Der Krieg in der Ukraine tobt seit über zwei Jahren. Viele Todesopfer gibt es bereits auf beiden Seiten – Zivilisten und Soldaten. Letztere sind unentbehrlich für die Ukraine, um sich gegen Russland behaupten zu können. Doch genau daran könnte es jetzt scheitern: Es kommen viel zu wenig Soldaten nach.
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Stattdessen verlassen tausende Ukrainer im wehrfähigen Alter das Land. Sie haben Angst, was passiert, wenn sie den falschen Leuten begegnen. Den Leuten, die mit einem einzigen Papier über die Zukunft der jungen Männer bestimmen können.
Ukraine: Flucht vor den eigenen Leuten
Die meisten Männer zwischen 18 und 60 Jahren dürfen die Ukraine im Moment nicht verlassen. Das liegt am Kriegsrecht, das im April noch einmal verschärft wurde. Die Wehrpflicht wurde auf 25 Jahre gesenkt. Früher waren Männer unter 27 und chronisch Kranke, wie beispielsweise Asthmatiker, nicht wehrpflichtig. Das hat sich geändert und auch die Strafen für Kriegsdienstverweigerer wurden erhöht.
Diesen Schritt ist Kiew gegangen, weil Soldaten für den Krieg fehlen. Während Russland keine Probleme hat, Soldaten zu rekrutieren und sich dabei nicht vor kruden Methoden scheut (wir berichteten), melden sich in der Ukraine immer weniger Menschen freiwillig. Das alles, obwohl sich zu Beginn der russischen Invasion, die Freiwilligen in Schlangen vor den Rekrutierungsgebäuden reihten.
Viele Fragen werden den Männern nicht beantwortet, die für den Kriegsdienst infrage kommen. Niemand sagt ihnen, wie lange sie ausgebildet, ob sie direkt an die Front geschickt werden und wohin es für sie geht. Hinzu kommt, dass Materialien knapp werden. Soldaten müssen sich ihre Munition einteilen. Viele an der Front harren dort seit dem russischen Angriff auf die Ukraine aus, also seit über zwei Jahren.
Das Kriegsgesetz von Anfang April hat die Bedingung gestrichen, dass Soldaten, die 36 Monate gedient haben, entlassen werden. Es bleibt also offen, wie lange ein Einberufener an der Front ausharren muss. 70.000 Soldaten sind Schätzungen zufolge bereits auf ukrainischer Seite gefallen. Weitere 120.000 sind verletzt worden. Das und die Nachrichten von der Front, das Russland immer weiter vordringt, machen Männern wenig Mut, sich bei der Armee zu melden.
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Weg aus der Gefahr, weg aus der Heimat
Für viele Männer im wehrfähigen Alter kommt nur noch die Flucht aus der Ukraine infrage und das auf verzweifelte Art. In Berichten des „Spiegel“ ist zu sehen, wie ein 39-jähriger Mann versucht, auf einer Luftmatratze über einen Fluss ins Nachbarland Moldau zu entkommen. Andere hätten Ärzte oder Beamte bestochen, um nicht eingezogen zu werden, berichtet der „Spiegel“ weiter.
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Viele Männer meiden öffentliche Räume, fahren nur noch Taxi, um den Rekrutierungsbeamten zu entgehen. Es gibt Telegram-Gruppen, über die sich die Männer gegenseitig warnen, wo die Beamten mit Rekrutierungspapieren unterwegs sind. In den sozialen Netzwerken machen sogar Videos die Runde, auf denen Männer von Rekrutierungsgruppen gewaltsam in ihre Fahrzeuge gezerrt werden.