Labour hat die Wahl in Großbritannien deutlich gewonnen. Die Sozialdemokraten dürfen sich über reichlich Sitze im Parlament freuen, die aber nicht im Verhältnis zum Wahlergebnis stehen. Alles Wichtige im Überblick.
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Die Wahlergebnisse: Die Sozialdemokraten der Labour-Partei gewannen mit 33,7 Prozent die Wahl. Auf dem zweiten Platz kommen die konservativen Tories mit 23,7 Prozent. Es folgt die rechtspopulistische Partei Reform von Nigel Farage mit 14,3 Prozent, dann die Liberaldemokraten mit 12,2 Prozent und die Grünen mit 6,8 Prozent.
Tories holen 33,7 Prozent der Stimmen, aber 65 Prozent der Sitze – wie passt das zusammen?
Die Sitzverteilung: Obwohl die Tories „nur“ 33,7 Prozent holten, bekommen sie über 65 Prozent der Sitze, nämlich 412 von 650. Die Konservativen hingegen nur 121. Die oppositionellen Liberaldemokraten konnten wie Labour deutlich zulegen und errangen 71 Sitze. Es ist das beste Ergebnis in der Geschichte der Partei.
John Burn-Murdoch, Journalist der Financial Times, äußert auf X (früher Twitter) sein Unverständnis über die Diskrepanz zwischen Wahlergebnis und Sitzverteilung: „Ich kann einfach nicht darüber hinwegkommen, dass Labour mit 34 Prozent der Stimmen 65 Prozent der Sitze gewonnen hat. Absolut wilde Diskrepanz zwischen dem Schlagzeilenergebnis und, na ja, allem anderen. In Großbritannien herrscht heute ein Mehrparteiensystem, und das Mehrheitswahlrecht ist damit nicht zurechtgekommen.“
Wie kommt diese Diskrepanz zustande? Anders als im deutschen Verhältniswahlrecht gibt es in den 650 Wahlkreisen in Großbritannien keine Zweitstimme, die es Abgeordneten erlauben würde, noch über die Liste ins Parlament zu kommen. Das britische Mehrheitswahlrecht benachteiligt kleine Parteien und begünstigt die beiden großen.