Staatsanwaltschaft will Wulffs Urlaub auf Sylt prüfen
Die Staatsanwaltschaft in Hannover will sich mit dem Urlaub der Wulffs beschäftigen, den laut Medienberichten der Unternehmer Groenewald bezahlt haben soll. Dabei gehe es auch um die Frage, ob Groenewald versucht habe, entsprechende Hotel-Belege in seinen Besitz zu bringen. Der Bundespräsident wehrt sich gegen die Vorwürfe.
Berlin.
Die Hannoveraner Staatsanwaltschaft will den gemeinsamen Urlaub der Wulffs mit dem Film-Unternehmer David Groenewald auf Sylt unter die Lupe nehmen. „Wir nehmen die Berichterstattung darüber mit großem Ernst zur Kenntnis“, sagte Oberstaatsanwalt Hans-Jürgen Lendeckel dem Berliner „Tagesspiegel“ vom Donnerstag. Teil der „gründlichen Untersuchung“ sei die Berichterstattung über den angeblichen Versuch Groenewolds, Hotel-Belege in seinen Besitz zu bringen. Dies habe möglicherweise „Indiz-Wirkung“ für einen Verdacht auf eine Straftat.
Bundespräsident Wulff wehrt sich gegen die neuen Vorwürfe im Zusammenhang mit einem Sylt-Urlaub im Jahr 2007. Sein Anwalt Gernot Lehr erklärte am Mittwoch, der damalige niedersächsische Ministerpräsident habe die Kosten des gemeinsamen Wochenendes mit dem Film-Finanzier David Groenewold auf der Nordseeinsel „in voller Höhe selbst bezahlt“.
Groenewalds Anwälte kritisieren „Bild“
Auch der Filmunternehmer David Groenewold wehrt sich in der Affäre um Bundespräsident
Christian Wulff gegen Vertuschungs-Vorwürfe. Groenwolds Berliner Anwälte teilten
am Mittwoch mit, das Sylter Hotel „Stadt Hamburg“ habe in einer schriftlichen
Stellungnahme bestätigt, dass der Filmunternehmer „zu keinem Zeitpunkt“ darum
gebeten habe, die Unterlagen zu seinem Aufenthalt im Oktober 2007 zu vernichten
oder zu manipulieren.
Dieses Schreiben habe der „Bild“-Zeitung vorgelegen, heißt es weiter.
„Damit entbehrt der durch die ‚Bild‘ vermittelte Verdacht, dass unser Mandant
versucht habe, Unterlagen bezüglich eines gemeinsamen Sylt-Aufenthaltes mit
Familie Wulff verschwinden zu lassen oder Informationen hierüber zu vertuschen,
jeder Grundlage“, betonte Groenewolds Anwalt Christian-Oliver Moser.
Die „Bild“-Zeitung habe sich „bewusst über diese ihr bekannten
Informationen hinweggesetzt und aus unserer Sicht in rechtswidriger Weise einen
Vertuschungsvorwurf konstruiert“, heißt es im Schreiben der Anwälte weiter. Es
handle sich auch um keine neuen Informationen. Moser kündigte an, neben
presserechtlichen Ansprüchen wie Gegendarstellung und Unterlassung auch eine
Beschwerde beim Deutschen Presserat einzureichen.
„Bild“ berichtete über Vertuschungs-Versuch
Nach einem Bericht der „Bild“-Zeitung soll Wulff zusammen mit seiner heutigen Ehefrau Bettina vom 31. Oktober bis 3. November 2007 im Sylter Nobelholtel „Hotel Stadt Hamburg“ genächtigt haben. Dieser Urlaub wurde laut „Bild“ von dem Berliner Filmfonds-Manager David Groenewold finanziert. Besonders pikant: Offenbar versuchte Groenewold Wulffs Gratis-Urlaub Jahre später zu vertuschen. Nach Angaben der „Bild“ rief er im Januar in dem Sylter Hotel an und forderte die Mitarbeiter auf, keine Informationen zum Wulff-Aufenthalt herauszugeben.
Deutliche Kritik von Grünen-Chefin
Grünen-Chefin Claudia Roth zog die Darstellung von Wulffs Anwälten offen in Zweifel. „Wir haben offensichtlich einen Bundespräsidenten, der eine Handkasse dabei hat. Erst lässt er sich einladen, und dann zahlt er aber in bar.“ Es sei zweifelhaft, ob die „Schnäppchenjägermentalität“ zusammenzubringen sei mit dem Ministergesetz in Niedersachsen. Dieses verbietet es Regierungsmitgliedern, „Belohnungen und Geschenke in Bezug auf ihr Amt“ anzunehmen.
Der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Fraktion, Thomas Oppermann, kritisierte, die „Vertuschungen und Verdunkelungsaktionen“ hätten eine Grenze erreicht, wo die Staatsanwaltschaft nicht länger zusehen könne. (afp, rtr)