Nicht auszudenken, was hätte passieren können! Die Clan-Eskalation im Ruhrgebiet hält die Polizei und demnächst auch die Justiz auf Trab. Selbst NRW-Innenminister Herbert Reul (70, CDU) musste zur Sondersitzung im Innenausschuss im Landtag antanzen, dort den Mitgliedern Rede und Antwort stehen. Und was er zu sagen hatte, lässt erschaudern…
Rückblick: Hunderte Männer syrischer und libanesischer Nationalität lieferten sich in und vor einem syrischen Restaurant in Essen eine Massenschlägerei, gingen u.a. mit Dachlatten und Baseballschlägern aufeinander los (hier mehr). Möbel flogen herum, Glas zerbrach, Unbeteiligte flüchteten völlig erschrocken auf die Straße. Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort, auch ein Hubschrauber und Hunde kamen zum Einsatz.
Clan-Eskalation im Ruhrgebiet: „Nichts in deutschen Großstädten zu suchen“
Der Auslöser des Streits sei laut Reul ein Streit unter Kindern gewesen sein. Der NRW-Innenminister: „Auslöser soll die leichte Verletzung eines Kinds einer Familie beim Spielen gewesen sein, die dann offenbar gerächt werden sollte“. Doch auch der brutale Streit mit einem lebensgefährlich verletzten Syrer (23) in Castrop-Rauxel könnte mit der Essener Massenschlägerei zusammenhängen. Inzwischen ist er außer Lebensgefahr, eine Mordkommission ermittelt.
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Die genaue Zusammensetzung der Konfliktparteien werde noch ermittelt, so Reul weiter. Unklar sei auch noch, ob es sich bei beiden Konflikten um Fortführungen von Streitereien einzelner Familienmitglieder handle. Auffällig sei jedoch eine „enorme Solidarisierung und Mobilisierung über die digitalen Medien und entsprechende Chatgruppen“ auf beiden Seiten. Reul sprach von einer „Pulverfassmentalität“ und einem Konflikt, „der nichts auf den Straßen in deutschen Großstädten zu suchen hat“.
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Polizei findet Macheten und Maschinenpistole
Die Tumulte begannen am Donnerstag (15. Juni) in Castrop-Rauxel, an denen bis zu 50 Menschen beteiligt gewesen sein sollen. Die Polizei sprach bislang von 20 bis 30 Personen. Die Lage sei für die eintreffenden Beamten „unübersichtlich“ gewesen, sagte Reul weiter. „Mehrere Personen gingen aufeinander los.“ Polizisten seien „direkt verbal und körperlich angegangen“ worden. Zehn Menschen wurden verletzt, darunter ein Polizeibeamter.
Am Freitag hätten sich in Castrop-Rauxel erneut 50 bis 60 Menschen getroffen, „offenbar zu einer Art High Noon“, so Reul. Bei dem anschließenden Polizeieinsatz wurden etliche Waffen beschlagnahmt, darunter eine Maschinenpistole und Macheten. Mehrere Tatverdächtige wurden von einem Polizeihubschrauber bis nach Essen verfolgt.
Hunderte Libanesen und Syrer standen sich in Essen gegenüber
Am späten Freitagabend standen sich in Essen dann Hunderte Libanesen und Syrer gegenüber. „Das sieht für mich nicht unbedingt nach einem Zufall aus“, sagte der Innenminister. Die Polizei hätte die Lage schnell beruhigt. Vier Beamte wurden verletzt. Im Großraum Gelsenkirchen habe es am Samstag (17. Juni) zudem eine weitere Mobilisierung von rund 80 Menschen gegeben.
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Reul zieht eine erste Bilanz: 700 Polizisten waren im Einsatz, zwei Verdächtige wurden vorläufig festgenommen, 41 Menschen kamen kurzfristig in Gewahrsam. 462 Menschen und 76 Fahrzeuge wurden kontrolliert. Insgesamt beschlagnahmten die Beamten 141 Gegenstände, darunter die Maschinenpistole und 43 Messer.