalttätigen Ausschreitungen bei einer Veranstaltung der Salafisten in Bonn, bei denen 29. Polizisten verletzt wurden, darunter zwei durch Messerstiche, blieb es diesmal in Köln ruhig. Die Polizei war mit einem Großaufgebot angerückt, um Unruhen im Keim zu ersticken. Nur rund 300 der erwarteten 1000 Teilnehmern versammelten sich im rechtsrheinischen Deutz vor der Bühne von Hass-Prediger Pierre Vogel. Wenige Hundert Meter entfernt protestierten etwa 40 Anhänger der rechtsextremen Splitterpartei Pro NRW gegen die Aktion der Islamisten. Die befürchteten Krawalle blieben aus.

„Das hat mit Hass überhaupt nichts zu tun“

Eine Überraschung war indes der Auftritt von Willi Herren, Darsteller des „Lindenstraßen“-Bösewichts Olli Klatt. Herren betrat die Bühne, nahm Vogel in den Arm und erklärte: „Ich finde das ganz toll. Das hat mit Hass überhaupt nichts zu tun.“ Auch er sei religiös, einmal im Monat gehe er mit seiner Tochter in den Dom. Pierre Vogel preist er als „herzensguten Menschen“.

Tags drauf sieht er sich indes gezwungen, auf die offenbar wüsten Reaktionen auf seiner Facebook-Seite zu antworten und seinen Auftritt zu rechtfertigen: „Ich kenne Pierre seit 15 Jahren aus der Zeit, als ich mit ihm als ,einfacher Kölner Junge’ intensiv Sport betrieben habe und mit ihm und seiner Familie eng befreundet war. Ich schätze Pierre als liebevollen Familienvater, denn so habe ich ihn z.B. damals kennengelernt! Das war vor seiner aktiven Zeit in der nun umstrittenen Organisation“, schreibt Herren.

Selbst ein Bild von der Kundgebung machen

Seit Jahren habe er keinen Kontakt mehr zu dem Salafisten-Prediger gehabt und seinen weiteren Lebensweg nur über die Medien verfolgt. Am Wochenende nun habe er die Gelegenheit nutzen wollen, um sich selbst ein Bild von der Kundgebung zu machen. Herren: „Mein Besuch war auf keinen Fall ein Pro-Salafisten-Besuch, sondern diente dazu, mit selbst ein Bild von den Idealen zu machen.“ Und er habe dabei festgestellt: „Diese (Ideale) sind genauer betrachtet nicht konform mit einer Welt, wie ich sie mir vorstelle. Das habe ich dabei erfahren.“

Pierre Vogel war als Boxer einmal Deutscher Meister im Halbschwergewicht. Seine Profi-Karriere gab er auf und konvertierte mit 22 Jahren zum Islam. Mit markigen Sprüchen und aggressiven Auftritten wurde er schnell ein Anführer der schnell wachsenden Szene fundamentalistischer Muslime.

Behörden stufen Vogel als gefährlich ein 

Heute gilt der 33-jährige Pierre Vogel als einer der wichtigsten Prediger der Salafisten, die Behörden stufen ihn als gefährlich ein. In Deutschland gilt der Salafismus als die am schnellsten wachsende und wegen ihrer Radikalität besonders gefährliche Strömung des Islamismus. Der Verfassungsschutz schätzt die Zahl der Anhänger in Deutschland auf etwa 4000. Für Salafisten ist das Ideal ein Gottesstaat, in dem es keine „vom Menschen erfundene Gesetze“ gibt, sondern in dem das islamische Rechtssystem, die Scharia, gilt. Strenge Salafisten lehnen die westliche Lebensweise an, propagieren die Geschlechtertrennung und betrachten Homosexualität als schwere Sünde.

Auftritt „nicht geplant oder gebucht“

In Köln gab sich Vogel zahm. Plauderte zunächst mit Willi Herren und hielt dann einen langen Vortrag über das Wirken des Propheten Mohammed. Über die Szene schreibt Herren auf Facebook später: „Dass mein ehemaliger Sportkollege mich auf der Bühne begrüßte und ich somit eine unfassbare Welle lostrete, war mit nicht bewusst. Ich war nicht geplant, gebucht oder sollte in irgendeiner Weise die Ansichten und Ideale der Salafisten unterstützen! Das sei hier ausdrücklich gesagt.“

Sein Auftritt aber könnte aber für seinen Arbeitgeber, den WDR, unangenehm sein. Herren dreht seit März wieder für die ARD-Dauerserie „Lindenstraße“. Zuletzt trat er 2007 in der Serie auf.