Immer weniger junge Leute wollen in ihrer freien Zeit Brandbekämpfer sein. Mit Geschenken und Förderplaketten soll das Ehrenamt wieder attraktiver werden.
An Rhein und Ruhr.
Es ist ein beängstigendes Szenario. Flammen schlagen aus einem Gebäude, dichter Rauch umhüllt das Geschehen. Von weitem hört man das Sirenengeheul der freiwilligen Feuerwehr. Doch am Ort des Feuers angekommen, ist der Mangel an freiwilligen Helfern kaum noch zu übersehen. Schnell müssen Einsatzzüge von außen nachalarmiert werden. Wertvolle Zeit vergeht, bis der Brand erstickt werden kann.
Nicht nur beängstigend ist dieses Szenario, es ist mehr als realistisch. Die freiwillige Feuerwehr schlägt Alarm. Immer weniger junge Leute wollen dabei sein, immer weniger Arbeitgeber stellen ihre Angestellten frei. Dabei ist die Freistellung für ehrenamtliche Hilfe sogar gesetzlich geregelt: Nach Paragraph 20 des Gesetzes über den Brandschutz, die Hilfeleistung und den Katastrophenschutz (BHKG) sind Arbeitgeber dazu verpflichtet, ihre Mitarbeiter für einen Einsatz der Feuerwehr freizustellen.
„Theorie und Praxis sehen leider unterschiedlich aus“, sagt Nils Vollmar vom Verband der Feuerwehren NRW. Die Akzeptanz für ehrenamtliche Tätigkeiten im Katastrophenschutz sei leider gesunken, so Vollmar. Außerdem gebe es Leute, die ihren Arbeitsplatz einfach nicht verlassen könnten: „Es ist zwar gesetzlich geregelt, aber viele haben Berufe, wo sie unabkömmlich sind, zum Beispiel Krankenpfleger oder Maschinenführer.“
Ein Problem, das vornehmlich in kleineren Kommunen auftritt. Hier arbeiten die meisten Bewohner nicht vor Ort, sondern pendeln in benachbarte Städte. Das verlängert den Weg zum Brand und verringert die Chance abkömmlich zu sein. Ein Dilemma, das Robert Meyboom, der stellvertretende Leiter der freiwilligen Feuerwehr aus Wesel bestens kennt: „Früher war der Leiter der Feuerwehr der örtliche Handwerksmeister. Der hat seinen Gesellen gesagt, sie sollen auch eintreten und wenn was war, dann hat der halt mal schnell den Betrieb dicht gemacht.“
Dankgeschenke an Arbeitgeber
In Dinslaken sieht das nicht anders aus, jedoch versuchen die Freiwilligen der Sache anders Herr zu werden. Mit kleinen Goodies soll den Arbeitgebern für ihre Unterstützung gedankt werden. „Wir machen uns gerade Gedanken, wie das am besten umzusetzen ist“, erklärt Udo Wallbrodt, „im Auge haben wir da Ehrungen für Freiwilligen-freundliche Betriebe oder Einladungen zu bestimmten Veranstaltungen.“
Er bläst damit ins gleiche Martinshorn wie das Land NRW. Das Ministerium für Inneres und Kommunales zeichnet jährlich zehn Arbeitgeber aus Nordrhein-Westfalen mit einer Förderplakette aus. Ausschlaggebendes Kriterium ist die Unterstützung der Mitarbeiter, die im Katastrophenschutz und bei freiwilligen Feuerwehren ehrenamtlich tätig sind. Allerdings gibt es eine Feuerwehr, die gegen den allgemeinen Strom schwimmt. In Neukirchen-Vluyn sind Nachwuchssorgen nicht existent. „Wir mussten unsere Jungfeuerwehr um 10 Plätze aufstocken“, ist Leiter Lutz Reimann stolz. Er macht dafür die Rahmenbedingungen verantwortlich. „Unser Gerätehaus und die Ausrüstung ist top. Mit ner Bruchbude und alten Fahrzeugen können Sie heute niemanden mehr hinterm Ofen hervorlocken.“