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Putin-Anhängerin bei Wagenknecht-Demo: „Der wird provoziert bis zum geht nicht mehr“

In Berlin prallen Weltbilder aufeinander: Auf Wagenknechts Friedensdemo geben viele den USA die Schuld. Ein Gegendemonstrant wird angegangen.

Berlin - Friedensdemo: Teilnehmerin verteidigt Russland und Putin.
© DerWesten

Wagenknecht-Friedensdemo: Putin-Anhänger und Russland-Versteher

Wir waren auf der Friedensdemo am Breitscheidplatz in Berlin.

Am „Tag der Deutschen Einheit“ prallen auf den Straßen in Berlin Weltbilder aufeinander. Unser Reporterteam spricht unter anderem mit einer Seniorin, die mit Sahra Wagenknecht für den Frieden demonstriert. Die Dame verteidigt Putin so vehement wie eine Anwältin.

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Was direkt auffällt: Der Altersdurchschnitt auf der Friedensdemo ist recht hoch. Doch hier und da sticht dann doch ein jüngeres Gesicht hervor.

Kalter Krieg auf der Friedensdemo: „Die Amerikaner wollen Russland kaputtmachen“

Wie der 18-jährige Jonas. Der Schüler trägt um den Hals das Schild: „Den dritten Weltkrieg stoppen jetzt!“ Auch die jungen Leute seien besorgt angesichts des Ukraine-Krieges, versichert er auf unsere Nachfrage. „Wenn man beispielsweise in meiner Klasse fragt, finde es auch alle scheiße, dass Krieg überhaupt da ist. Sie finden es scheiße, dass die Waffen geschickt werden.“

Doch warum sind dann so wenige junge Leute am 3. Oktober in der Hauptstadt auf der Straße? Der Schüler hat eine Erklärung: „Es ist klar, dass Jugendliche sich nicht mehr nach draußen trauen, weil sie einfach denken, sie werden nicht mehr gehört.“

Der junge Mann engagiert sich in der DKP, neben ihm steht ein älterer Genosse. Für den Kommunisten trägt „der Amerikaner“ die Hauptschuld. „Die Amerikaner wollen Russland kaputtmachen oder so weit schwächen, dass die USA die Nummer Eins auf dem Globus bleiben. Und das ist halt die Gefahr.“

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Es wirkt ein bisschen so, als befinde sich der ältere DKP-Aktivist noch immer im Kalten Krieg vor 1989: „Die Ukraine muss neutral bleiben. Sie kann ja trotzdem im kapitalistischen Lager Wirtschaft machen. Da braucht sie auch keine Atomraketen von den Amis zu stationieren.“

Seniorin demonstriert mit Wagenknecht: „Lügen, die über Putin erzählt werden“

Weiter geht’s zu einer Seniorin, die sich mit einem Palästinenser-Tuch und einer Friedenstauben-Fahne eingekleidet hat. Wir sprechen mit ihr bei der Auftaktkundgebung am Breitscheidplatz. Für sie ist der Kreml-Herrscher Putin absolut im Recht. Sie will keine Waffenlieferungen, „weder an die Ukraine, noch an Israel“. Stattdessen wünsche sie sich „Solidarität mit Palästina und mit Russland, weil Russland müsste unser Freund sein.“

So beklagt die Dame „Lügen, die über Putin erzählt werden“. Er verfolge keine imperialistischen Bestrebungen und wolle sein Land nicht weiter ausbreiten. Für Europa gehe keine Gefahr von Putin aus, ist die Frau von der Wagenknecht-Demo überzeugt. Dass der Kreml NATO und EU mit Atomwaffen-Angriffen bedroht – geschenkt. „Warum denn wohl? Der wird gereizt bis zum geht nicht mehr! Die ganze Zeit wird er provoziert und irgendwann muss er ja mal Flagge zeigen“, so die Demonstrantin. Sonst, so meint sie, werde Putin doch für dumm verkauft. Dabei sei er „schlauer als Baerbock, Scholz und alle Konsorten.“

SPD-Mitglied demonstriert gegen den eigenen Ampel-Kanzler

Ein junges SPD-Mitglied demonstriert gegen die Ukraine-Politik seines eigenen Ampel-Kanzlers Olaf Scholz. Der Mann findet, dass die Stationierung von neuen US-Mittelstreckenraketen ein „No Go“ ist. „Wie konnte es so weit kommen?“, würden sich viele SPD-Basismitglieder fragen. Er wünscht sich eine neue Ost-West-Entspannungspolitik wie unter Willy Brandt und Helmut Schmidt. Doch der aktuelle SPD-Parteivorstand mache „das Gegenteil von dem, was ich vertrete“, beklagt er.

Gegendemonstrant wird angegangen: „Geh doch an die Front!“

Szenenwechsel. Es gibt an diesem Feiertag auch eine Gegendemo in Berlin. Dort sprechen wir mit einem Mann, der sich eine Ukraine-Fahne umgebunden hat. Er versuche mit der anderen Seite ins Gespräch zu kommen, doch meist komme dann nur: „Geh‘ doch an die Front! Warum bist du nicht an der Front?“ Er könne die Angst vor einem großen Krieg verstehen, doch gerade deshalb müsse man Putin in der Ukraine aufhalten, „damit uns nicht in fünf Jahren das gleiche Schicksal droht“.


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Der studierte Historiker betont, dass es diplomatische Anstrengungen auch vor dem Kriegsausbruch gab. Doch die hätten zu nichts geführt. „Wir haben es mit einem Diktator zu tun, der überzeugt ist, dass es sein Recht ist, mit Gewalt zu nehmen, was er haben möchte“, so der Pro-Ukraine-Demonstrant. „Wir sind auch für Frieden, aber wir sind für einen gerechten Frieden. Keinen Friedhofsfrieden, bei dem eine Seite am Ende tot ist.“