Veröffentlicht inRegion

A3 in NRW: Nach Porsche-Drama – wilde Spekulationen zur Unfallursache und große Trauer

Nach dem Unfall-Drama mit vier Todesopfern auf der A3 gibt es neue Erkenntnisse über die Unfallursache und die beteiligten Porsche-Fahrer.

A3 in NRW: Porsche
© picture alliance/dpa | David Young

Rettungsgasse: So bildest du sie richtig

Wenn sich der Verkehr außerorts staut, muss in Deutschland eine Rettungsgasse gebildet werden. Das musst du dabei beachten.

Nach dem Unfall-Drama auf der A3 mit drei Porsche-Sportwagen und vier Todesopfern ist nicht nur in Deutschland die Betroffenheit enorm. Auch in den Niederlanden herrscht große Trauer, denn zwei der tödlich verletzten Männer wurden dort als ganz besondere Menschen geschätzt. In die Bestürzung mischen sich aber auch wilde Spekulationen über die Unfallursache.

Am Sonntag (26. März) war es – wie berichtet – auf der A3 in Richtung Köln zur einer fürchterlichen Verkettung von Unfällen gekommen. In kurzer Folge verunglückten an derselben Stelle in Höhe der Anschlussstelle Elten zwei Porsche-Sportwagen. Dabei starben vier Menschen aus den Niederlanden, darunter ein Ersthelfer, der am direkten Unfallgeschehen nicht beteiligt war.

A3 in NRW: „Extremes“ Aquaplaning war wohl Hauptursache

Stundenlang – bis in den Sonntagabend hinein – waren Spezialisten einer besonders für die Unfallaufnahme geschulten Polizei-Einheit aus Essen vor Ort auf der A3. Die Ermittler gehen derzeit davon aus, dass „extremes“ Aquaplaning die grundsätzliche Ursache des Unfalls ist – aber wohl nicht die einzige. Die Autobahnpolizei Düsseldorf ergänzt, dass vermutlich die Kombination aus regennasser Fahrbahn und überhöhter Geschwindigkeit zu den beiden Unfällen führte. Zeugen hätten gegenüber der Polizei geäußert, dass die beiden Porsche schnell unterwegs gewesen seien.

A3 in NRW Porsche Abhang
A3 in NRW: Das Foto zeigt den Porsche Cayman, der als erstes von der Fahrbahn abkam und den Hang hinunterrutschte. Foto: IMAGO / ANP

Die Aquaplaning-These wird dadurch gestützt, dass beide Fahrzeuge an exakt derselben Stelle auf der A3 in NRW plötzlich ins Schleudern gerieten. Der einzige Überlebende, ein 22-jähriger Niederländer, gab gegenüber der Polizei an, dass die Fahrbahn nass gewesen sei und der Wagen sich plötzlich gedreht habe. Um weitere Einzelheiten herauszufinden, wollen die Ermittler jetzt die Bordcomputer der beiden verunglückten Porsche auslesen.

Niederländer machen deutschen Asphalt mitverantwortlich

Die Unfallursache ist aber nicht nur in Deutschland ein Thema, das viele Menschen bewegt. Da es sich bei allen Beteiligten um Niederländer handelt, berichten auch Medien in unserem Nachbarland über das Doppel-Unglück auf der A3 in NRW. Auf dem Portal „de Gelderlander“ zum Beispiel diskutieren Nutzer unter einem Bericht über den Unfall sehr intensiv. Und mehrere Teilnehmer sind sich einig: Der ihrer Meinung nach für deutsche Straßen typische Asphalt sei mitverantwortlich für den Unfall.

++ A1 in NRW: Schwerer Unfall ++ Lkw in Flammen ++ Autobahn bis zum Abend gesperrt ++

Ein Niederländer meint, der Unfallhergang zeige, „dass man sich auf die Wetterbedingungen einstellen muss. Besonders in Deutschland, wo viel auf Beton gefahren wird und das Wasser auf der Straße bleibt. (…) Viele Niederländer haben damit Schwierigkeiten, insbesondere an Stellen, an denen man schnell fahren darf.“ Auch ein anderer Nutzer schreibt: „In Deutschland steht eher Wasser auf der Straße als in den Niederlanden.“ Diese und weitere Kommentatoren verweisen darauf, dass in den Niederlanden seit vielen Jahren ein offenporiger Asphalt verarbeitet wird, durch den Regenwasser schneller versickere. In Deutschland dagegen wird er selten verwendet, da offenporiger Asphalt auf Dauer weniger belastbar und außerdem anfälliger für Frostschäden ist, also häufiger saniert werden muss.

