Zwei Iraner werden seit Januar verdächtigt, einen Giftgas-Anschlag geplant zu haben. Nachdem ein Sondereinsatzkommando einen der Terrorverdächtigen aus seiner Wohnung in Castrop-Rauxel holte (hier mehr dazu), ist er nun wieder auf freiem Fuß. Die ganze Stadt war nach dem Vorfall in Angst und Schrecken. Kaum vorzustellen, wie sich die Nachbarn in unmittelbarerer Nähe erst gefühlt haben müssen.
Cornelia M. lebte jahrelang in der betroffenen Straße unter einem Dach mit einem der Verdächtigen. Die 52-Jährige ist schockiert darüber, was ihrem ehemaligen Nachbarn vorgeworfen wird. Sie hatte den 32-Jährigen ganz anders kennengelernt.
Castrop-Rauxel: Terrorist oder hilfsbereiter Nachbar?
„Ich habe ihn durch eine christliche Gemeinde kennengelernt. Er hat mir beim Umzug geholfen und ich durfte bei ihm in der Wohnung zwischenzeitig Möbel unterstellen. Und wenn er mich beim Einkaufen gesehen hat, hat er mir immer die Tasche hochgetragen“, erinnert sich Cornelia M. im Interview mit DER WESTEN zurück. Im Gegenzug habe die 52-Jährige ihm beim Papierkram ausgeholfen. Auch an gemeinsame Grill-Abende im Hinterhof denkt die Vierfach-Mama gerne zurück.
Dass ihr ehemaliger Nachbar Monir J. nun mit seinem 25-jährigen Bruder verdächtigt wird, einen Giftgas-Anschlag auf eine größere Menschenmenge an Silvester geplant zu haben, kann sie kaum fassen. „Ich bekomme meinen sehr netten und hilfsbereiten Nachbarn nicht mit dem mutmaßlichen Terrorverdächtigen unter einen Hut. Das passt so gar nicht“, betont sie. Die Brüder sollen im Auftrag der Terrororganisation „Islamischer Staat“ gehandelt haben. Doch auch von einer Verbindung zum Islam habe Cornelia M. nie etwas mitbekommen: „Er hat sich nicht einmal in Richtung Islam geäußert, deshalb kann ich mir das im Zusammenhang mit ihm überhaupt nicht vorstellen.“
+++ Ruhrgebiet: Tierstation drohte das Aus – doch jetzt gibt es Neuigkeiten +++
Ehemalige Nachbarin traut Brüdern Tat nicht zu
Auch dem jüngeren Bruder traue sie eine solche Tat nicht zu – trotz seiner kriminellen Vergangenheit. Der Iraner wurde 2019 nämlich wegen versuchten Mordes zu sieben Jahren Haft verurteilt. Er hatte einen 2,60 Meter langen Ast von einer Autobahn-Brücke auf den Wagen einer Frau geworfen. Sie überlebte nur durch Glück. Aufgrund einer Suchterkrankung kam er in eine Entziehungsanstalt und durfte zuletzt sogar übers Wochenende bei seinem Bruder übernachten, wie Oberstaatsanwalt Henner Kruse aus Dortmund der „Bild“ erklärte. Die ehemalige Nachbarin kannte, den 25-Jährigen als er noch ein Jugendlicher war. „Er war eigentlich immer der junge Mann, der dafür gesorgt hat, dass die Mädchen heile nach Hause kamen.“
Noch mehr News:
Inzwischen wurde der ältere Bruder aus der Untersuchungshaft entlassen. Laut einem Bericht des „Spiegel“ habe das Amtsgericht keinen dringenden Tatverdacht mehr bei ihm gesehen. Bis auf Marihuana und Kleinstmengen „chemischer und biologischer Substanzen“ sei in der Wohnung bislang nichts gefunden worden. Die Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf hat Beschwerde gegen die Freilassung erlassen. Cornelia M. hofft nur, dass ihr Eindruck sie nicht täuscht: „Natürlich kann man den Menschen nur vor den Kopf schauen, doch ich kann es mir beim besten Willen nicht vorstellen.“