Die schlimmen Nachrichten um den Krieg in der Ukraine reißen nicht ab. Viele Menschen sind in Sorge und fahren, um ihre Familie und Freunde zu retten, mit dem Auto an die Grenze.
Auch Marcus F. aus Meppen legte am Wochenende insgesamt rund 3.500 Kilometer zurück, um eine Freundin vor dem Krieg in der Ukraine zu retten.
Ukraine-Krieg: Niederländer will seine Freundin retten
Eine Freundin aus der Ukraine meldete sich in der vergangenen Woche bei Marcus F. und bat ihn darum, ihren Partner aus Roermond in den Niederlanden auf der Fahrt an die ukrainische Grenze zu begleiten. Die Frau aus der Ukraine und Marcus F. teilen ihre Leidenschaft für Musik-Festivals, haben sich damals regelmäßig auf Veranstaltungen getroffen und hätten sich auf einem Festival in der Ukraine kennengelernt, erzählt Marcus F. der Redaktion.
Für ihn sei die Gruppe, mit der sie regelmäßig auf Veranstaltungen fahren würden, wie eine zweite Familie. Doch sie lebe in Kiew und sei nun auf der Flucht. Ohne zu zögern stieg Marcus F. zu ihrem Partner in den 20 Jahre alten Peugeot 306 und begab sich auf eine Reise in Richtung Polen, die vier lange Tage dauern sollte.
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Ukraine und Russland im Vergleich:
- Die Ukraine hat rund 41,8 Millionen Einwohner und eine Fläche von 576.800 Quadratkilometern (jeweils abzüglich der von Russland annektierten Krim)
- Mit einem Bruttoinlandsprodukt von 155 Milliarden US-Dollar lag die Ukraine im Jahr 2020 auf Platz 58 der Welt
- Die Russische Föderation hat eine Bevölkerungszahl von rund 146,8 Millionen sowie eine Fläche von 17.102.344 Quadratkilometern (jeweils mit der annektierten Krim)
- Das Bruttoinlandsprodukt lag im Jahr 2019 bei 1.702 Milliarden US-Dollar und damit auf dem weltweit elften Platz
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Ukraine-Krieg: Viele Hindernisse erschweren die Fahrt
Dort wollen sie nicht nur die Ukrainische Freundin und ihre Bekannte einsammeln, sondern auch die Cousine einer Freundin von Marcus. Sie hatte von der Rettungsaktion erfahren und ihn angerufen.
An der polnisch-ukrainische Grenze sollten die zwei Männer die Frauen abholen. „Ursprünglich war gedacht, zur polnischen Grenze zu fahren. Da war es aber dann schon so voll – dann hieß es, die ungarische Grenze sei nicht so überlaufen, da könne man hinfahren“, erzählt er.
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Doch der Zug, der die Ukrainerinnen von Kiew an die ungarische Grenze hätte bringen sollen, änderte die Route. „Die sind irgendwo mittendrin, irgendwo auf dem Acker ausgestiegen an der slowakischen Grenze.“
Sofort machten sich Markus und sein neuer Freund auf den Weg nach Veľké Slemence in die Slowakei. Nach 20 Stunden seien sie endlich dort angekommen. „Wir haben uns abgewechselt, sind die Nacht über durchgefahren und kamen fast gleichzeitig mit ihnen dort an der Grenze an.“
Ukraine-Krieg: Menschen warten 15 Stunden am Grenzübergang
Dann habe eine der Frauen ein Foto von der Menschen-Schlange am Grenzübergang geschickt. „Ich weiß nicht, wie viele Menschen dort standen, 100 oder 200, und wir haben gedacht, das dauert vielleicht so lange wie am Flughafen.“ Eine Stunde und dann sind alle da durch – das war die Hoffnung.
Die beiden entschieden sich gegen eine Übernachtung in einem Hotel im nächsten Ort. „Wir dachten, es muss jeden Moment so weit sein. Das war aber leider nicht so.“
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Stattdessen harrten sie die ganze Nacht auf einem Parkplatz aus.15 Stunden hätten die Männer auf die Ukrainerinnen warten müssen.
In den frühen Morgenstunden, gegen sechs Uhr am Sonntag, hätten sie die Frauen endlich in die Arme schließen können. Auf direktem Wege machten sich die fünf auf den Weg nach Polen. „In Krakau haben wir uns erst mal in ein Restaurant gesetzt, weil alle hungrig und müde waren. Wir haben etwas gegessen und danach sind wir ins Hotel.“
Für eine der drei Frauen endete die Reise bereits dort, sie machte sich auf zu Bekannten in Krakau. Die andere Frau sei allein weiter nach Warschau gereist.
Ukraine-Krieg: Nach 3.500 Kilometern in Sicherheit
Nach einer erholsamen Nacht im Hotel, in der die Männer das erste Mal seit Beginn ihrer Reise wirklich schlafen konnten, fuhren sie zurück nach Deutschland. Nach weiteren zwölf Stunden Fahrt setzten sein niederländischer Freund und dessen Partnerin aus der Ukraine Marcus zuhause in Meppen ab. Die beiden erreichten 250 Kilometer später in den Niederlanden ihr Ziel. Endlich in Sicherheit.
Nach dieser Rettungsaktion will Marcus F. nun auch weiter helfen. Aufgrund seiner Arbeit als Projektleiter einer Maschinenbaufirma sei er weltweit gut vernetzt. „Das kommt mir jetzt zugute“, sagt er.
Mit Hilfe seiner Kontakte versucht er nun, Menschen in der Ukraine zu versorgen und weitere Flüchtlinge nach Deutschland zu holen.