Es war erneut ein bitterer Wahlabend für die Sozialdemokraten. Die letzte Landtagswahl vor der Bundestagswahl wurde zu einem neuen Desaster für die SPD. Für Kanzlerkandidat Olaf Scholz war der Wahlsonntag ein Rückschlag im Wahlkampf!
In Sachsen-Anhalt ist die SPD nach der Landtagswahl nun nur noch einstellig. Eine Verzwergung der Partei! Doch nicht nur in diesem ostdeutschen Bundesland: In halb Deutschland spielt die SPD nur noch eine untergeordnete Rolle.
SPD in Sachsen-Anhalt: Von 35,9 Prozent auf unter 10 Prozent
Mitte der 1990er-Jahren erreichte die SPD in Sachsen-Anhalt noch 34 und 35,9 Prozent. Von 1994 bis 2002 stellten die Sozialdemokraten mit Reinhard Höppner den Ministerpräsidenten. Für vier Jahre sogar als Alleinregierung in dem sogenannten „Magdeburger Modell“ mit Tolerierung der PDS.
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Doch seitdem geht es bergab! Die SPD rutschte fortan ab auf Werte um die 20-21 Prozent, bis sie dann 2016 nochmal fast elf Prozentpunkte verlor und nur noch auf 10,6 Prozentpunkte kam. Nun der nächste Nackenschlag: Die SPD ist nur noch einstellig in Sachsen-Anhalt. Ein bemerkenswerter Absturz und das drittschlechteste SPD-Abschneiden bei einer Landtagswahl in der Nachkriegsgeschichte.
Wähler in Sachsen-Anhalt enttäuscht von der SPD
Nachwahlbefragungen nach der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt ergaben, dass viele das Vertrauen in die SPD verloren haben. Der Aussage, dass die SPD „die Sorgen der einfachen Menschen aus dem Blick verloren“ habe, stimmten 70 Prozent der Wähler zu. 69 Prozent finden, dass die SPD „nicht mehr eindeutig auf der Seite der Arbeitnehmer“ stehe. Nur 17 Prozent sind der Meinung, dass die SPD für soziale Gerechtigkeit stehe.
SPD in Sachsen: Wird sogar die 5-Prozent-Hürde zum Problem?
Noch viel düsterer sieht die Lage der SPD im Nachbarbundesland Sachsen aus! Hier hatte die Partei zwar immer einen schweren Stand seit der Wende, aber die jüngste INSA-Umfrage von Ende Mai sieht die Sozialdemokraten bei nur noch 6 Prozent. Muss die Partei sogar um den Wiedereinzug in den Landtag zittern bei der kommenden Wahl?
Schon bei der Landtagswahl 2019 kamen die Sozialdemokraten lediglich auf 7,7 Prozent – und wurden nur noch fünfstärkste Partei hinter der CDU, AfD, Linken und Grünen.
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SPD in Bayern: Traditionell in der Opposition, jetzt nur noch fünfte Kraft
Seit Jahrzehnten steht die SPD im Freistaat Bayern im Schatten der CSU. Allerdings war sie lange Zeit eine stolze Oppositionspartei um die 30 Prozent, die in den Großstädten verwurzelt war. Seit 2003 geht es jedoch bergab, bei der Landtagswahl 2018 brach die SPD dann endgültig ein. Die Partei kam nur noch auf 9,7 Prozent, ist hinter CSU, Grünen, Freien Wählern und AfD lediglich fünfstärkste Kraft im Landtag.
Zudem kommt: In den Großstädten wie München ziehen die Grünen der SPD mittlerweile die modernen urbanen Wähler ab!
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SPD in Baden-Württemberg: Grüne regieren lieber mit der CDU
Eine ähnliche Entwicklung wie in Bayern gibt es auch in Baden-Württemberg. Die Grünen unter Ministerpräsident Winfried Kretschmann haben nicht nur die CDU abgehängt, auch die SPD spielt fast keine Rolle mehr im Ländle.
Dabei hätte es 2011 mit Nils Schmid zum ersten Mal einen SPD-Ministerpräsidenten geben können. Damals kamen die Sozialdemokraten auf 23,1 Prozent, die Grünen auf 24,2 Prozent. Die CDU unter Stefan Mappus verlor erstmals die Macht im Bundesland, auch weil die Proteste gegen Stuttgart21 für Wirbel sorgten. Es reichte für ein grün-rotes Bündnis, aber eben nicht für ein rot-grünes.
Nach der Landtagswahl 2021 hätten die Sozialdemokraten trotz des eigenen schwachen Ergebnisses von 11 Prozent sogar wieder mit den Grünen regieren können – doch Kretschmann zog die Union und Grün-Schwarz vor!
Thüringen: SPD auch nur einstellig, aber an der Regierung beteiligt
Sachsen, Sachsen-Anhalt, Bayern und Baden-Württemberg: Rund 30 Millionen Menschen leben in diesen Bundesländern, in denen die SPD verzwergt ist.
Rechnet man Thüringen noch hinzu, in dem die SPD zwar mitregiert, aber auch nur noch 8,2 Prozent bei der vergangenen Landtagswahl 2019 holte, ist die Partei im Süden und in weiten Teilen Ostdeutschlands eigentlich am Ende!
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Kurioserweise wäre in Sachsen-Anhalt nun sogar eine schwarz-rote Koalition möglich. Die Wähler wünschen sich allerdings ein anderes Bündnis nach der Landtagswahl.