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Strom: Export günstiger als Import – „Deutschland verkauft unter Marktpreis“

Deutschland hat 2022 seine Strom-Exporte deutlich erhöht. Allerdings zu günstigeren Preisen als im Import. Energie-Experten schlagen Alarm!

Deutschland exportierte im letzten Jahr mehr Strom als 2021.
© IMAGO / Arnulf Hettrich

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Durch den Krieg in der Ukraine befindet sich Europa in einer Energiekrise. Die Preise für Strom, Öl und Gas sind in Deutschland gestiegen, belasten viele Bürger. Doch die gute Nachricht ist, dass der Stromverbrauch im letzten Jahr auch spürbar gesunken ist.

Gleichzeitig ist die Produktion von Strom gestiegen. Deutschland habe nach Angaben der Bundesnetzagentur mehr exportiert als 2021. Energie-Experten sehen darin aber auch ein Problem.

Strom: Überschüsse bei Exporten

Im vergangenen Jahr sind rund 482 Terrawattstunden (TWh) Strom verbraucht worden, wie die Bundesnetzagentur mitteilte. Die Stromproduktion sei um 0,4 Prozent auf knapp 507 TWh gestiegen. Der Grund: Deutschland habe mehr Strom exportiert.

Im dritten Quartal 2022 stieg die exportierte Strommenge gegenüber dem dritten Quartal 2021 um 8,9 Prozent. Wie die Bundesnetzagentur mitteilte, vergrößerte sich der deutsche Exportüberschuss auf drei Milliarden Kilowattstunden (2021: 0,5 Milliarden kWh).

Durch die Export-Geschäfte erzielte Deutschland hohe Umsätze, wie die „Bild“-Zeitung berichtete. Bei einem Gesamt-Export 2022 von 62,05 TWh setzte Deutschland rund 12,5 Milliarden Euro um. Im Jahr 2021 lag die Export-Menge bei knapp 57 TWh.

Strom: „Exportieren günstiger, als wir einkaufen“

Das Brisante hinter den Strom-Exporten: Deutschland exportiert Strom pro Kilowattstunde für rund 20 Cent, importiert diesen allerdings für 27 Cent pro kWh. Laut „Bild“-Berechnungen verliert Deutschland so über vier Milliarden Euro. Die Länder, an die Deutschland Strom exportiere, verkaufe diesen wieder teurer an Deutschland.

Ökonom Jens Südekum aus dem wissenschaftlichen Beirat des Wirtschaftsministeriums macht deutlich: „Auf das Jahr betrachtet, exportieren wir den Strom viel günstiger, als wir ihn einkaufen. Würden wir den Strom zum selben Preis exportieren, wäre der Umsatz um Milliarden höher.“


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„Der Erlös liegt deutlich unter den Großhandelspreisen für elektrische Energie aus dem Jahr 2022. Deutschland verkauft somit ein Produkt unter dem Marktpreis – zur Freude unserer europäischen Nachbarn, die uns bei Dunkelflaute teuren Strom verkaufen können“, betonte auch André Thess, Energiespeicher-Experte der Universität Stuttgart.

Doch warum muss Deutschland überhaupt Strom exportieren? Laut Südekum liegt das daran, dass der Strom weder gespeichert noch in den Süden geleitet werden kann. „Wir müssen in Zukunft in der Lage sein, überschüssigen Strom selbst zu speichern und in den deutschen Strommarkt einzuspeisen“, so Südekum.