Plötzlich ist Krieg in Europa: Wladimir Putin befahl am Donnerstag eine Invasion der Ukraine. Hat Deutschland über Jahre die Augen verschlossen vor so einem Tag? Hat Berlin nicht sehen wollen, was sich im Kreml anbahnte? Die drohende Eskalation ignoriert? Schließlich gab es Vorzeichen für diesen Ukraine-Krieg. Viele sogar.
Gnadenlos ehrlich und selbstkritisch geht die ehemalige Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer mit sich und der früheren Bundesregierung unter Angela Merkel ins Gericht. Auffallend deutliche Worte kommen auch aus der Führung der Bundeswehr.
Ukraine-Krieg: DIESE Schuld trifft Deutschland – auch Kanzler Scholz kann es nicht beschönigen
Der russische Bär schlägt zu, doch all das kommt nicht aus heiterem Himmel. Lang vorbereitet führt Wladimir Putin sein Land in eine Frontstellung gegen den Westen. Als Startschuss für diese neue Außenpolitik der Stärke wird von vielen Experten seine Rede auf der Münchner Sicherheitskonferenz 2007 betrachtet.
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Ukraine und Russland im Vergleich:
- Die Ukraine hat rund 41,8 Millionen Einwohner und eine Fläche von 576.800 Quadratkilometern (jeweils abzüglich der von Russland annektierten Krim).
- Mit einem Bruttoinlandsprodukt von 155 Milliarden US-Dollar lag die Ukraine im Jahr 2020 auf Platz 58 der Welt.
- Die Russische Föderation hat eine Bevölkerungszahl von rund 146,8 Millionen sowie eine Fläche von 17.102.344 Quadratkilometern (jeweils mit der annektierten Krim).
- Das Bruttoinlandsprodukt lag 2019 bei 1.702 Milliarden US-Dollar und damit auf Platz 11 aller Länder weltweit.
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Damals warnte Putin die USA: „Eine monopolare Welt, das heißt: ein Machtzentrum, ein Kraftzentrum, ein Entscheidungszentrum. Dieses Modell ist für die Welt unannehmbar. Es ist vernichtend, am Ende auch für den Hegemon selbst.“
Mit anderen Worten: Auch Russland habe nach dem Kalten Krieg und dem Zusammenbruch der Sowjetunion den Anspruch, Supermacht zu sein und sich nicht von den USA unterbuttern zu lassen. Seitdem versucht Wladimir Putin, den USA und der Nato die Grenzen aufzuzeigen.
Putin spielte dabei mit offenen Karten, bezeichnete zum Beispiel den Untergang der Sowjetunion als „größte geopolitische Katastrophe des Jahrhunderts“.
+++ News-Blog zum Krieg in der Ukraine +++
Ukraine-Konflikt: Krieg in Georgien Vorbote für Putins Handeln
Das, was sich jetzt in der Ukraine abspielt, geschah in ähnlicher Weise bereits 2008, beim Kaukasuskrieg. Russland erkannte die autonomen Republiken Südossetien und Abchasien an und trug auf dem Staatsgebiet Georgiens einen völkerrechtswidrigen Konflikt aus.
2014 dann annektierte Putin die Krim, ukrainisches Staatsgebiet seit zu diesem Zeitpunkt 60 Jahren. Auch die Separatisten in der Ostukrainie unterstützte er massiv militärisch. Im selben Jahr waren russische Streitkräfte bzw. die von Moskau unterstützten pro-russischen Rebellen für den Abschluss eines Urlaubsfliegers der Malaysia-Airlines verantwortlich, der von Amsterdam nach Kuala Lumpur unterwegs war. Über 300 Menschen starben.
Zwar musste Putin Wirtschaftssanktionen des Westens hinnehmen, doch nur vier Jahre später begann trotzdem der Bau von Nord Stream 2. Trotz aller klimapolitischen und geopolitischen Bedenken, auch aus der EU und den USA zog Berlin dieses Projekt durch.
Fehler im Umgang mit Putin: Annegret Kramp-Karrenbauer räumt ein – „Haben historisch versag“
Die frühere CDU-Chefin und Ex-Bundesministerin Annegret Kramp-Karrenbauer zieht sich am Donnerstag das Büßergewand an. Zerknirscht räumt sie auf Twitter ein: „Ich bin so wütend auf uns, weil wir historisch versagt haben. Wir haben nach Georgien, Krim und Donbass nichts vorbereitet, was Putin wirklich abgeschreckt hätte. Wir haben die Lehre von Schmidt und Kohl vergessen, dass Verhandlungen immer den Vorrang haben, aber man militärisch so stark sein muss, dass Nichtverhandeln für die andere Seite keine Option sein kann.“
Eine Attacke auch auf die frühere Kanzlerin Angela Merkel und den heutigen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier, damals Außenminister.
Ukraine-Krieg: Oberster Heeresführer der Bundeswehr urteilt vernichtend über den Zustand der Truppe
Harte Kritik kommt aus der Bundeswehr! Der Oberste Heeresführer Generalleutnant Alfons Mais stellt fest: „Die Bundeswehr, das Heer, das ich führen darf, steht mehr oder weniger blank da (mehr zum Thema Bundeswehr und Putin-Krieg). Die Optionen, die wir der Politik zur Unterstützung des Bündnisses anbieten können, sind extrem limitiert.“
Die Bundeswehr ist offenbar also nur bedingt abwehrbereit gegen Putin und unzureichend ausgestattet! Das geht auf auch auf das Konto von Annegret Kramp-Karrenbauer, die bis 2021 Verteidigungsministerin war.
Der Generalleutnant in dem Beitrag auf LinkedIn: „Wir haben es alle kommen sehen und waren nicht in der Lage, mit unseren Argumenten durchzudringen, die Folgerungen aus der Krim-Annexion zu ziehen und umzusetzen. Das fühlt sich nicht gut an.“
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Kanzler Scholz zur Ukraine-Krise: „Wir waren nicht naiv“
Zu einer anderen Einschätzung kommt Bundeskanzler Olaf Scholz. In einer TV-Ansprache an die Nation am Donnerstagabend erklärte der Regierungschef: „Wir hatten Hoffnung, aber wir waren nicht naiv“.
Der Westen habe sich gründlich darauf vorbereitet, Putin jetzt mit harten Sanktionen auf seinen Krieg zu antworten.