Es ist immer zu begrüßen, wenn mehr Geld in die Bildung investiert wird. Das finden auch die Studenten, die gegen die Stipendienpläne protestieren. Ihnen geht es um die gerechte Verteilung. Dieser Protest hat, so muss man das verstehen, vor allem symbolischen Charakter. Er wirft nicht nur ein Licht auf das erfreulich hoch entwickelte soziale Bewusstsein vieler Stipendiaten. Er zeigt überdies die Notwendigkeit einer Diskussion über die Struktur des Bildungssystems, das Kinder aus reichen und gebildeten Familien begünstigt.
Das geplante Stipendienprogramm wird daran nichts ändern. Erhebungen belegen, dass in der Mehrheit jene in den Genuss einer Förderung gelangen, die aus gut verdienenden Akademikerhaushalten stammen, Arbeiterkinder sind seltener darunter. Wenn das hauptsächliche Auswahlkriterium die Studienleistung ist, werden die Notenbesten aus gutem Hause davon besonders profitieren. Nun ist gegen Leistung nichts einzuwenden. Doch wer die Bildungsbeteiligung erhöhen und talentierte Kinder aus einkommensschwächeren Elternhäusern motivieren will, muss auf das Bafög setzen. Üppig ist es ohnehin nicht: Der errechnete Mindestbedarf eines Studenten liegt deutlich über dem bisher gezahlten Höchstsatz.