Auf der einen Seite hat sich der AfD-Parteitag einstimmig hinter Alice Weidel als Kanzlerkandidatin gestellt. Auf der anderen Seite aber wird deutlich, wie viele in der Partei mit dem lesbischen Lebensmodell ihrer Parteivorsitzenden fremdeln. Es wird geduldet, aber nicht als gleichrangig respektiert. So änderte die Partei sogar einen Satz im Wahlprogramm, der sich direkt auch auf das Privatleben Weidels bezieht.
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Die Thüringer AfD-Abgeordnete Wiebke Muhsal (38), selbst verheiratet und Mutter von fünf Kindern, äußerte auf dem Parteitag ihre Abscheu über die bisherige Formulierung im Wahlprogramm ganz offen.
Vater, Mutter und Kind müssen es sein
Ursprünglich stand im AfD-Wahlprogramm zur Bundestagswahl: „Die Familie ist die Keimzelle der Gesellschaft.“ Ein Satz, der Weidels Privatleben gut vereinbart. Zusammen mit ihrer Partnerin Sarah Bossard zieht sie zwei Söhne groß. Doch vielen in der Partei passte das nicht. Es gab Änderungsanträge, die angenommen wurden: „Die Familie, bestehend aus Vater, Mutter und Kindern, ist die Keimzelle der Gesellschaft“
Vor der Zustimmung zur Änderung ergriff der Laienprediger Joachim Kuhs (68) das Wort. Der frühere EU-Abgeordnete sagte, „christliche Kreise“ seien verwirrt gewesen über die ursprüngliche Formulierung im Entwurf. Deswegen wäre es „ein wichtiger Zusatz“, wenn man Familie als Vater, Mutter und Kinder definiere.
AfD-Politikerin wettert: „Gesellschaftsverwahrlosenden Sätze“
Deutlich schärfer wurde die Landtagsabgeordnete Wiebke Muhsal am Saalmikrofon. Sie wollte „ihrer Verwunderung zum Ausdruck bringen“, dass man in der AfD das überhaupt diskutieren müsse. „Bevor es die AfD gab, war ich CDU-Wähler und solche Sätze wie ‚Familie ist da, wo Kinder sind‘, diese gesellschaftsverwahrlosenden Sätze, die kommen mir echt zu den Ohren raus.“ Die AfD sei die einzige Partei, „die ganz klar sagt: Kinder kommen nicht irgendwoher, sondern Familie ist da, wo ein Mann und eine Frau gemeinsam Kinder bekommen.“
Weidel bleibt dabei: „Für mich ist Familie dort, wo Kinder sind“
Ein Frontalattacke auf Alice Weidel. Und doch gibt es breiten Applaus für dieses Statement von den AfD-Delegierten und letztlich eine einstimmige Zustimmung für die Änderung des Wahlprogramms an dieser Stelle. Gegenüber RTL und ntv betonte Weidel im Nachgang, dass es den AfD-Delegierten um das „Leitbild der traditionellen Familie“ gegangen sei. Das sei schließlich „die Lebensrealität von den meisten Familien.“
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Doch dann stellte sie doch klar: „Für mich ist Familie dort, wo Kinder sind.“ Genau dieser Satz also, den ihre „Parteifreundin“ Muhsal zuvor als „gesellschaftsverwahrlosend“ bezeichnete.