Seine Soldaten tun es in der Ukraine mit Waffen, er macht es in New York mit Worten. Vor der UN-Vollversammlung schoss der russische Außenminister Sergej Lawrow (72) mit Verbalattacken um sich.
Sein Auftritt war mit Spannung erwartet worden. Während Russland mit Scheinreferenden in ost- und südukrainischen Regionen eine neue Eskalationsstufe einläutet, spricht Lawrow in New York zu den anderen Staaten. Mit gewohnt scharfen Worten.
Lawrow: USA „spielen mit dem Feuer“
„Die offizielle Russophobie im Westen ist beispiellos, das Ausmaß ist grotesk“, so der 72-Jährige bei der Generaldebatte der UN am Samstag.
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Der USA warf er vor, „die ganze Welt in ihren Hinterhof zu verwandeln“. „Nachdem sich Washington zum Sieger des Kalten Krieges erklärt hat, hat es sich fast zu einem Abgesandten Gottes auf Erden aufgeschwungen, ohne irgendwelche Verpflichtungen, außer dem heiligen Recht, überall und jederzeit ungestraft zu handeln“, sagte Lawrow. In der Taiwan-Frage würden die USA „mit dem Feuer zu spielen“.
Lawrow mit Vorwurf „Russland zu zerstören“
Zu den Referenden, die international kritisiert werden, sagte er, dass Menschen lediglich das Land beanspruchen würden, „auf dem ihre Vorfahren seit hunderten Jahren leben“. „Der Westen rastet jetzt aus wegen der Referenden“, so Lawrow.
Auch wartete der russische Außenminister mit diesem pikanten Vorwurf auf: „Es ist ihnen nicht mal mehr peinlich, offen zu erklären, dass es nicht nur die Absicht gibt, unserem Land eine militärische Niederlage zuzufügen, sondern Russland zu zerstören, zu zerstückeln.“ Was meint Lawrow damit?
Lawrow: Schon damals gab es Überlegungen Russland zu zerschlagen
Dass sich Russland gerne in die Opferrolle begibt, um sein Handeln zu rechtfertigen, ist hinlänglich bekannt. Der von ihm gemachte Vorwurf könnte ebenfalls diesem Muster folgen.
Er könnte damit jedoch auch einen Gedanken ansprechen, dessen geistiger Vorläufer im Jahre 1916 liegt. Damals wurde die „Liga der Fremdvölker Russlands“ gegründet, finanziert vom Deutschen Kaiserreich. Das Ziel: Die vom russischen Imperialismus unterdrückten Völker befreien.
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Diese Idee wurde nach dem Ende der Sowjetunion wieder aufgegriffen, wie der US-amerikanische Autor Casey Michel in einem Artikel schilderte. Um eine Bedrohung durch Russland zu verhindern, schlug der frühere Verteidigungsminister Dick Cheney vor, nicht nur die Sowjetunion zu zerschlagen, sondern auch Russland selbst.
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Seitdem gibt es immer wieder mal Diskussionen über das Thema „Dekolonialisierung“ Russlands, auch wenn diese nicht wirklich von offizieller Stelle vorangetrieben werden. Lawrow zeigt sich dennoch über derartige Diskussionen pikiert. Ob es ihn auch verstimmt, wenn Moderatoren des russischen Staatsfernsehen dem Westen mit der atomaren Zerstörung drohen, wie von der „taz“ dargelegt. Abgesehen von der Tatsache, dass Russland derzeit – im wahrsten Sinne des Wortes – die Ukraine „zerstückelt“.
Die diesjährige UN-Generaldebatte wird von dem Ukraine-Krieg bestimmt. Sergej Lawrow hatte schon am Donnerstag vor dem UN-Sicherheitsrat gesprochen, dabei schwere Vorwürfe gegen die Ukraine erhoben – und den Saal nach seiner Rede verlassen. (jfo)