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Wohngeld und Netto-Gehalt: Darum lohnt es sich kaum, MEHR Geld zu verdienen

Staatliche Leistungen stocken viele Einkommen auf. Berechnungen zeigen nun, dass es sich kaum lohnt MEHR Geld zu verdienen.

Bürgergeld
© IMAGO / Revierfoto

Das ist das Bürgergeld und so viel steht jedem zu

Das Bürgergeld ersetzt in Januar 2023 das bisherige "Hartz IV"-System in Deutschland. Wir verraten dir alles, was du über das Bürgergeld wissen musst.

„Arbeiten lohnt sich nicht mehr“ – dieser Satz ist in Deutschland immer wieder zu hören. Kritische Stimmen bemängeln, dass sich mit dem Bürgergeld Arbeit vor allem für Geringverdiener mit Vollzeitjob kaum noch lohne.

Eine aktuelle Umfrage des „Instituts für Demoskopie Allensbach“ zeigt, dass mehr als die Hälfte der Befragten den Eindruck hat, dass sich Arbeit in Deutschland nicht lohnt. Doch was ist dran an dem Vorwurf?

Wer zwischen 2.700 Euro und 4.700 Euro brutto verdient, hat oft nur einen minimalen Nettozuwachs, obwohl die Differenz beim Bruttoeinkommen erheblich ist. Das liegt daran, dass Wohngeld, Kinderzuschlag und andere Sozialleistungen, die das Einkommen aufstocken, mit steigendem Gehalt gekürzt werden. Das geht aus dem Sozialleistungsrechner des „ifo-Instituts“ hervor.

Bei höherem Einkommen verbessert sich finanzielle Lage kaum

Ein Beispiel verdeutlicht dieses Paradoxon: Einem Alleinverdiener mit einem Bruttoeinkommen von 1.000 Euro verbleiben nach Abzügen rund 872 Euro. Der Staat springt aber mit zusätzlichen Leistungen ein, so dass eine vierköpfige Familie durch Kindergeld, Bürgergeld und Wohngeld auf ein verfügbares Einkommen von rund 3.000 Euro kommt.

Bei höheren Einkommen verbessert sich die finanzielle Situation kaum, da das zusätzlich verdiente Geld durch den Wegfall von Sozialleistungen teilweise neutralisiert wird.

Arbeit lohnt sich trotzdem

Ungeachtet der Diskussionen zeigt ein vom Münchner ifo-Institut entwickelter Sozialleistungsrechner, dass sich Arbeit grundsätzlich lohnt. Wer arbeitet und alle verfügbaren Sozialleistungen ausschöpft, steht finanziell besser da als jemand, der auf das Bürgergeld angewiesen ist.

Das eigentliche Problem liegt darin, dass sich eine Ausweitung der Erwerbstätigkeit finanziell nicht immer lohnt, weil das zusätzliche Einkommen durch den Wegfall von Sozialleistungen geschmälert wird. Das betrifft zum Beispiel Personen die von Teilzeit in Vollzeit wechseln wollen.

Mehr Bruttoeinkommen bedeutet nicht mehr Nettoeinkommen

Die Einkommensabhängigkeit der Sozialleistungen führt in der Praxis zu dem Dilemma, dass ein höheres Bruttoeinkommen nicht unbedingt ein höheres Nettoeinkommen bedeutet. In einigen Fällen kann ein höheres Einkommen sogar zu einem niedrigeren Nettoeinkommen führen!

Dieser Umstand entmutigt die Aufnahme einer Vollzeitbeschäftigung oder berufliche Weiterbildungen.



Die Rente macht den Unterschied

Neben den direkten finanziellen Aspekten gibt es auch indirekte Kosten und Nutzen, die mit dem Arbeiten verbunden sein können. Zum Beispiel Kinderbetreuungskosten oder eine höhere Lebenszufriedenheit durch soziale Kontakte am Arbeitsplatz. Und natürlich macht es auch einen Unterschied für die Rente. Je mehr Rentenpunkte gesammelt werden, desto höher fällt am Ende die Rente aus.

Fest steht: Arbeit lohnt sich. Spätestens mit Blick auf die Rente lohnt es sich also, mehr zu arbeiten.