Männer engagierten sich für Kinderhilfsstiftung

Wieder ein anderer Nutzer lenkt die Diskussion dann aber von der Asphalt-Frage zurück in Richtung der Porsche: „Die Autos sind leicht, aber haben sehr breite Reifen, um die Leistung auf die Straße zu bringen. Dadurch entsteht schneller Aquaplaning. Während ein normales Auto bei 100 km/h nichts merkt, kann dies bei einem Porsche bereits zu viel sein. Und ja, in Deutschland steht eher Wasser auf der Straße als in den Niederlanden, aufgrund unseres offenporigen Asphaltbetons.“

Doch abgesehen von der Unfallursache bewegt die Niederländer noch ein anderer Aspekt: Zwei der verunglückten Männer – der eine aus Nieuwegein, der andere aus Voorhout – gehörten einer besonderen Stiftung an. Sie trägt den Namen „Dag met een lach“, was auf Deutsch so viel bedeutet wie „Ein Tag mit einem Lachen“. Die Stiftung hat es sich zum Ziel gesetzt, kranken Kindern mit Ausfahrten in Sportwagen einen besonders tollen Tag zu ermöglichen.

„Pechschwarzes“ Ende des „Spring Drive 2023“

„Es ist ein pechschwarzes Ereignis“ – mit diesen Worten zitiert die niederländische Webseite „RTV Utrecht“ den Vorsitzenden der Stiftung, Jacco Brand. Einer der Verstorbenen, ein 39-Jähriger aus Nieuwegein, sei sein Freund und in der Stiftung sehr aktiv gewesen. Der Unfall sei aber nicht während einer Aktion mit Kindern geschehen, sondern während einer gemeinsamen Ausfahrt von Porsche-Freunden mit dem Titel „Spring Drive 2023“ (deutsch: „Frühlingsfahrt 2023“).

Über den verstorbenen 39-Jährigen sagt Jacco Brand: „Er war sehr stolz auf seine Autos, die er durch harte Arbeit verdient hatte. Ich musste ihn nur anrufen, eine Nachricht schreiben oder eine E-Mail für eine Veranstaltung, und er warf seinen Zeitplan um, um dabei zu sein. Auch finanziell war er eine Stütze. Ein Mann, der sagte: ‚Wie viel brauchst du?‘ Denn unsere Veranstaltungen kosten auch Geld.“

Porsches mit halbglatten Reifen unterwegs?

Zum Aquaplaning-Verdacht als Unfallursache äußert sich der Vorsitzende der Kinder-Stiftung ebenfalls. Er halte diese These für plausibel: „Angesichts des deutschen Straßenbelags, aber auch weil einige dieser Autos auf halbglatten Reifen fuhren. Diese haben etwas weniger Profil und sind besonders für den Einsatz auf der Rennstrecke geeignet. Diese Reifen können weniger Wasser ableiten, und wenn dann eine Pfütze auf der Fahrbahn liegt, kann das Auto bei einer Geschwindigkeit von nur 50 Kilometern pro Stunde schon unkontrollierbar werden.“ Jacco betont allerdings, dass die verunglückten Porsche-Fahrer sehr erfahren gewesen seien und Schulungen auf dem Circuit Zandvoort mit Instruktoren von Porsche absolviert hätten.


Mehr Themen:


Wie berichtet, waren am 26. März auf der A3 in Richtung Köln in Höhe der Abfahrt Elten ein 42-jähriger Mann und seine Beifahrerin (37) aus den Niederlanden in einem Porsche Cayman von der Fahrbahn abgekommen. Der Sportwagen durchbrach die Leitplanke, rutschte einen Hang hinab und prallte gegen dort stehende Bäume. Ein Ersthelfer (39), ebenfalls ein niederländischer Porsche-Fahrer, hielt an, um die beiden Insassen aus dem Unfallwagen zu befreien. Danach kehrten der Ersthelfer sowie der 42-jährige Fahrer und seine Beifahrerin zum Seitenstreifen der A3 zurück. In diesem Moment geriet an derselben Stelle der 56-jährige Fahrer eines Porsche 911 aus den Niederlanden ins Schleudern. Er fuhrt in die Menschengruppe und gegen die Leitplanke. Alle Beteiligten starben – mit einer Ausnahme. Der 22-jährige Beifahrer des 56-Jährigen kam mit leichten Blessuren davon.